Sonntag, 26. Januar 2014

Schottland 2013

Schottland 2013

Im Mai 2013 hatte ich meine bis dahin beste und weiteste Motorradtour unternommen. Zu viert ging es für 12 Tage nach Schottland. Bilder von meiner MZ 1000 auf der Isle of Skyes.
  

Vorgeschichte

Wir befinden uns im zwanzigsten Jahrhundert  kurz vor der Jahrtausendwende.
Wir sind drei Kumpels, Marc, Sven, Thomas und studierten damals in Zwickau Maschinenbau 
und Fahrzeugtechnik.
Marc und Sven kannten sich schon seit 1990 als sie gemeinsam eine KFZ Mechaniker Lehre begonnen hatten. Außerdem wohnten sie nur zwei Dörfer von einander getrennt.
Thomas kam während des Studiums dazu – weil er den besten Kaffee im Wohnheim kochte (in extra vorgewärmten Tassen weil die Kaffeemaschine so scheiße war..).
Wir waren alle drei motorradbegeistert,  doch aktiv gefahren ist damals nur Thomas (der dafür kein Auto hatte).
Marc hatte Anfang der 90iger eine MZ ETZ 150 die im Laufe der Zeit zu einer Cross-Maschine umgebaut wurde. Sven fuhr in dieser Zeit fleißig seine Simson S51 die ihn bis an den Balaton brachte. Und er hatte noch eine Ganze und eine Halbe RT125/2 im Keller liegen die darauf warten restauriert zu werden. Aufgrund der Berufsausbildung wurden damals die Autos wichtiger, so dass die MZ und die Simson abgestoßen wurden. Thomas hingegen lebte von Anfang an den Traum des Easy Riders und fuhr zuerst eine MZ ETZ 150 später eine Honda NTV (Das Studentenmotorrad) und rüstete dann auf eine Honda Fireblade auf.
Während des Studiums entwickelte sich die Idee bzw. der Wunsch einmal eine gemeinsame
Motorradtour zu machen. Dieser Wunsch wurde noch verstärkt als ein paar Kommilitonen 1999 mit ihren MZ’ten bis in die Ukraine fuhren – was zur damaligen Zeit ein echtes Abendteuer war (ras-mussen).
Marc`s Frau (damals noch Freundin) studierte in Manchester und entführte ihn während eines Besuches dort, nach Schottland  (Edinburgh, Sterling …). Von diesem Tag war er von diesem Land fasziniert und wohl auch daher kann die Idee eine Schottlandtour zu machen.  
Leider kam das Leben dazwischen. Als Studenten hatten wir nicht das nötige Kleingeld um die Idee zu verwirklichen, kaum hatten wir den Dipl.-Ing. in der Tasche kam der neue Job und die Familie mit den Kindern und allerhand andere Verpflichtungen dazwischen. So vergingen nochmals über 10 Jahre bis die Idee von damals wieder zurück in unsere  Köpfe finden sollte.
Thomas fuhr immer noch seine heißgeliebte Fireblade und legte sich zu unserem Neid noch ein Zweitmopped zu. Eine MZ 1000 SF (Kiloemme). Sven fuhr mittlerweile auch aktiv auf seiner, eigentlich nur für die Rennstrecke und nicht für den normalen Straßenverkehr konstruierten Bimota SB8. Und Marc machte auf MC-Kutte für Einsteiger und versuchte seine Suzuki VZ800 Marauder irgendwie durch die Kurven zu drücke. Nachdem Marc die Marauder aus familiären Gründen verkaufen musste durfte er auf Thomas seiner MZ 1000SF gastfahren, wobei er sich dem Kiloemmenvirus einfing. Er erlag dem Virus und kaufte sich ebenfalls eine Kiloemme.
Wir schreiben mittlerweile das Jahr 2012.
Jeder von uns hatte nun ein Motorrad. Haus ist gebaut, Wohnung auf Vordermann gebracht. Und die Kinder sind in einem Alter das sie auch einmal ein paar Tage mit Mutti allein oder bei Oma bleiben können. Und auf einmal war sie da, die Einsicht dass jetzt genau der richtige Zeitpunkt ist um die Idee von damals Wirklichkeit werden zu lassen. Thomas und Marc legten fest dass unsere erste wirklich große Tour im Jahr 2013 nach Schottland führen sollte. Sven war auch gleich Feuer und Flamme und holte gleich noch seinen Kumpel und Kollegen Heiner mit ins Boot.
Nun stand es also fest!
2013 fahren wir nach Schottland!

Vorbereitungen

Ende 2012 haben wir den festen Termin der Schottlandtour vereinbart. Vom 08.05.13 bis zum 18.05.13 sollte sie stattfinden und 4 Leute wollten mitfahren:
  • Heiner mit   BMW R 1200GS Rallye
  • Marc mit     MZ 1000SF
  • Sven  mit     BMW F 800GS
  • Thomas mit MZ 1000SF  
Kurz danach buchten wir die Tickets für die Fähre nach Nordengland bei DFDS SEAWAYAS . Die Kosten von 187€ pro Person beinhalteten die Hin- und Rückfahrt in einer 4 Mann Kabine, je ein Frühstück auf der Fahrt Richtung England und den Transport der Motorräder. Da wir über den ADAC buchten erhielten wir ein Rabatt von 10%.

Hinfahrt:  
 08.05.13 17.30 Uhr Amsterdam (Ijmuiden) – Newcastle, Ankunft in Newcastele 10.00Uhr
Rückfahrt:
17.05.13 17.00 Uhr NewcastleAmsterdam (Ijmuiden), Ankunft in Amsterdam 9.00Uhr

Für unsere Routenplanung legten wir ein paar Orte fest die wir für interessant und sehenswürdig hielten:
geplante Route
Wir planten die Route anhand der Liste von Orten die wir besuchen wollten und der Vorgabe halbwegs an der Küste zu bleiben. Die Tagesetappen sollten zwischen 250 und 350 km liegen.
Schlafen wollten wir im B&B oder in Hotels, wir hatten jedoch keine Lust jeden Abend auf die verzweifelte Suche nach einer vernünftigen und bezahlbaren Unterkunft zu gehen. Alle Hotels wurden deshalb über booking.com vorgebucht. Allerdings mit der Option 24 Stunden vorher kostenlos zu stornieren.

Es ergab sich folgende Tour:


Tag 1
von:                 Newcastle Hafen
nach:               The Milton Inn, Milton, Dumbarton, G82 2TD
Entfernung:    343 km
sehenswertes: Hadrianwall


Tag 2
von:                 The Milton Inn, Milton, Dumbarton, G82 2TD
nach:               Spean Bridge Hotel , Fort William Road, Spean
                        Bridge, PH34 4ES
Entfernung:     300 km
sehenswertes:  Glen Coe; Fort William (scottisch six day trials)

Tag 3
von:               Spean Bridge Hotel , Fort William Road,
                      Spean Bridge, PH34 4ES
nach:              Dunollie Hotel ‘A Bespoke Hotel’ ,Broadford,
                       Isle Of Skye Broadford, IV49 9AE
Entfernung:    291 km
sehenswertes: Fort Augustus (Schleuse am Kaledonischen Kanal);
                                                                             Eilean Donan Castle; Sky mit Old Man Of Storr

Tag 4
von:                Dunollie Hotel ‘A Bespoke Hotel’ ,Broadford,
                       Isle Of Skye Broadford, IV49 9AE
nach:              Caledonian Hotel 'A Bespoke Hotel’,
                       Quay Street, Ullapool, IV26 2UG
Entfernung:    266 km
sehenswertes: Applecross "Pass of the Cattle"


Tag 5
von:               Caledonian Hotel 'A Bespoke Hotel’,
                       Quay Street, Ullapool, IV26 2UG
nach:              Castletown Hotel, Main Street, Castletown,
                       Castletown, KW14 8TP
Entfernung:    230 km
sehenswertes: Durness;Smoo Cave; John O`Groats

Tag 6
von:               Castletown Hotel, Main Street, Castletown,
                      Castletown, KW14 8TP
nach:              Corunna Bed & Breakfast, 16 Glenurquhart
                       Road, Inverness, IV3 5NU
Entfernung:    216 km                                                    sehenswertes: Loch Ness, Inverness diverses

Tag 7
von:               Corunna Bed & Breakfast, 16 Glenurquhart
                       Road, Inverness, IV3 5NU
nach:              Bendarroch House, Strathtay, Pitlochry,
                       PH9 0PG
Entfernung:    205 km                                                    sehenswertes: Aberfeldy Dewards Destillerie
Tag 8
von:                Bendarroch House, Strathtay, Pitlochry,
                       PH9 0PG
nach:              Haymarket Hotel, 1-3 Coates Gardens,
                       Haymarket, Edinburgh, EH12 5LG
Entfernung:    125 km
sehenswertes: Edinburg diverses

Tag 9
von:                Haymarket Hotel, 1-3 Coates Gardens,
                       Haymarket, Edinburgh, EH12 5LG
nach:              Newcastle Hafen
Entfernung:    201 km
sehenswertes: Rosslyn Chapel

Die geplante Tourenlänge in Großbritanien betrug 2177km zuzüglich An- und Abreise von ca 1300km.

Drei Strecken nach Amsterdam

Tag 1 Mi. 08.05.13          

Strecke: Vom Heimatort nach Amsterdam  (Ijmuiden),
Fähre nach Newcastle (Abfahrt 17.30 Uhr), 660 km




Am letzten Nachmittag vor dem Start wurde die Emme beladen. Testweise hatte ich das ja schon erprobt: Die vollgestopfte Louis-Packtasche ohne die komischen Seitentaschen auf den Sozia Sitz, zwei Tentbags von SW-Motech draufgelegt und an der Packtasche befestigt. In den Tentbags sind Schuhe, Kleinkram und ein großer Schlafsack, welchen ich nie benutzen werde. Das ganze dann an den 4 Gepäckhaken des hinteren Sitzes festgezurrt und zur Sicherheit nochmal quer von einer hinteren Fußraste zur anderen mit nem Spanngurt bombenfest verzurrt. Die ganze Geschichte hält super, dauert aber jedes Mal 10 Minuten bis alles fest ist. Da ist die Koffervariante der Beamer (BMW)-Kollegen (Koffer auf – Innentasche rein – Koffer zu) wesentlich besser.
Der Plan sah so aus: Fähre legt um 17:30 Uhr ab, Google Maps braucht 6 Stunden nach Amsterdam/ Imuiden. Also Abfahrt 8.30 Uhr,  3 Stunden Reserve reichen ja locker. Dachte ich.
In der letzten Nacht konnte ich natürlich nicht so schnell einschlafen, immerhin ging ein lang gehegter und geplanter Traum in Erfüllung. 
Die MZ 1000SF (Kiloemme) ist startklar
Voller Vorfreude bin ich 6 Uhr aufgestanden, der ersehnte Starttag war endlich da! Tasse Kaffee und ein Brötchen mit Honig zum Frühstück, dabei Wetterbericht geschaut: Sieht gut aus, viele Wolken aber kein Regen. Also hurtig die Moppedsachen angezogen, den letzten Kleinkram in den Tankrucksack geworfen und ab auf das Krad. Aufs rote Knöpfchen gedrückt und bollernd sang der 1000er Motor sein zweistimmiges Lied und zauberte mir wie üblich ein breites Grinsen auf das Gesicht. Die große Reise geht endlich los, Kupplung ziehen, ersten Gang einlegen und - plopp geht die Karre aus. Ich Depp habe vergessen den Ständer einzuklappen. Das fängt ja gut an! Ein schlechtes Omen (und es wird sich erfüllen…). Auf jeden Fall ein peinlicher Start, aber keiner hat´s gesehen. Also Ständer eingeklappt, nochmal rotes Knöpfchen, nochmal das Gesinge, aber diesmal stirbt es nicht ab sondern wird lauter. Flugs auf die A4 gen Westen, dann auf die A7 Richtung Norden. Mit Marc habe ich mich am Kasseler Kreuz verabredet, die beiden süddeutschen Kollegen treffen wir erst an der Fähre. 
Sven und seine BMW F800 GS sind reisefertig
Sven und Heiner mit seiner BMW R1200 GS Rallye
Die Fahrt auf der Bahn war wie üblich öde und langweilig. Erst vor Remsfeld wurde es interessanter. Zu Beginn zäh fließender Verkehr, dann langsam fahrender Stau. Ich hatte es eilig, also wie gewohnt zwischen den Spuren durch. Dann stockte der Verkehr und zwischen den Spuren war kein Platz mehr. Also mit der kleinen Brechstange auf der Standspur weiter. Nach ein paar Kilometern war auch die Standspur durch parkende LKWs blockiert. Lustigerweise sind die LKWs auf der rechten Spur so dicht aufgefahren das ich mit der Emme nicht von der Standspur runter kam. Deswegen auf der Standspur in 3 Zügen gewendet und hundert Meter zurück gefahren bis eine Lücke groß genug war und ich wieder auf die linken Spuren kam. Dort musste ich mich im Schritttempo durch die Dosen quälen, und die Uhr auf der Fähre tickte.
Nach einigen Kilometern wurde der Stau (Verkehr war es ja nicht mehr) von der Autobahn runtergeleitet und ich befand mich plötzlich auf irgendeiner größeren Landstraße wieder. Eine Umleitung war nicht ausgeschildert, ein Navi hatte ich nicht und eine vernünftige Karte von Deutschland natürlich auch nicht. Diesen Teil der Strecke hatte ich einfach nicht beachtet. Ich will an die Nordspitze Schottlands, was interessieren mich da hessische Landstraßen neben der Autobahn! Und mit dem Trick einfach jemand mit passendem Nummernschild nachfahren bin ich schon mal böse auf die Schnauze gefallen. Also in die nächste Tanke und fragen wo es nun lang geht wenn man Richtung Norden will. Freundliche Leute dort, ich erfahre das die A7 schon in der Nacht nach mehreren schweren LKW-Unfällen gesperrt wurde, deswegen auch die vielen LKW auf der Standspur. Die haben gepennt – kenne ich ja von meinem Winterstau. Ich bekam von der netten Dame eine kurze Wegbeschreibung bis zur nächsten freien Autobahnauffahrt und fuhr weiter. Also der Beschreibung nach durch den Verkehr gequält, durch Dörfer und Städte – alle völlig von dem Verkehr der gesperrten Autobahn verstopft. Ich hatte es sehr eilig und war nur ein Meter breit, es ging also sehr stramm und mit Druck links an den Dosenkolonnen vorbei. Mit dem Auto hätte ich die Fähre sicher nicht mehr geschafft. Aber ich war ja böser Motorradfahrer, raste Blinker links überall vorbei und erreichte bald die nächste Autobahnauffahrt. Zwischendurch noch ein kurzer Halt um Marc über meine Verspätung zu informieren, der wartete schon ne Stunde an der verabredeten Raststätte und wusste von nix. Also rauf auf die Bahn, und so schnell wie der Winddruck es zuließ (Tacho 180, real 150) gen Norden geeilt.
Nach zweimaligem Verpassen der Ausfahrt habe ich die Raststätte erreicht und treffe dort endlich den Marc an, er befindet sich im Schwebezustand zwischen Langeweile durchs stundenlange Warten und leichter Panik (Wir verpassen die Fähre!). Nach einer herzlichen Begrüßung und einem Kaffee mit viel Zucker ging es weiter mit der wilden Hatz. Wir lagen dank ausreichender Reserve noch halbwegs gut in der Zeit, aber trödeln dürften wir nicht mehr. Es ging also in verschärfter Gangart weiter auf der A44 Richtung Holland. Marc hatte sich ein TomTom Rider Navi geleistet, eine super Investition wie sich zeigen sollte. Er fuhr also als Navigator vorne weg, eine Funktion die er in den nächsten zwei Wochen mit Bravur meistern sollte! Nach einer Stunde Fahrt erschreckte mich dann eine leuchtend gelbe Warnleuchte im Emmencockpit. Deswegen hielt ich am Randstreifen an. Rätselraten was nun wieder los ist. Falls der Fehler nicht mehr anliegt sollte die Warnlampe nach dreimaligem Neustart erlöschen. Also drei Mal neu gestartet – die gelbe Lampe erhellte weiterhin fröhlich die Welt. Kurze Diskussion zwischen Marc und mir, wir wissen nicht was los ist, also weiter fahren und hoffen das demnächst die Lampe aus geht und der Motor an bleibt. Die Lampe sollte mich noch einige Tage beschäftigen. Aber erstmal ging es weiter Richtung Westen, das Ruhrgebiet rauschte vorbei, den Unterschied zwischen Holland und Deutschland erkannte man nur an den andersfarbigen Schildern. Auf der Strecke haben wir zwei Mal getankt, ansonsten bin ich nur Marcs MZ hinterhergedüst. Amsterdam umfuhren wir großzügig über diverse Autobahnkreuze und erreichten noch mehr als rechtzeitig den Hafen von Ijmuiden. Das Navi leitete uns direkt bis zum Terminal der DFDS-Reederei, auf dem Parkplatz davor standen viele Autos, einige volle Touribusse und zwei BMWs samt Heiner und Sven, wir hatten die Fähre und unsere Mitstreiter erreicht.
Die Beamer warten bereits in Ijmuiden
Allgemeines Hallo und Händeschütteln, wir hatten zwar in letzter Zeit häufiger telefoniert, aber uns seit mehreren Monaten nicht gesehen. Heiner und Marc hatten sich bisher nach gar nicht gesehen. Als die Begrüßung durch war fuhr ich mit meiner Buchungsbestätigung vorneweg zur Dame an die Schranke. Der Zettel und mein Ausweis reichten aus um mein Ticket mit der Kabinennummer  zu bekommen und die Schranke für mich zu öffnen,  meine Daten waren ja bei der Buchung angegeben. Bei Sven und Heiner dagegen hatte ich nur die Motorradmarke angegeben, mehr wusste ich damals im Dezember ja nicht. Folgerichtig wurde ich von beiden nochmal zurück zum Schalter gerufen, aber nach einem kurzen Palaver durften wir alle vier passieren und zur Fähre rollen.  
Der Riesendampfer lag schon seinem Liegeplatz vertäut, aber die Rampe war für uns Kradisten noch versperrt. Wir mussten uns also in der Motorrad-Warteschlange einreihen. Geschätzt 30..40 Motorräder waren vor uns, genauso viele sollten bald hinter uns stehen. Wir mussten jetzt noch eine dreiviertel Stunde warten. Wir flanierten die Motorradschlange entlang und schauten uns die Maschinen an. Der Anteil der BMW-Motorräder war schockierend, mindestens drei Viertel der Schlange bestand aus weiß-blauen Propellern, vornehmlich 800 und 1200 GSen. Nebenbei noch wenige Triumph und ein paar Japanern. Die einzigen Exoten waren Marcs und meine MZ 1000 SF und eine BossHoss, sehr schwarz, sehr groß und sehr böse. Natürlich mit passendem Fahrer!
Heiner, Sven, Marc und Thomas an der Fähre, vorne die MZ von Marc
Die Rampen der Fähre waren schon unten und die Insassen der Touribusse eroberten fußläufig die Fähre über eine Gangway schräg über uns. Gabelstapler fuhren geschäftig umher und verteilten ihre Fracht, bald geht es auch für uns los - Spannung pur. Der Moment wo die Motoren starten und man nach ewiger Warterei über eine schräge Rampe voller Ungewissheit und nervöser Vorfreude in den Bauch der riesigen Fähre fährt, über rutschige lackierte steile Stahlflächen hinweg, hämmernde Motoren vor, unter, und hinter einem – das ist ein ganz besonderer Moment für mich. Der wirkliche Beginn der Tour. Helme mit Warnwesten weisen uns den Weg in unseren Motorrad-Park-Bereich. 8 m breit, 2,20 hoch und 30 m lang, das war der Raum wo wir die Motorräder zu fünft nebeneinander abstellen sollten. Durch das Stop and Go beim Befahren der Fähre war ich vorne gelandet und der Rest meiner Truppe hinter mir verteilt. Direkt links neben mir stand der coole Boss Hosser, wenn der sein Monster nicht richtig verspannt wird aus meiner Emme bei geringstem Seegang eine  Emmelie. Die orangen Gurte geschnappt und wie vorher im Kopf durchgespielt das Motorrad befestigen. Im Boden waren Zurrösen befestigt und alle 2 m quer dünne Stahlseile gespannt, das Abspannen  war also recht einfach:  vorn am Rahmen und hinten an den Beifahrerfußrasten je ein Spanngurt, mit der Ratsche ordentlich straff gezogen und gut ist es. Svenja ist bestimmt schneller, aber meine Zeit war auch nicht schlecht. Trotz der geringen Anzahl von Handgriffen wird einem in dem Motorradklammotten sehr schnell warm, und ich war froh als ich fertig war. Die Boss Hoss wurde von seinem saucoolen Treiber fachmännisch angeschlagen, die Gefahr von Links war also gebannt. Aber das rote Mopped vor mir, eine BMW (was sonst), stand auf seinem Hauptständer und war nur vorn beidseitig mit lockeren Gurten gesichert. Aber ehe ich intervenieren musste wurde der nicht sehr clever dreinblickende Besitzer von seinen Kumpels  eingewiesen, auf den Seitenständer stehend und straffe Gurte links und rechts verbesserten die Standfestigkeit seiner BMW R-Irgendwas auf ein für mich beruhigendes Maß.
Die ganze Abspannerei empfand ich als sehr chaotisch. Die Motorräder stehen sehr dicht, man kann kaum zwischen ihnen durchlaufen. Überall sind Lenker, Spiegel, Blinker …Schlangenmenschen sind hier echt im Vorteil. Die Motorradtreiber wusseln protektorenbepackt dazwischen rum und es gibt tatsächlich noch andere Passagiere die sich durch die Reihen der Motorräder mit ihren großen Reisetaschen zwängen müssen.
Thomas und Sven beim Verzurren (ganz links im Bild der Boss Hosser)
Das Fahrzeugdeck wird kurz vor der Abfahrt verschlossen, wir ließen also das ganze Gepäck auf den Motorrädern und nahmen nur die Tankrucksäcke und die Helme mit. In meinem Rucksack hatte ich nur Turnschuhe, Jeans, frisches T-Shirt und Schlafzeug + Zahnbürste eingepackt,  mehr braucht man auf der Fähre nicht. Nach kurzer Planlosigkeit fanden wir recht schnell unsere Viermann-Kabine, eigentlich mussten wir nur durch die Feuerschutztür vom Fahrzeugdeck und dann ein paar Meter den Gang entlang. Kabine gefunden,  Tür mit dem Magnetstreifen des Tickets geöffnet und alle vier Mann stürmten geballt hintereinander in die Kabine. Das Stürmen klappte nur für 2,5 m, dann war das Bullauge samt Schiffswand erreicht. Die Kabine bestand aus einem kleinen Vorraum (1m²) mit Tür zum Bad (auch 1m² - Duschbereich mitgerechnet) und einem wirklich schmalen Gang zwischen 2 Doppelstockbetten, Kojen heißt das in der Fachsprache. Der freie Platz reichte bei weitem nicht für vier Leute mit Moppedklamotten aus. Also feuerten 2 Mann ihr Zeug in die Ecke und stellten sich draußen in den Gang, während die anderen zwei sich schnell ihres Motorradzeuges entledigten, es verstauten und ihre zivilen Sachen anzogen. Danach wurde gewechselt und auch Nummer 3 und 4 verwandelten sich vom bösen Protektoren bewehrtem Biker zum netten Jeans- und T-Shirt-Zivilisten.
Was macht man jetzt als erstes auf einem Schiff – man geht oben aufs Deck und schaut sich die ganze Geschichte mal von dort an. Die Fähre war zwar nicht so groß wie die Superspeed nach Norwegen, aber trotzdem ein Riesenpott. Wie geplant 17.30 Uhr Leinen los und langsames Schippern aus dem Hafen - nix Besonderes. Wir hatten Hunger, also ab in die Kantine oder Kombüse oder wie das auf dem Schiff heißt. Die Karte an den Eingangstüren der 2 Restaurants sahen zwar vielversprechend aus, leider auch sau teuer. Also in den großen Saal geschaut, dort gab es Nahrung auf niedrigerem Niveau, sowohl von der Qualität als auch vom Preis. Es gab für jeden einen Seaways-Burger mit Pommes und Cola für 16€, ein sehr großer Teller voller Brötchen, Hackfleisch und fettigen Kartoffelstäbchen. Na wenn das nicht satt macht. Nachdem wir den Teller dann endlich geschafft hatten schauten wir in den Bordgeschäften vorbei, aber es gab dort nichts Interessantes für uns. Weiter zum Geldwechseln, deutsche Euros gegen britische Pfund – das Urlaubsland kam näher!
Wie sollen wir unsere Maschinen in die Rettungsbote bekommen?
Inzwischen waren wir weit draußen auf See, also nochmal an Deck und Seeluft geschnuppert.
Zwei Seebären an Deck
Leider wehte eine steife kalte Brise, nix für unsere zivile T-Shirt-Bekleidung. Deswegen nochmal 4 Decks runter in unsere Luxuskabine und die Motorradjacke geholt. Winddicht bis 200 kmh, mit Thermofutter und dicht schließenden Hals- und Armverschlüssen, diese Art der Bekleidung ist manchmal auch ohne Mopped sinnvoll. Eine Erfahrung die wir noch mehrmals auf der Reise 
machen sollten. 
Die Hecksee
Wohlgeschützt genossen wir den Seewind, die Weite des Horizontes und die
Vergänglichkeit der Hecksee. 
Geisterhafte Erscheinung
 Als wir genug genossen hatten gings wieder 4 Decks runter, Jacke wegbringen und Geld holen. Es musste etwas Alkohol auf die Back ( =Tisch für die Nicht-Seebären unter euch). In der großen Bar spielte eine Liveband in Form eines Alleinunterhalters der Gitarre spielte, ein wenig Unterstützung vom Band bekam und dazu live sang. Richtig schöne Mukke! Heiner spendierte dazu die ersten Whiskys der Reise. Heineken gabs auch noch – Herz was willst du mehr? Hier in dieser Bar habe ich meinen ersten Laphroaig unter Heiners fachkundiger Anleitung getrunken, der Beginn einer großen Liebe (zum Laphie!). Die Stunden in der Schiffsbar waren der perfekte Abschluss des ersten Tages. Er war für mich stellenweise etwas hektisch, aber am Ende des Tages hatte alles geklappt. Nun, während des nächsten Tages wird einiges nicht klappen, das wussten wir zu dem Zeitpunkt aber noch nicht. Mit einem gesunden Alkoholspiegel, der für die nötige Bettschwere sorgte, ging es dann 4 Decks wieder runter in unsere Kabine. Sie lag wie schon erzählt direkt über der Maschine und der Lärm war erschreckend laut. Ich war mir sicher dass ich kein Auge zutun werde und bis morgen früh schlaflos in der Koje liege. Marc hatte mir ein Paar Ohropax geschenkt. Also die gelben Dinger zusammengedrückt und in die Ohren gestopft. Dann ab ins Bettchen, sie waren zum Glück lang genug so dass ich trotz meiner 2 Metern genügend Platz hatte. Entgegen meiner Befürchtung taten der Laphroaig, der Seaways-Burger, die Ohropax und das gleichmäßige Gedröhne der Maschine ihre Wirkung – ich schlief schnell ein wachte erst am nächsten Morgen durch mein Handy wieder auf. Derweil dampfte der Kutter mit mir und meinen Kollegen gen England.


Tag 2 Do. 09.05.13 

Quelle:https://mapsengine.google.com
Strecke: Vom Hafen Newcastle (England)  nach Dumbarton  über Glasgow 348km (geplant). In Wirklichkeit bis Muirkirk unter Glasgow und nur 237 km.


Viel Text und wenig Bilder – aber die Emotionen müssen raus, und davon gab es an dem Tag reichlich. Freude, Begeisterung, Verzweiflung, Resignation, Hoffnungslosigkeit …
Nach einer prima Nacht weckt mich am Morgen mein sanfter Handywecker. Die Sonne scheint durchs Bullauge und die See ist nur durch sanftes Schaukeln zu spüren. Ich bin überrascht, trotz des dröhnenden Motors habe ich geschlafen wie ein Baby und bin deswegen fit wie ein Turnschuh. Super, es gibt nix schlimmeres als körperlich am Tiefpunkt Mopped fahren zu wollen. Die Mischung Fastfood, Alkohol und Ohropax werde ich mir auf jeden Fall merken!
Unsere 4 Mann Luxuskabine
Die anderen Mitschläfer waren auch wach geworden, kurze Absprache wer als erster raus musste – ich durfte am längsten liegen und noch ein paar Minuten in der Koje lungern. Die anderen duschten derweil und zogen sich an und verließen die Kabine. Nachdem ich dann auch endlich fertig war (irgendwie war ich auf der Tour immer der Letze) ging es hoch zum Frühstück, es war auf der Hinfahrt mit im Fährpreis enthalten. Im großen Salon Kaffee trinken und lecker Rührei mit Schinken essen – es hat sich gelohnt das auf der Hinfahrt mit zu buchen. Danach waren noch 2 Stunden Zeit, wir schlenderten nochmal durch die Geschäfte und ließen uns die Seeluft um die Nase wehen. Ich hatte meine große Spiegelreflex-Kamera zuhause gelassen und mir stattdessen die kleine rosa Kamera meiner Schwester ausgeborgt. Mit der wollte ich jetzt ein paar Fotos schießen. Leider hatte die Knipse bei der Verzurr Aktion im Tankrucksack einen Schlag aufs Objektiv bekommen. Das Display blinkerte zwar, aber das Objektiv fuhr nicht mehr aus. Das Teil war Schrott und nun blieb uns nur Svens Kamera um ein paar eindrucksvolle Bilder zu machen.
Allmählich wurde es Zeit die Klamotten anzuziehen und die Kabine zu räumen. In gewohnter Aufteilung, 2 Mann in der Kabine, 2 davor, zogen wir die Moppedsachen wieder an. Zirka 30 min vor dem Anlegen wurde das Fahrzeugdeck geöffnet. Erstmal abwarten, gemach gemach, wir haben ja noch Zeit, nur keine Hektik…. Dann erstürmten wir doch viel zu früh das Fahrzeugdeck. Kurzer prüfender Blick, alle Motorräder standen noch an ihrem Platz und keine Emme ist zur Emmelie degradiert worden. Ich musste eigentlich  nur den Tankrucksack festschnallen und die Gurte lösen – schon wäre ich abfahrtbereit. Das mit dem Tankrucksack auf die Kare  schnüren ging perfekt, aber der coole Boss Hosser links neben mir hatte einen seiner Spanngurte über meinen gespannt so das ich ihn nicht lösen konnte. Seinen Riemen fasse ich nicht an (lol), nicht dass der Riesenhaufen Schwermetall umfällt und ich dann schuld bin. Also warten!  Ich sehe einen ca. 14jährigen Jungen in Moppedklamotten mit suchendem Blick an der Zugangstür zum Fahrzeugdeck stehen. Er ist mir gestern schon aufgefallen. In dem Alter einer Motorradtour mit dem Vater nach Schottland machen – eine tolle Geschichte, hätte ich auch gerne gemacht! Mit kurzem Winken errege ich seine Aufmerksamkeit und zeige dann auf seinen Vater, der in dem Chaos 3 Reihen vor mir steht und gerade seine BMW (was sonst) abspannt. Dankend winkt der Bub zurück und wieselt zu seinem Papa.
Alle Motorräder sind inzwischen frei und viele Fahrer sitzen schon drauf. Nur die große schwarze Hoss und die kleine schwarze Emme sind noch verschnürt. Kurz vor dem Öffnen der Rampe kommt der Boss der Hoss und löst auch seine Gurte. Endlich kann ich meinen letzten Gurt lösen, grob zusammenlegen und an die Wandhalterung hängen.
Das Anlegen der Fähre merkt man kaum. Man steht einfach nur rum und wartet dass es los geht.
Vorne werden dann die ersten Motoren gestartet und viele weiter hinten folgen dem Herdentrieb. Ein Haufen laufende Motoren in dem kleinen Raum, da freut sich die Lunge. Der clevere BMW-Treiber vor mir hat seine Kiste natürlich auch gestartet, die Abgase bekomme ich genau ins Gesicht. Irgendwie zur Seite ausweichen kann ich nicht, und wenn ich könnte - da duftet es genauso. Also nur ganz flach Atmen. Es stinkt extrem und mir wird langsam blümerant. Um mich herum dröhnen nun alle Motoren, und zum flauen Gefühl des Erstickens gesellt sich noch kurz die Angst dass der MZ-Motor nicht anspringt. Wäre ja zu peinlich, es müssten wie beim Formel 1 Start alle um mich rumfahren. Aber der Motor sprang brav an (rotes Knöpfchen und das Gesinge – ihr erinnert euch…). Ich trage nun auch zur Luftveränderung auf dem Fahrzeugdeck bei. Mir wird tatsächlich leicht übel, ich atme pure Abgase ein. Aber ehe ich umfalle werden vorne die Gänge krachend eingelegt und es geht Reihe für Reihe los. Wir fahren nebeneinander das lange Fahrzeugdeck entlang und schließlich zu zweit die steile Rampe runter. Zum ersten Mal befahre ich britischen Boden, ein schönes Gefühl und ich freu mich dass ein jahrelanger Wunsch von mir in Erfüllung gegangen ist! Schottland mit dem Motorrad!!! Bevor es richtig auf die Insel geht stoppt aber die Motorradkarawane, man muss sich  brav in die Reihe am Grenzhäuschen anstellen und warten bis man dran ist. Meine Kollegen waren durch das Rausfahren noch weiter hinter mir. Bei meinen Vordermännern sah ich die Einreiseprozedur, den Personalausweis der Dame geben und Helm runter damit sie das Gesicht sieht. Außer man hat einen Klapphelm – da reicht Klappe hoch. Also das Portmonee  aus der Jacke gefummelt, die Kunststofftüte drum rum (Nässeschutz!) abgemacht und den Perso rausgefingert und auf den Tankrucksack gelegt. Nach ein paar Minuten durfte ich dann an den Schalter rollen. Motor aus, Ausweis rübergereicht, vorsichtig Brille abnehmen, Helm runter und dabei die Brille nicht fallen lassen. Als ich oben ohne bin wird freundlich zur Lady rüber geschaut, sie vergleicht die zwei Gesichter vor ihr und tippt kurz was in ihren Rechner. Ich stehe nicht in der NSA-MI5-Fahndungsliste, also bekomme ich meinen Ausweis wieder, setze wieder denn Helm auf, Brille rein und weiter geht es (Brille auf Mopped ist doof!).  Als nächstes ging es durch die Zollkontrolle, aber für Konterbande ist der Laderaum auf einem Motorrad wirklich zu klein. Wir fahren alle unbeachtet durch und verlassen den eingezäunten Hafenbereich. Davor ist ein großer Parkplatz.  Ich halte an und warte auf die Kumpels die noch an der Passkontrolle stehen. Kleckerweise kommen sie nach ein paar Minuten an.  Wir stehen noch eine Zeit rum, ratschen und besprechen die Weiterfahrt. Derweil fährt der Boss Hosser donnernd an uns vorbei. Schon ein eindrucksvolles Motorrad samt Fahrer, wir werden ihn in 2 Tagen wiedersehen.
Schon auf den ersten Metern 6 Kreisverkehre
 Das Wetter ist recht gut, sonnig mit einigen Wolken. Die Regensachen können also verpackt bleiben. Noch schnell Uhren und Handys eine Stunde zurückgestellt, laut Ortszeit war es halb 11. Die Tagesroute musste noch ins Navi eingegeben werden und danach fuhren wir  los. Marc als unser Navigator und Pfadfinder vorneweg, der Rest der Bande folgte in wechselnder Reihenfolge hinterher.
Damit sich die Leute vom Kontinent schnell an den Linksverkehr und die verkehrten Roundabouts gewöhnen haben die Engländer auf den Straßen vom Hafen raus aus Newcastle jede Menge dieser Kreisverkehre eingebaut. Die einspurigen Kreise sind zwar sehr ungewohnt, aber problemlos fahrbar wenn man in die richtige Richtung (also nach rechts) schaut und fährt. Die zweispurigen Kreise sind schon etwas heikler und wir sollten noch ein paar Probleme damit haben. Besonders blöd war das Marc dank Navi wusste wo es lang geht, der Rattenschwanz dahinter aber keinen Plan hatte. Wenn man durch den Verkehr getrennt wurde musste man immer höllisch aufpassen an welcher Ausfahrt die Vorderleute rausfuhren.  Aber aus Newcastle raus ging es ohne größere Probleme. Das Fahren auf der falschen Seite war schon sehr ungewohnt, man sagt sich immer Mantra artig „Links fahren, Links fahren“ und fühlt sich wie ein Fahranfänger. Marc hatte es besonders schwer, im Gegensatz zur Mantra-Stimme „Links fahren, Links fahren“  in seinem Kopf sagte die junge Dame aus dem Navi sehr oft „Fahren sie rechts“, „Fahren sie rechts“… wenn man da nicht durcheinander kommt! Ist er aber zum Glück (noch!) nicht.
Sagt mal, wo kommt ihr denn her?
-Aus Schlumpfhausen, bitte sehr!
Nachdem wir Newcastle verlassen hatten ging es auf der Autobahn aka motorway westlich weiter Richtung Glasgow. Autobahnfahren in GB ist einfach, man fährt einfach im Gegensatz zum Kontinent links wenn man langsam ist und muss nur auf die Leute achten die von links auf die Bahn auffahren.
Autobahnfahrten sind leider für Motorradfahrer ein echter Graus. Es gibt nur wenige Sachen die schlimmer sind, Platzregen zum Beispiel (aber dazu kommen wir später noch). Wir verließen deswegen bei Bramton die Autobahn und fuhren dann auf der Landstraße über Dumfries in Richtung Glasgow. Hier musste man wieder etwas mehr auf den Linksverkehr achten, aber das Mantra (Links fahren…) lief noch in meinem Kopf und außerdem fuhr mein Navigator sicher vorne weg. Die BMWs haben Tankreichweiten von deutlich über 350 km, im Gegensatz dazu liegen die MZ bei motorradtypischen 200 km ohne Reserve. Wir mussten also nach knapp 2 Stunden Tanken. Das war nicht anders als zuhause, nur auf den Scheinen war die Queen drauf und die Münzen hatten teilweise  12 Ecken. Danach habe ich eigentlich immer mit Plastik bezahlt, ging immer problemlos. An der Tankstelle trafen wir noch einen anderen deutschen Motorradfahrer mit dem wir uns kurz unterhielten. Er war alleine unterwegs und wollte ausschließlich im Zelt übernachten. Mutig bei dem Wetter der nächsten Tage. Als wir von der Tankstelle weiter fuhren leuchtete immer noch die gelbe Störungslampe in meinem Cockpit – bei jedem Start seit dem Ruhrgebiet hatte ich gehofft dass sie endlich ausbleibt. Das gelbe Leuten hinterließ jedes Mal ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Und das Gefühl sagte einem: Wenn dir hier die Karre verreckt bist du im Arsch. Nun, das Gefühl sollte zur Tatsache werden, allerdings doch etwas anders als gedacht.
Wirklich warm war es nicht
Weiter ging es Richtung Westen, flache Gegend, sanfte Hügellandschaft mit viel Gras und wenig Wald. So wie man sich England vorstellt. Unbemerkt überfuhren wir die schottische Grenze. Die Wolken wurden dunkler und es fing leicht an zu regnen. Der
Regen wurde stärker, aber wir waren alle mit Textilsachen unterwegs und es ging ohne Pause weiter. Irgendwann tauchte links ein Schild zu einem Castle auf. Ein schottisches Schloss stand auf unserem kurzen kulturellen Programm,  deswegen blinkte Marc und wir bogen in die kleine Seitenstraße ab. Kurz durch ein Waldstück, und dann ging es durch eine baumbestandene Allee mit dem grünsten fettesten Rasen der Welt, kein Wunder bei den Regen.
Ein Biorasenmäher bei der Arbeit
Abseits der Straße standen Schafe und  Lämmer grasend  auf dem Rasen, Biorasenmäher die uns in den nächsten 2 Wochen begleiten sollten. Das Schloss sah recht eindrucksvoll aus, war aber nicht für Besucher zugänglich. Ein geschlossenes Tor mit  Zaun drum rum – mehr war nicht zu sehen. 
Sieht nett aus, leider geschlossen
Erst wenn man näher ran geht sieht man die Regentropfen
Was macht der erfahrene Touri – er stellt sich davor und schießt  ein paar Fotos.  Als das erledigt war ging es zurück auf die Hauptstraße. Marc und Heiner vorne weg, ich hatte noch ein wenig gebummelt und Sven wartete auf mich. Unsere beiden Recken Marc und Heiner fuhren also auf der schmalen Allee vorne weg. Leider fuhren sie, wie es sich für brave Deutsche gehört,  ordentlich auf der rechten Seite – das Mantra („Links fahren, Links fahren“) war wohl beim Schloss geblieben. Logischerweise kam genau in diesem Augenblick eine Frau in einem japanischen Kleinwagen aus dem Wald und ging auf Konfrontationskurs mit unseren zwei Helden. Die Frau fuhr links wie es sich in GB gehört, unsere Recken fuhren rechts wie es normale Menschen gewöhnlich machen, und Sven und ich hupten uns die Seele aus dem Leib um die Kollegen zu warnen…  Kurz vorm Showdown kam es dann Marc doch zu komisch vor das der Kleinwagen stur links blieb und eine kleine, sehr schnell lauter werdende Stimme sagte ihm „Links fahren, Links fahren“… Kurzes Erschrecken – ich fahr falsch - und flugs wechselte er auf die linke Straßenseite. Tiefes Durchatmen bei Sven und mir, danach fuhren wir schnell, links wie es sich gehört, den beiden hinterher. Beim Passieren der etwas aufgeregten Kleinwagenpilotin  winkte ich ihr kurz entschuldigend zu – die Inselmenschen sind aber selber schuld wenn sie auf der falschen Seite fahren. Nachdem wir sicher auf der falschen (=linken) Seite fahrend die Hauptstraße erreicht hatten ging es weiter. Der Regen wurde immer stärker und wir hielten an um uns doch die Regenklamotten überzuziehen. Danach ging weiter durch die sanfte Hügellandschaft Südschottlands. Es regnete immer stärker und stärker, schließlich wurde es zu richtigem Platzregen. Eigentlich kein so großes Problem, wasserdichte Textilsachen und zusätzlich noch Regenjacke- und Hose drüber -  wir sollten einfach weiter fahren können. Um die Regenfestigkeit der MZ hatten Marc und ich sich ja schon zuhause gekümmert. Wir hatten die sehr wasserempfindlichen Zündspulen extra mit spezieller Abdichtmasse eingeklebt und uns extra lange Zubehörkotflügel montiert die verhinderten das die Zündspulen mit dem Wasser vom Vorderrad malträtiert wurden. 
Trotzdem wurde in irgendeinem kleinen Kaff (Cumnock) Marc vorne plötzlich langsamer und fuhr in eine Einfahrt. Alle fuhren hinterher, kurze Nachfrage was los ist. Seine Emme lief nicht mehr richtig. 100%ig Zündspule defekt, kein Wunder bei dem extremen Regen. Weiter vorne war eine Tankstelle (Afton Service Station) zu sehen, da können wir uns unterstellen und die Spule tauschen.
Unsere Schrauberhalle neben der Werkstatt
Darin haben wir Emmentreiber  ja Routine, in ner halben Stunde geht’s weiter! Direkt neben der Tankstelle war eine große leere Halle. Kurze Frage im Tankstellenshop – wir können rein und dort im Trockenen basteln. Also die waidwunde MZ reingeschoben, das ganze Gepäck abgebaut, und Ersatzspule aus dem Kofferraum geholt. Tank hochgeklappt und erstmal das ganze Szenario überblickt.
Erstmal das Gepäck runter
Ich zeige auf das stehende Wasser im Sicherungskasten unterm Fahrersitz. Ich erinnere mich an die Szene wie in Zeitlupe, Marc fasst in den Sicherungskasten und nimmt zwei drei kleine Steine aus der Abfluss Öffnung die sie verstopfen. Die Wassertropfen perlen ihm dabei langsam von der Hand, tropf, tropf, tropf. In dem Moment unbedeutend, aber später… Das ganze passierte 10..15 Minuten nachdem wir an der Tankstelle angehalten hatten. Egal, defekte Zündspule tauschen und weiterfahren. Normalerweise wird der Krümmer des Zylinders mit der defekten Spule heißer als der andere und man kann die defekte Seite recht schnell rausfinden. Aber hier waren beide Seiten gleich warm. Also zuerst linker Zylinder mit neuer Spule ausgestattet – Emme gestartet – lief scheiße. Aber kein Problem, nur die falsche Seite erwischt. Rechte Seite mit der neuer Spule ausgestattet - lief immer noch scheiße. Große Augen bei Marc und bei mir, jetzt wird es Gemischt! Also beide Zylinder mit neuen Spulen ausgestattet – wir hatten ja jeder 2 Ersatzspulen mitgenommen.
 Profischrauber bei der Arbeit, in 10 Minuten gehts weiter
Die MZ lief aber immer noch nicht und uns wurde klar dass wir ein größeres Problem hatten. Wackeln hier und gucken da – das Drecksstück (sorry Marc) wollte einfach nicht vernünftig laufen. Heiß diskutiert, Spulen noch paarmal geprüft und getauscht, schließlich in der Tankstelle noch neue ähnliche Zündkerzen gekauft und eingebaut… Der Bock wollte nicht vernünftig laufen.  Allgemeine Ratlosigkeit machte sich breit, das Ende von unserem Latein hatten wir erreicht. Als uns nichts mehr einfiel blieb nur eins, im Tankstellenshop nach einem Motorradwerkstatt fragen und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Heiner managte das in seinem perfekten Englisch und teilte uns mit das in 45 Minuten ein Lieferwagen von einer Motorradwerkstatt in der Nähe kommen würde um die Emme abzuholen.  Solange mussten wir nun noch rumstehen, über die Ausfallursache rumrätseln, und besprechen was wir noch versuchen wollen um den Motor zum laufen zu bringen. Gegen 16 Uhr kam ein kleiner gelber Kastenwagen angefahren und ein freundlich blickender Mann mit sehr kurzen Haaren in unserem Alter stieg aus. Wir klagten kurz unser Leid und James entschied die Emme einzupacken und mit in seine Werkstatt zu nehmen. Heckklappen auf, Rampe ausgeklappt und eingehängt und schon wurde die MZ in den Kastenwagen geschoben. Die rechte Seite des Fahrzeuges war voller Werkzeug, aber links passte die Emme gerade so hinein, mit eingeklappten Spiegeln und allseitig 5cm Platz zur Fahrzeugwand. James ratschte noch zwei Gurte fest, schickte Marc auf den Beifahrersitz und ab ging es  zur Werkstatt. Mit den restlichen drei funktionsfähigen Motorrädern fuhren wir ihm durch den Regen hinterher. 15..20 Minuten später erreichten wir das Städtchen Sorn.
Sorn, klingt wie Zorn. Wir waren aber eher verzweifelt und ratlos, am ersten Tag und nach 200 km geht eins der Motorräder kaputt. Das kann doch alles nicht sein!
Werkstatt von James Morton
Wir bogen ab in James Garage (J.D Morton). Eine kleine feine Motorradwerkstatt, betrieben von einem Herzblut-Motorradfahrer. Alte Zweitakter-MZ kannte James, die neue 1000er Viertakter sah er zum ersten Mal. Aber wenn einer die Emme wieder zum Laufen bringt dann er! Marcs MZ wird in die Werkstatt geschoben, wir stellen unsere Büffel davor in den Regen ab.
Das Sorgenkind
Jetzt kam James große Stunde, mit unserer Hilfe wurde die Emme gestrippt, alle möglichen Teile wurden geprüft und getauscht, Zündung, Einspritzung usw … Die Emme blieb ob der schottischen Schrauberkunst unbeeindruckt und verweigerte weiterhin mit sächsischer Sturheit ihren Dienst.
Vier funktionierende Motorräder vor der Werkstatt, leider nur eine MZ dabei
Langsam dämmerte der Abend und es war klar dass wir unser Tagesziel auf keinen Fall erreichen können. Wir mussten dem gebuchten Hotel in Dumbarton absagen und uns eine neue Bleibe suchen. Die Hotelbestätigung hatte ich alle ausgedruckt und ich rief mit dem Handy die Servicehotline von booking.com an. Ich stornierte das Hotel in Dumbarton und da der morgige Tag sehr ungewiss war auch gleich noch das nächste gebuchte Hotel in Spean Bridge (Fort William). Wir hatten bei der Buchung extra darauf geachtet dass wir die Hotels bis zu 24h vorher kostenlos stornieren können. Bei dem heutigen Hotel in Dumbarton war die 24h-Frist schon lange abgelaufen und das Hotel in Spean Bridge war das einzige mit 48h-Frist…wir würden also zweimal die Stornierungskosten in Höhe von 100% bezahlen müssen. Hilft ja alles nix.
Das Sorn Inn Hotel direkt gegenüber
Der Abend dämmerte herein. Marc und Sven halfen James weiter bei der Fehlersuche und Heiner begab sich mit mir auf die Suche nach einem Schlafplatz für die heutige Nacht. Fast direkt gegenüber befand sich ein kleines feines Hotel, das Sorn Inn. Der Chef war ein lustiger portugiesischer Schotte der uns freudig begrüßte. Er hatte aber leider kein Zimmer mehr frei. Aber auch in Schottland kennt man sich im Hotelgewerbe untereinander und unser schottischer Portugiese rief bei einem B&B in der Nähe an um zu fragen ob wir dort schlafen können. Zwei Doppelzimmer waren zum Glück noch frei und wir sagten sofort zu. Aber ein bisschen Geschäft wollte sich unser portugiesischer Schotte nicht entgehen lassen und er lud uns zum Abendessen im Sorn Inn ein. Die Gaststätte sah vernünftig aus und wir hatte seit Verlassen der Fähre nichts mehr gegessen – wir stimmten also zu. Der weitere Plan sah so aus: Erst ein Abendessen im Sorn Inn, dann 20 min Fahrt zum B&B, dort nächtigen, am nächsten Morgen zurück zu James, die Emme wieder flottmachen und dann weiter Richtung Norden fahren. Heiner und ich gingen zurück in die Werkstatt und sahen gerade noch wie James die ausgebauten Einspritzdüsen in der Hand hielt. Sie funktionierten einwandfrei, im Gegensatz zum Rest des Motors. Wir erzählten den drein von unserem Plan für die Nacht. Alle waren einverstanden und so gingen wir vier rüber ins Sorn Inn um etwas zu Essen.
Hier musste das Steak ja schmecken
Der portugiesische Schotte (mitte) mit seinem Award
Es gab schottisches Bier und leckeres Steak. Und das Steak schmeckte so wie es sich gehört für ein Restaurant welches den schottischen Great Steak Award 2009 gewonnen hatte. Sehr gut! Super Essen in schöner Umgebung – mir hat es prima gefallen.
Bei gutem Essen sind die Sorgen vergessen
Die dunklen Wolken an unserem Horizont verwischte das Essen natürlich nicht. Als wir fertig waren war es draußen schon stockdunkel. Kurzer Blick zu James in der Werkstatt, er dokterte noch  immer am Motor rum, leider ohne Erfolg. Wir bestiegen unsere Motorräder um zum B&B zu fahren. Dank Koffer und Topcase hatte Heiner seinen Sozia Sitz frei, Marc fuhr also bei ihm mit. Die Wegbeschreibung zum B&B war denkbar einfach, die Straße lang bis in die übernächste Stadt, dort an dem traffic light links hoch bis zum rechts liegenden Haus, der Old Church. Da mir der Weg erklärt wurde und ich keinen zweiten Mann hinten drauf hatte fuhr ich vorne weg. Der Scheinwerfer der Emme ist nicht wirklich hell, vor mir sah ich deshalb nicht all zu viel in der regnerischen dunklen Nacht. Die Sache glich sich aber aus, da Heiners super-Beamer-Licht hinter mir sehr hoch eingestellt war sah ich nach hinten auch nichts. Aber wir erreichten die Ampel, bogen links ab und sahen eine richtige Kirche. Ich war etwas unschlüssig – sind wir hier richtig? Es stand zwar ein B&B-Schild davor, aber es war wirklich eine echte alte Kirche.
Das Wohnzimmer, in der Mitte die Eingangstür
Wir waren müde und k.o, also parkten wir vor der Kirche und klopften an die große Holztür. Ein freundlicher Herr öffnete die Tür und wusste sofort wer wir waren. Die Beschreibung von dem schottischen Portugiesen (4 deutsche Biker...) war wohl eindeutig gewesen. Die Holztür wurde uns weit geöffnet und wir standen sofort in einem piekfeinen englischen Wohnzimmer mit bestem hochglanzpolierten Holzparkett. Nur das Rennrad welches vorne am Sofa lehnte trübte irgendwie das Bild. Wir wurden mit unseren dreckigen klobigen Motorradstiefel über das edle Parkett geleitet. 
Zimmer von Heiner und Sven, angemessen würde ich sagen
Es ging über den Flur die Treppe hoch in den ersten Stock, alles war mit dickem flauschigem Teppich belegt. Als wir oben unsere Zimmer erreichten waren unsere Stiefel wieder sauber. Heiner und Sven bekamen das größte Zimmer des Hauses, inklusive Bad. Nobel nobel! Marc und ich bezogen ein Zimmer welches maximal 1/4 so groß war mit Bad über den Gang. 
Das andere Zimmer. wie bei Ernie und Bert...
Trotzdem war alles brandneu und super ausgestattet. Wir zogen unsere Sache aus und richteten uns häuslich ein.
Blick aus der Kirche auf Muirkirk
Dann gingen Marc und ich noch für ein paar Minuten rüber zu den feinen Herren. Dort erzählten wir noch ein wenig und überlegten was wir noch für Sachen an der Emme testen könnten. Der Tag war recht anstrengend gewesen, wir gingen also bald ins Bett und schliefen trotz der Ungewissheit über den nächsten Tag schnell ein.
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James hat leider keine Homepage, aber wenn ihr in der Nähe seid und ein Problem am Mopped habt:

J.D Morton & Son
10-12 Main St, 

Sorn, Mauchline, Ayrshire, KA5 6HU

Tag 3 Fr. 10.05.13

Strecke: Von The Old Church in Muirkirk
              ins Hotel Alltshellach Onich Fort William
               215km








Mein sanfter Wecker klingelt. Ich habe wieder geschlafen wie ein Baby. Die Nacht war also super, an den kommenden Tag wollte ich eigentlich gar nicht denken.
Zum Frühstück ging es runter in die riesige Küche. Ein großer Holztisch war für uns liebevoll gedeckt. Auf dem urigen Herd brutzelte in einer großen Stahlpfanne bacon and eggs, Pilze, Tomaten, baked beans, black puding und Sausage (Würstchen). Auf den Tisch standen Toast, Kaffee, Tee und selbstgemachte Marmelade. Unser erstes englisches Frühstück.  Ich hatte schon mehrfach gehört das es vor allem aus Fett bestehen soll– und das tat es. Aber deswegen schmeckt es wahrscheinlich auch so gut. Die Frau des Hauses war sehr freundlich, liebenswürdig und resolut. Sie erzählte uns das sie hauptsächlich Brotbackkurse anbietet. Es werden richtige Seminare dazu abgehalten, mit fulltimeservice und Rundumbetreuung. Die Teilnehmer werden vom Glasgower Flughafen abgeholt, schlafen oben in der Kirche in unseren schönen Zimmern, schauen sich die wundervolle Umgebung an und gehen dem Hauptzweck des Seminars nach, dem Brotbacken. Für uns Deutsche ist gutes knuspriges Brot sicher nichts Besonderes. Das sieht aber in den restlichen Teilen Europas ganz anders aus.
Das Frühstück war sehr lecker und wir haben ordentlich zugelangt. Dabei unterhielten wir uns weiter mit dem Ehepaar und erzählten auch ein wenig von unserer kleinen Misere. Die Nacht in der Old Church hat mir sehr gut gefallen. Wenn ihr einmal lernen wollt wie man lecker Brot backt...
Wir wollten aber kein Brot backen sondern weiter basteln, die Emme zum Laufen bekommen und dann schnell weiterfahren damit wir wenigstens halbwegs unsere geplante Tour schaffen können. Ein paar Ideen hatten wir gestern Nacht und heute beim Frühstück schon besprochen. Ein großer Hoffnungsschimmer war SK-Bikes, ein Motorradladen bei Hannover und eine der besten Werkstätten in Deutschland wenn es um die große MZ geht. Gestern konnten wir dort nicht anrufen da in Deutschland Feiertag war. Heute waren die Jungs aber im Laden, wir werden sie anrufen, unser Leid klagen und Markus wird uns ein paar Tipps geben und der Motor brummt wieder. So hofften wir.
Old Church bei Tageslicht
Also Moppedsachen angezogen, uns von den freundlichen Brotbäckern verabschiedet und das Gepäck wieder auf die Maschinen gepackt. Dann ging es in gewohnter Aufteilung zurück nach Sorn, Marc wieder beim Heiner hintendrauf. Es sah stark nach Regen aus, aber wir wollten ja vorerst nur das kleine Stück zur Werkstatt fahren.
In Sorn angekommen stellten wir unsere drei Motorräder vor der Werkstatt ab, liefen zu James in die Halle und das Elend ging weiter.
James hatte schon eine ganze Weile rumgebastelt. Marc hatte das MZ-Werkstattbuch auf USB-Stick mitgenommen. Darin hatte James sich etwas belesen und die Einspritzung beider Zylinder geprüft – sie  funktionierten beide prächtig. Wie gesagt ging das Elend weiter, hier geschraubt, da was getestet, wir standen rum und hofften das der Motor irgendwann vernünftig läuft. Marc rief dann bei SK-Bikes an und erzählte von unserem Problem. Ferndiagnosen am Telefon sind immer sehr schwierig, Markus gab uns eine Menge Tipps und gute Ratschläge. Leider alles Sachen die wir mit James schon getestet hatten. Es bestand noch die Möglichkeit dass das Steuergerät einen Wasserschaden erlitten hat, ist schon vorgekommen bei anderen MZ-Treibern. Ich hatte ja eine identische MZ, also könnte man einfach meine funktionierende Steuereinheit bei Marc einbauen und schauen ob der Motor läuft. In mir sträubte sich allerdings alles dagegen, dann geht mein Teil auch noch kaputt und wir fahren zu zweit wegen ausgefallenem Motorrad nach Hause? Nö, da mach ich nicht mit! Also bauten wir Marcs Gerät aus, und steckten es bei meiner Maschine an. Sie sprang mit der fremden Steuereinheit an und bollerte wie gewohnt – diese Fehlerursache konnten wir ausschließen.  Und selbst wenn es das gewesen wäre – eine MZ-Steuereinheit ist schon in Deutschland sehr schwer aufzutreiben, dort in Schottland war es unmöglich. Es wurde klar dass wir mit Marc seiner Maschine nicht weiter fahren werden. Welche Möglichkeiten standen uns offen? Marc könnte sich ein Motorrad leihen, aber die Leihkosten sind in UK sicher genauso extrem teuer wie bei uns, also viel zu teuer. Oder er könnte sich über den ADAC einen Leihwagen nehmen und mit uns die Tour als Trosswagen weiterfahren (der Gedanke gefiel mir, das Auto hätte ein Kofferraum, und ohne Gepäck fährt sich so ein Motorrad viel besser…). Oder er kann nach Hause fahren und wir fahren zu dritt weiter. Plötzlich hatte James den Motor so weit das er im Stand halbwegs lief. Hoffnung keimte auf!  Er baute das Mopped wieder zusammen, startete erneut und der Motor lief immer noch halbwegs manierlich. Geht’s jetzt endlich weiter?  Marc schnappte sich Jacke und Helm und fuhr zur Testrunde auf die Straße. Sah so schlecht nicht aus wie er das Stück aus Sorn rausfuhr und verschwand. Ich freute mich schon, noch mal Glück gehabt. Leider kam er sehr schnell wieder zurück, schon von fern sah man sein Kopfschütteln, Mist, nix war es mit weiterfahren. Der Motor lief nicht rund und ging bei Standgas ständig aus – so kann man keine Tour von 3.000 km fahren.
Das stundenlange Rumstehen macht auch hungrig, und so fragten wir James ob es irgendwo ein Kaffee in Sorn gibt. Er schickte uns ein Stück die Straße runter ins "The Country Corner". Ein kleiner Laden mit 4 Tische und Kaffee und Sandwiches. Hier saßen wir eine Stunde und diskutierten bei Kaffee und belegten Brötchen den weiteren Verlauf. Marc telefonierte dabei mehrfach mit dem ADAC. Die englische Vertretung stellte sich etwas ungeschickt an, es gab aber keine Möglichkeit direkt in Deutschland anzurufen da er immer wieder nach England umgeleitet wurde. Marc erfuhr schließlich dass der ADAC entweder den Heimflug oder ein Leihfahrzeug für den Rest der Tour bezahlen würde. Und natürlich den Rücktransport der waidwunden MZ. Wenn der ADAC ein Leihfahrzeug mit einem bestimmten Tagessatz bezahlt – wieso fragen wir James nicht ob er uns eins seiner vielen Motorräder für den Tagessatz verleiht.  Wir könnten dann die Tour normal fortsetzen, Marc gibt das Motorrad bei der Rückfahrt wieder ab und fährt dann irgendwie zur Fähre und dann geht’s schon irgendwie weiter nach Hause. Die Lösung all unserer Probleme!  
Wir liefen im Regen zu James zurück und fragten ihn dann vorsichtig wie es mit einem Leihmotorrad aussieht. Hat er eins, was kostet es, ist es zugelassen...? Nicht so einfach wenn man vorsichtig anfragen will, aber nicht der Experte in Englisch ist und den schottischen Slang sowieso nur schwer versteht.
Fahrzeugwechsel -  Yamaha für MZ
James hatte zum Glück eine fahrbereite Yamaha in der Ecke stehen die zum Verkauf stand. Wir könnten sie mieten für einen für Deutschland sehr günstigen Tagespreis ohne Kilometerbeschränkung. Aber sie wäre nicht versichert und er müsste erst noch bei der Versicherung und der Zulassungsstelle anrufen.  Wir waren deutsche Bürokratie gewohnt, wenn wir uns jetzt noch um die Versicherung und Zulassung und Kennzeichen kümmern müssen sind wir doch übermorgen noch hier. Nein stimmt nicht, jetzt ist Freitagmittag, da läuft nix mehr im Amt. Wir sind also bis Montagabend oder Dienstag noch hier!
Die Ersatz-MZ wird startklar gemacht
 James wiegelte ab, das ginge hier schneller. Hoffentlich hat er Recht! Er führte ein paar Telefonate und sagte es ginge alles seiner Wege und wir könnten das Gepäck schon mal umbauen. Die geliehene Yamaha erwies sich als eine 1000er Fazer Baujahr 2001, feinstes japanisches Großserienprodukt mit seidenweichem Vergaser-Vierzylindermotor und prächtigem Gummiband-Leistungsverlauf. Für Marc ein schrecklich langweiliges Motorrad ohne jeden Charakter, aber es fuhr im Gegensatz zur charaktervollen Emme. Licht am Ende des Tunnels, es geht weiter, und sogar mit vier Motorrädern! Ich hatte schon nicht mehr daran geglaubt!
Da wir jetzt auf den Rückruf der Versicherung warten mussten lud uns James zu einem kleinen Imbiss in seine Küche ein. Es gab Tee mit Milch (wir waren in Großbritannien!), selbst gebackene Kekse  und mit Butter beschmierten hellen Sandkuchen (oder etwas in der Richtung). Es schmeckte prima, der Tee und die Küche waren schön warm und wir unterhielten uns angeregt mit James.
Wir mussten jetzt nur noch das Navi am Ersatzmopped befestigen und den Gepäckturm von der MZ auf die Yamaha umbauen. Der Turm war recht schnell erledigt. Das Teil auf den Soziussitz legen und mit den Gurten abspannen. Damit der silberne Lack nicht zerkratzt wurde klebten wir alles schön mit Tape ab. Der Navi-Umbau war etwas schwieriger. Marc hatte die Halterung direkt an den Akku der MZ angeschlossen. Die ganze Verkabelung (ok, 1 Schalter und 4 Drähte) musste bei der Emme rausgerissen und bei der Fazer wieder installiert werden.  Während dieser Bastelei kam James zu uns und teilte uns mit das mit Versicherung und Zulassung alles ok sei. Wir könnten also losfahren. Ich hatte es plötzlich brandeilig. Es war schon fast 16 Uhr und wir mussten noch ein paar hundert Kilometer durch den Regen fahren. Aber Marc und Heiner hatten die Ruhe weg. Das Navi durfte natürlich nicht einfach mit offenem abisoliertem Kabelende an den Pluspol montiert werden. Nein es muss schon ein ordentlicher Kabelschuh her der dann unter die Schraube geklemmt wird. Also erst auf James warten, nach einem Kabelschuh fragen, den dann montieren… in mir kochte es. Als schließlich alles schön sauber verkabelt war bedankten und verabschiedeten wir uns von James und seiner Familie. Die Emme konnte zwar nicht repariert werden, aber alle waren sehr freundlich und sehr hilfsbereit!
Es ging endlich weiter mit unserer Schottlandtour. Wer weiß was noch alles passieren wird, der Start war ja mehr als holprig. Speziell ich machte mir ernsthafte Sorgen, eine MZ war schon durch die Wassermassen ausgefallen, ich hatte ein identisches Modell und meine blöde gelbe Störungslampe brannte auch immer noch…  
Wir fuhren in der gleichen Reihenfolge wie am Vortag. Marc war jetzt allerdings mit einem silbernen Japaner mit knall gelben Nummernschild unterwegs. Es ging genau Richtung Norden. Wir durchfuhren das Randgebiet von Kilmarnock, was für ein geiler Name! Als DDR-Kind bin ich öfters beim Betrachten der Landkarte an dem Namen hängen geblieben, ich war mir sicher das das eine ganz tolle Stadt ist die ich leider nie besuchen kann. Beide Annahmen von damals waren falsch, Kilmarnockist eine Stadt wie viele andere auch und die Mauer ist zum Glück nur noch Geschichte. Der Verkehr nahm zu und es ging über mehrere teilweise sehr große Kreisverkehre. Hier hatten wir wieder das Problem mit dem Fahren zu viert und nur der Erste weiß wo es lang geht. Einmal bin ich eine Ausfahrt zu früh abgebogen und Sven folgte mir. Ehe wir drehen konnten waren Marc und Heiner natürlich schon weg. Wir sind dann einfach in die von uns vermutete Richtung gefahren und zum Glück standen die beiden ein paar hundert Meter weiter winkend am Rand der Autobahnauffahrt.
Weiter ging es durch Glasgow. Wir mussten uns etwas beeilen, also wählten wir den schnellsten Weg der über mehrere Autobahnkreuze führte. Es herrschte Berufsverkehr und wir standen mehrfach in kleineren Staus. Ab und zu regnete es.
Die erste Pause
 Über Glasgow wurde der Verkehr geringer und wir verließen bald die Autobahn. Es ging auf kleineren Landstraßen weiter Richtung Norden.

Loch Lomond
Braune Berge mit tiefhängenden Regenwolken
Die Straße  wurde enger und kurviger. Am Rand standen dicke bemooste Baume – schöne Gegend. Schließlich tauchte rechts ein großer See auf, der Loch Lomond. An einer kleinen Ausfahrt hielten wir an um unsere erste Pause zu machen.
Marc war entzückt
Sven achtete lieber auf den Verkehr
Danach ging es weiter Richtung Glen Coe. Die Bäume blieben zurück, nur noch grasbedeckte felsige Hügel um uns herum. Es begann wieder zu regnen, es wurde wesentlich kälter und durch die dichten Regenwolken war es  schon sehr dunkel.
Vorne tauchte ein großes weißes Wohnmobil auf. Es fuhr mit gleichbleibender Geschwindigkeit gemütlich durch die Gegend und füllte die Straße dank seiner Größe recht zuverlässig aus. Sofortiges Überholen war deswegen nicht möglich, also tuckerten wir ein Stück hinterher. Marc fuhr mit relativ geringen Abstand direkt dahinter um beim nächsten geraden Stück Straße überholen zu können. Ganz plötzlich bremste der Wohnwagen auf null runter und blieb mitten auf der Straße stehen. Marc sah nur die riesige weiße Wand auf sich zu rasen. Bremsen konnte er nicht, dafür war der Abstand zu kurz. Es blieb nur ausweichen auf die Gegenspur. Er hatte zwar den Gegenverkehr beobachtet und war sich relativ sicher das gerade kein Fahrzeug entgegen kommt, aber zwischen relativ sicher und 100% sicher ist ein verdammt großer Unterschied wenn das Leben davon abhängt. Er hatte also die Wahl zwischen sicheren Einschlag ins weiße Elend vor ihm oder ausweichen auf die zu 99% freie Gegenspur. Er entschied sich für letztere Möglichkeit und diesmal hatte er Glück – die Straße war frei und er kam unbeschadet an dem Wohnwagen vorbei. Dessen Fahrer hatte wohl irgendetwas Sehenswertes in der Landschaft entdeckt und ist einfach auf die Bremse gestiegen. Schade das Marc keinen 40tonner fuhr, die Camper lassen sich damit bequem wie eine Hutschachtel zusammenfalten. Die Kombination zu geringer Abstand mit anschließender Flucht in den Gegenverkehr sollte mir aber auch noch gelingen.
Nach dem Schreck ging es weiter bei Regen, Kälte und Dunkelheit durch die bergige Landschaft. Hoffentlich bekommen wir direkt hinter Glen Coe schnell ein Hotel  wo wir unser nasses Zeug ausziehen und uns aufwärmen können.  Ich fuhr als Dritter und langsam vergrößerte Sven hinter mir den Abstand immer mehr bis er nicht mehr zu sehen war. Am Anfang hatte ich mir nichts dabei gedacht und meinen Abstand zum Vordermann gehalten. Schließlich ist es mir doch komisch vorgekommen und ich wurde langsamer. Sven überholte uns dann und wir hielten kurz an. Er hatte große Probleme mit dem Seitenwind und derbe Vorderradrutscher und konnte unser Tempo nicht mehr mitfahren. Es ging also etwas langsamer weiter.
Bei Dunkelheit, Regen und geschätzten 5°C fuhren wir durch das Tal Glen Coe, viel gesehen haben wir nicht. Es hat mich aber zu dem Zeitpunkt auch nicht wirklich interessiert, mir war kalt, meine Klamotten waren außen nass und ich war müde. Ich wollte nur in ein warmes Hotelzimmer und mich unter eine heiße Dusche stellen.
Meine MZ war jetzt das Motorrad mit dem kleinsten Tank und für den Rest der Tour bestimmte ich die Tankstopps. Jetzt leuchtete bei mir die zweite gelbe Lampe auf- die Reserve war erreicht und die nächste Tanke gehört mir. Hinter Glen Coe wurde es wieder heller und links erschien eine Tankstelle, die war aber geschlossen. Also noch ein paar Kilometer weiter zur nächsten Tankstelle. Unterwegs sahen wir links ein Hotel. Wir hielten an und fragten nach einem Platz zum Schlafen, sie waren aber ausgebucht. Die zweite Tankstelle hatte zum Glück geöffnet und wir tankten alle voll und kauften uns noch ein wenig Nervennahrung (Süßkram).  Auf dem Weg zur zweiten Tankstelle sind wir an einem größeren Ort vorbeigekommen, da muss es doch noch ein Hotel oder B&B geben. Also drehten wir um und fuhren zurück. Wir fragten mehrfach nach einer Unterkunft, aber alles war ausgebucht. Und der nächste größere Ort war ein ganzes Stück entfernt von hier. Das war genau die Situation die wir nicht erleben wollten. Deshalb hatten wir die Hotels schon vor ein paar Wochen gebucht. Aber das Gejammer hilft ja nichts, wir mussten weitersuchen.  Kurz bevor wir aus dem Ort wieder rausfuhren wendeten wir. Statt Letzter war ich plötzlich Erster, und am nächsten Abzweig fuhr ich einfach rechts rein. Hinter ein paar Bäumen tauchte ein großer Parkplatz auf hinter dem sich ein stattliches Gebäude erhob. Sah wie ein Hotel aus, und sicher keins von der billigen Sorte. Aber den Punkt wo uns das störte hatten wir schon vor ner Stunde überschritten, also rein und fragen ob noch Zimmer frei sind.
Alltshellach-Hotel
Wir stellten unsere Maschinen direkt vor dem Eingang ab, Sven und Marc blieben draußen und Heiner und ich gingen ins Hotel um zu fragen. Das Innere des Hotels war genau so wie man sich ein altes britisches Hotel vorstellt, Holzvertäfelung soweit das Auge reicht, Plüschmöbel, dicker Plüschteppich, Klischee pur. Heiner und ich waren total nass und tropften den schönen Teppich voll. Das störte aber niemanden – ist man hier wohl gewöhnt.  Wir fanden nach einigen Suchen die Rezeption in einem Hinterzimmer. Die taffe Lady dort erklärte uns das 2 Doppelzimmer kein Problem sind. Der Preis inklusives Frühstück war vernünftig  und nach zweimal Kreditkarteneinstecken war die Unterkunft für die Nacht geklärt. Ich dachte an mein nasses Motorrad und fragte nach einer Möglichkeit die Motorräder irgendwo unterzustellen. Sie hätten kein Vordach wo wir sie unterstellen können erklärte mir die Lady. Aber sie haben Trockenräume für unsere Kleidung – wenigstens etwas!

Inneneinrichtung im Stil der 1950er?
Wieder raus zu Marc und Sven, die frohe Kunde verkünden und das Gepäck abladen. Mit diesem schwer bepackt ging es tropfend zurück ins Hotel. Wir mussten durch einen Seitenflügel und dann ein Stockwerk hoch hatte die taffe Lady uns erklärt. Ich drücke die große Holztür zu dem Seitenflügel auf und befand mich plötzlich in einer surrealen Szene. In dem Traum aus Holz und Plüsch saßen ein dutzend britischer Rentner, Frauen und Männer in feiner Kleidung. In der Mitte saß eine Dame auf einem Sessel, ein weißer Laptop auf ihren Schoß aus dem klassische Musik erscholl. Wir sind gerade mitten in eine Vorführung geplatzt und alles schaut mich an. Ich stocke kurz und weiß vor Schreck nicht was ich machen soll. Aber wir müssen ja hier durch, also ein knappes Nicken in die Runde und durch. Und meine Kohorte schwerbepackter tropfnasser teutonischer Biker folgt mir auf dem Fuße. Seltsame Geschichte.
Die Zimmer waren klasse, trocken und warm, und die Dusche war heiß! Wir brachten unser nasses Zeug in eine Holzhütte neben dem Hotel. Dort waren viele Haken und Kleiderbügel angebracht und mehrere Heizlüfter heizten ordentlich ein. In der Nacht würde unser Zeug sicher trocken werden.  Abendessen gab es in dem Hotel leider nicht mehr, die Küche war schon geschlossen. Aber der Notvorrat an Schokoriegel war genau für den Fall vorgesehen und er erfüllte seinen Zweck.
Die Bar hatte zum Glück noch geöffnet. Die Testreihe „schottischer Whisky“ konnte also weiter gehen und wir nahmen drei neue Exemplare unter die Lupe. Als die Testerei beendet war ging es ab aufs Zimmer, unseren wohlverdienten Erholungsschlaf genießen.
Der Tag hatte sehr gut angefangen mit dem Frühstück in der alten Kirche, war dann wieder ein Hängen und Würgen in der Werkstatt, und ging dann weiter mit dem Lichtstreif am Horizont in Form einer silbernen Yamaha. Die Fahrt durch Glasgow Richtung Loch Lomond war interessant aber recht nass. Und der letzte Teil in Dunkelheit und Regen durch Glen Coe und die anschließende Hotelsuche war einfach nur unschön (das Wort mit Sch.. verkneif ich mir), hat aber zum Glück ein gutes Ende gefunden.

Tag 4 Sa. 11.05.13


 Strecke: Vom Hotel Alltshellach Onich Fort William nach                              Broadford auf der Isle Of Skye. ca. 300km


Die bisherigen Tage enthielten leider mehr Text als Bilder.
Kaputte Motorräder sind nicht wirklich fotogen. Aber ab heute beginnt die Tour eigentlich erst richtig und wir haben ein paar mehr Fotos gemacht. Es geht von Fort Williams über die Highlanderburg Eilean Donan Castle auf die Isle of Skyes, rückblickend für mich der beste Tag der Reise.
Mein sanfter Wecker im Handy weckte mich… ;-)
Zum Frühstück wurden wir in einen Speiseraum geführt der an der Seite nur einen Tisch mit einer Schale schleimiger grauen Pampe (Porridge) zu bieten hatte. Mein erster Schreck am Morgen, das sollte das Frühstück sein? Zum Glück war der Raum nur ein Teil des Frühstückbereiches und hinter einer Ecke ging es weiter. Mehrere große runde Tische mit feinen weißen Tischdecken standen hier. Es war Hochbetrieb und wir wurden getrennten Plätzen zugewiesen. Heiner war neben mir, Sven und Marc saßen uns am gleichen Tisch schräg gegenüber, sie waren also mindestens 3 m entfernt. 
Hotel Alltshellach Onich in Fort William
Es gab das inzwischen schon gewohnte englische Frühstück. Mit den Tischnachbarn entwickelte sich ein kleines Gespräch, ich versuchte einer Dame zu erklären wo ich herkomme. Thüringen kannte sie natürlich nicht, aber „zwischen Berlin und München“ reicht wie immer als Erklärung aus. Das Schottische verstehe ich, wie in den letzten Tagen schon, nicht so besonders gut. Deshalb amüsiere ich mich sehr als eine Dame aus England den Schotten am Tisch auch nicht versteht und sich von ihm schottische Wörter erklären lassen muss. Die Atmosphäre des Frühstückes war richtig feine englische Teatime – welch ein Gegensatz zum Frühstück in der rustikalen Küche von der Old Church einen Tag vorher. 
Feines Gedeck mit feinster Aussicht
Mit einem halben Kilo Fett im Magen schauten wir uns noch ein wenig im Hotel um und gingen in die Trockenhütte. Unsere Sachen waren inzwischen knochentrocken – die Heizlüfter haben prima funktioniert. Mit nassen Sachen kennen sich die Leute hier sicher sehr gut aus. 
Blick aus dem Hotelzimmer
Die Umgebung ist wunderschön, nur die schokoladenbraune Färbung der Berge fand ich seltsam. Die ganzen höher gelegenen Gebiete sind von kleinen Grasbüscheln bewachsen, und die sterben im Herbst ab und verdorren. Dadurch entsteht die seltsame kaffeebraune Farbe. Da auch in Schottland der Winter sehr lange und kalt war ist die Pflanzenwelt jetzt im Mai noch nicht sehr weit entwickelt.
Zurück auf die Zimmer wurden die Sachen zusammengepackt und die Ritterrüstung angelegt. Dann ging es wieder schwerbepackt zu den Moppeds. Es nieselt schon wieder (oder immer noch). Eigentlich müssten wir jetzt weiter Richtung Norden fahren. Aber Heiner hatte zwei Ziele auf dieser Tour. Das erste war das Tal Glen Coe, welches ich vorher nicht wirklich kannte. Und das Zweite war dann noch so eine kleine Kapelle an der Ostküste... Wir fuhren zwar gestern schon durch das Tal, aber da waren wir müde und es war dunkel, kalt und es hatte geregnet. Nun, heute sind wir putzmunter, es ist hell, kalt und es regnet – also fahren wir die paar Kilometer zurück und schauen uns die Schlucht Heiner zuliebe nochmal an. 
Glen Coe am frühen Morgen
Die Berge an den Seiten wurden immer höher und die Gipfel verschwanden teilweise in den Regenwolken. Eine absolut beeindruckende Landschaft tat sich vor uns auf, steile Hänge links und rechts, teilweise schroffe Felsen, weite Teile mit Gras wie mit einer Samtschicht bewachsen. Die Wiesen im Tal unten waren schon richtig grün, aber oben auf den Gipfeln lag noch Schnee. 
An einem Parkplatz mit einem Aussichtspunkt hielten wir an. Trotz des Regens und der Kälte wollen wir uns diesen Ort ein paar Minuten anschauen und auf uns wirken lassen. Wegen des Wetters lassen wir die Helme auf, nur Heiner bietet dem schottischen Wetter mit seinem norddeutschen Dickschädel die Stirn. 
Heiner in seinem Tal

Mit Svens Kamera machen wir ein paar Fotos, ich hatte dabei Angst das sie durch das Wasser auch noch kaputt geht. Dann hätten wir nur noch die Handys um von der Tour ein paar Fotos zu machen. 
Das scheußliche Wetter hat auch ein Gutes, es sind kaum Leute unterwegs. Auf dem Parkplatz stehen ein paar Autos und auf der Straße fährt nur alle paar Minuten ein Auto durch. Wir haben das Tal also fast für uns alleine, es ist still und nur der Regen prasselt auf unsere Helme. In mir macht sich eine ganz besondere Stimmung breit, ein schöner Moment.  Im Sommer bei besseren Wetter sieht es hier sicher wesentlich schöner aus, grüne Berge und blauer Himmel… dann ist das Tal aber mit Menschen überfüllt die durch ihre Hektik den Zauber des Ortes zerstören. Gut das Heiner uns nochmal in dieses Tal geschleift hatte!
Genug Zauber, wir mussten weiter. Wieder die Strecke Richtung Hotel und dann weiter nach Fort Williams. Dort angekommen sahen wir direkt am Wasser auf einem großen Parkplatz ein Fahrerlager aus Transportern und Kleinbussen. Ein Haufen Leute standen herum und viele Trailmotorräder waren unterwegs.  Das war natürlich etwas für uns, wir fuhren auf den Parkplatz und stellten unsere Maschinen an der Einfahrt ab.
Fahrerlager der Scottish SixDays Trials
Durch den leichten Nieselregen spazierten wir über den Platz und schauten uns die Motorräder und die Verkaufsstände an. Die Veranstaltung waren die Scottish SixDays Trials. Leider fanden die eigentlichen Wettbewerbe ein ganzes Stück außerhalb der Stadt statt. Man musste zu Fuß 2 km über Stock und Stein wandern um dorthin zu gelangen. Dazu hatten wir bei dem miesen Wetter keine große Lust, also beließen wir es beim Fahrerlager und den dort stehenden Maschinen.



Viele Fahrer kamen schon von Wettkämpfen zurück und sie sahen dem Wetter entsprechend verdreckt aus. Interessant war der große Querschnitt der Fahrer, vom zarten 18 jährigen blonden Mädchen bis zum Veteranen mit wettergerbten Gesicht und schlohweißen Haaren  war alles vertreten. Nachdem Heiner von dem KTM-Boxenluder endlich ein brauchbares Foto geschossen hatte ging es weiter.
KTM Boxenluder
Wir fuhren ohne größere Pause weiter durch den Regen, die Landschaft war ähnlich wie in Glencoe, nur weitläufiger mit kleineren Bergen. Wir kamen zu einem Denkmal mit einem halb gefüllten Parkplatz davor. Da wir neugierige Leute sind hielten wir an und liefen zu dem Denkmal. Es handelte sich um das Commando Memorial. Es ist den britischen Commandos (eine Spezialeinheit) gewidmet, die hier in diesem Gebiet ab 1942 ausgebildet wurden.
Commando Memorial

Blick von dem Denkmal Richtung Norden
Auf dem Parkplatz unterhielt ich mich mit ein paar Rentnern aus Sachsen. Sie fragten ob mein Motorrad eine Honda oder eine Suzuki ist, das MZ  nach der Wende noch große Motorräder gebaut hat wussten sie gar nicht. Kein Wunder das MZ pleite gegangen ist.


Sven in Schottland, ein schönes Bild!
Stand neben uns auf dem Berg
Ein Stück hinter dem Denkmal machten wir eine kurze Pause, Heiner und Sven wollten ein paar Fotos während der Fahrt machen. Es sind ein oder zwei schöne Fotos entstanden.
Eilean Donan Castle
Am frühen Nachmittag erreichten wir eines der geplanten Highlights der Reise, das Eilean Donan Castle. Die Burg wurde weltweit bekannt durch den Film Highlander. Wenn man sich etwas mit Schottland beschäftigt wird man die Burg dutzendfach in jedem Reiseführer und Reisebericht finden. Pflichtgemäß sind hier auch unsere Fotos. Im realen Leben sieht die Burg wirklich aus wie auf den Hochglanzfotos. Nur das Baugerüst störte das Bild.
Brücke zur Highlanderburg
Vor der langen Zugangsbrücke war ein Touristencenter aufgebaut. Es gab Kaffee und Kuchen, Ansichtskarten und den ganzen üblichen Schnickschnack. Die Brücke zur Burg war versperrt, man musste erst eine Eintrittskarte für 5 Pfund kaufen. Dazu hatten wir aber keine Lust.

Ich kaufte mir stattdessen ein paar Ansichtskarten und Heiner machte ein schönes Foto seiner BMW mit dem Märchenschloss im Hintergrund.
Rückblickend war die Burg nicht so toll wie man sie sich vorstellt, wir waren da, haben unsere Fotos gemacht und gut ist es. Nochmal muss ich mir sie nicht anschauen.
Als wir losfahren wollen kommt noch eine Gruppe von Motorradfahrern an, Russen sagen mir die Kennzeichen. Einer der Jungs hat eine mattschwarze KTM 990 Adventure – ein geiles Teil, hätte ich auch gerne!
Brücke nach Skye
Es geht weiter Richtung Norden, wir wollen auf die Isle of Skye, einer Insel die für ihre beeindruckende Landschaft berühmt ist. Als wir die imposante Brücke sahen die Skye mit dem Festland verbindet machen wir eine kurze Pause.
Heiner trotzt wieder dem Wetter
Hier sehen wir zum ersten Mal die gelben Ginsterbüsche von denen wir schon bei Svenja gelesen hatten. Es war jetzt schon halb 3, und wir hatten seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Das englische Frühstück mag sehr ungesund sein, es hält auf jeden Fall sehr lange vor. Bis der Fettklumpen im Magen durch ist vergeht der halbe Tag und man bekommt frühstens zur Kaffeezeit wieder Hunger. Auf dem Festland vor der Brücke lag ein kleines Städtchen mit dem Namen Kyle of Lochalsh. Dort wollten wir irgendetwas essen. Nach ein wenig Rumfahrerei sehen wir einen Imbiss, Fish&Chips als typisches britisches Gericht wollten wir sowieso probieren. Und der Laden warb mit dem Spruch „Die besten Fish&Chips der Stadt“. Im Laden waren leider keine Tische und Stühle, das machte aber nichts, wir hatten ja den ganzen Tag schon gesessen.
Heiner erzählt dem jungen Mann hinter der Theke dass wir extra aus Deutschland  hergekommen sind um den besten Fish&Chips der Stadt zu probieren. Hoch motiviert ging er an die Zubereitung, holte extra für uns die frische Panade und brutzelte los.
Hector´s Go
„Die besten Fish&Chips der Stadt“
Entsprechend gut haben der Fisch und die Pommes geschmeckt, köstlich! Die sehr große Möwe gegenüber wusste wahrscheinlich auch wie gut der Fisch hier schmeckt und beobachtete uns mit Argusaugen. Als Marc sein Essen auf den Boden stellte und einige Schritte weg ging um Fotos zu machen streckte die Möwe schon ihren Schwingen aus um sich auf die Beute zu stürzen. Wir anderen machten schnell ein paar Schritte Richtung Marcs Futter und brachten die Möwe von ihrem Vorhaben ab.
Wohl gestärkt bestiegen wir unsere Moppeds und fuhren Richtung Brücke. Ich hatte einigen Respekt davor. Wir hatten am Vortag kräftigen Wind gehabt und die Brücke war sehr hoch und völlig ungeschützt. Starker Seitenwind kann für Motorradfahrer sehr unangenehm werden. Ich beobachtete meine Vorderleute also sehr genau und war auf plötzliche Windböen von allen Seiten gefasst, es passierte aber nichts dergleichen.  Wir fuhren ohne Probleme über die Brücke und erreichen nach einer Viertelstunde unser Hotel. Es ist das erste von uns gebuchte Hotel der Reise welches wir erreichen. Die Buchungsbestätigungen hatte ich mir extra alle ausgedruckt und wir konnten problemlos einchecken. Die Zimmer waren so lala, das Hotel war das teuerste und auch das schlechteste Hotel der gesamten Reise. Aber auf Skye waren Hotels dünn gesät und so mussten wir den Inselaufschlag bezahlen.
Nachdem wir unser Gepäck in den Zimmern verstaut hatten überlegten wir was wir mit dem Rest des frühen Abends anfangen sollten. Ich wollte unbedingt noch ein Stück die Insel hochfahren, die anderen hatten keine große Lust dazu. Mit ein wenig Überredungskunst (deswegen sind wir doch hier…) schlug ich die Drei dann doch breit und wir fuhren Richtung Nordspitze der Insel.

Ohne Gepäck machte mir das Fahren gleich doppelt Spaß. Die Wolken hingen immer noch dicht und tief über uns, aber es regnete nicht mehr und die Straße war trocken. Perfekt. Die Landschaft sah jetzt komplett braun aus, sehr ungewöhnlich.
Aber je nördlicher wir fuhren desto grüner wurde es, vor allem in den höheren Lagen. In Portree bogen wir rechts ab und erreichten nach ein paar Minuten einen Parkplatz von dem man zum Old Men of Storr laufen kann. Von diesem großen senkrecht stehenden Stein hatte ich auch schon bei Svenja gelesen. Wir stellten die Moppeds auf den Parkplatz und liefen 200m den Berg hoch.
Wandern auf steilen Naturpfaden in den Motorradklamotten und Stiefeln macht keinen großen Spaß, deswegen stoppten wir auf der Spitze des Hügels neben dem Parkplatz.
In der Mitte The Old Men of Storr
Von dort sah man den Old Men Storr, leider mit einer Felswand identischer Farbe im Hintergrund.
Gegen den freien Himmel sieht der Steinklotz bestimmt wesentlich imposanter aus.

Von unserem Standort konnte man weite Teile der Umgebung überblicken, die imponierenden Berge mit brauner und grüner Farbe, die Felsen hinter und das Meer vor uns – ein fantastischer Ausblick.
Landschaftspflege auf die schottische Art
Weniger schön war der gerodete Wald um uns herum. Auf der Insel gibt es kaum Wald und hier werden auch noch die letzten Fichten umgelegt, warum? Es ging weiter Richtung Norden, teilweise fuhren wir direkt neben dem Meer. Der Zugang zu der Steilküste war aber immer durch Zäune, Schafwiesen usw. versperrt. Kurz hinter ein paar Häusern sah ich einen freien Zugang zur Steilküste, ich wollte halten und mal runterschauen, vielleicht konnte man auch runterlaufen…  Ich fuhr dicht auf meinen Vordermann auf und hupte wie wild – keine Reaktion. Ich könnte überholen, aber die Straße war inzwischen auf Autobreite zusammengeschrumpft, wird also knapp werden wenn ich mich vorbeiquetsche. Ich ließ es also bleiben, irgendwann komme ich schon noch mal hier her.
Statt ganz an die Spitze der Insel zu fahren bog Marc dann plötzlich nach links in eine Seitenstraße ein. Ich wollte eigentlich ganz nach oben zur Insel, aber er wird sich schon etwas dabei gedacht haben.
Der schmale Weg schraubte sich in engen und weiten Kurven und Spitzkehren die Berge hoch. Es wurde richtig Grün und die Landschaft sah einfach fantastisch aus. Weit oben an einer engen Kurve (Link anklicken!) hielten wir an um ein wenig die Aussicht zu genießen. Dabei testete Sven noch kurz seinen linken Seitenkoffer.
Hier geht es steil runter!

Das tolle Panorama und die steil abfallenden Hänge direkt neben uns kommen auf den Fotos leider nicht so gut rüber. Und das Wetter spielte auch endlich mit, viele blaue Wolkenlücken und ab und zu Sonne. Eine Weile standen wir einfach rum, schauten uns die Pracht an und machten ein paar richtig gute Fotos. Ich war von der Gegend wirklich schwer beeindruckt.
Meine MZ
Und Heiners BMW
Da wir noch etwas Essen wollten mussten wir leider weiter. Über die schmale Straße fuhren wir rüber zur Westseite der Insel.
Die Westseite des Teiles der Insel
Sie war nicht so wild und aufregend wie die Ostseite, aber auch schön anzusehen. An einer Stelle mit Aussicht auf eine schöne Bucht hielten wir nochmals kurz. Auch ein klasse Bild, links die grünen Berge, in der Mitte Steilküste und rechts das weite Meer…
Die Rückfahrt hatte noch viele weiter schöne Bilder zu bieten. Um 8 Uhr kamen wir wieder am Hotel an und stellten unsere Motorräder auf den Hinterhof.
Unsere Motorräder im Hotelhof, direkt am Wasser
Abendessen gab es keines im Hotel und die Bar war auch geschlossen. Um etwas zu Essen und um unsere Testreihe weiter zu führen ging es also nochmal raus in das Städtchen, eine Kneipe wird es hier schon noch geben. Dafür sind die Briten ja berühmt. Ein Haus kam in Sicht, mit lauter Musik und einigen sehr junge Leute davor. Alle waren völlig betrunken. Das soll mit den Öffnungszeiten der Kneipen zu tun haben. Diese machen um 23 Uhr zu, man muss sich also möglichst rasch betrinken damit der Abend noch lustig wird. Uns war der ganze Trubel etwas zu lustig, wir haben uns an dem Haus vorbeigedrückt und sind noch ein paar Meter weiter gegangen.  Die nächste Kneipe sah ruhiger aus, breite Holztische, Billard in der Ecke und großer Flat-TV mit Sport an der Wand – das gefiel. Die Testreihe wurde mit 3 weiteren Schotten fortgeführt. Einer davon kam aus der Gegend. Die Stimmung in der Kneipe war prima und als die Sperrstunde näher rückte machten wir uns beschwingt auf den kurzen Heimweg.
Der erste pannenfreie Tag der Tour – er fing mit Glencoe eindrucksvoll an, ging trotz etwas schlechtem Wetter  super weiter und fand seinen Höhepunkt in der einmaligen Landschaft von der Isle of Skyes!   

Tag 5 So. 12.05.13

 Strecke: Vom Broadford (Isle Of Skye)
                entlang der Westküste nach
                Ullapool, ca. 285km.
















 
Wir fuhren die Tour wie geplant weiter und haben noch ein paar schöne Tage in Schottland verbracht. Auf dem Rückweg fuhr Marc mit der Yamaha wieder zu James in die Werkstatt. Per Bus/Taxi fuhr er dann weiter zum Flughafen um von dort weiter nach Berlin zu fliegen.
Der Rest der Truppe mit funktionierenden Motorrädern musste die Fähre von Newcastle  nach Holland nehmen.

Der ADAC brachte mehrere Wochen später Marcs MZ direkt zum Motorradhändler. Der startete den Motor ohne Probleme und fragte was er denn reparieren soll. Unsere Vermutung: Kleine Steinchen/Dreck haben den Wasserablauf im Akku-Kasten unter dem Sitz vestopft. Das eindringende Wasser konnte nicht ablaufen und flutete die Elektrik. Durch die wochenlange Wartezeit trocknete die ganze Geschichte wieder und funktionierte dann wieder problemlos.
Meine MZ hat übrigens die Tour klaglos gemeistert...

Trotz des Ausfalles der einen MZ war es eine beeindruckende Tour, wir haben Lust auf mehr bekommen!