Die Tour „Nordkap
des kleinen Mannes“ war durch die Tour eines wohlbekannten Kollegen grellend
blinkend ins Hirn gestanzt. Letztes Jahr waren wir am echten Nordkap LINK,
heuer war die Gegenrichtung Korsika angesagt LINK – aber die
Kleine-Mann-Variante war als kurzes Wochenendabenteuer doch zu verlockend. Kap
Arkona auf Rügen!
Überzeugungsarbeit war nicht zu leisten, kurze Absprache (ich bin Samstag früh halb 9 bei dir, dann geht’s weiter gen Norden) reicht aus und unsere Nordkaptour 2015 kann starten.
Überzeugungsarbeit war nicht zu leisten, kurze Absprache (ich bin Samstag früh halb 9 bei dir, dann geht’s weiter gen Norden) reicht aus und unsere Nordkaptour 2015 kann starten.
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Diesmal ohne Koffer, deswegen sind Zelt, Isomatte und Schlafsack auf dem Heck |
Da ich am Samstag nicht vor 6 aufstehen möchte müssen die
ersten 150 km über Autobahn gefahren werden. Interessant, meine 1190 KTM
pendelt ohne Koffer aber mit Gepäck auf dem Rücksitz bis 220 nicht…gähn….das
Thema ödet mich an!
Kurzer Einwurf zum aktuellen Thema KTM-1190-Pendeln: Ich baue demnächst meine riesen Dachbox auf
die Dose und beschwere mich dann bitterlich bei Ford wenn die Schüssel damit
bei 200 zu wackeln anfängt… Der Tourenfahrer-Schreiberling macht das so! RTFM
könnte man rufen, in meinem „M“ steht was von Topspeed 130 bei Kofferanbau. Na
sollen sie mal schreiben, für mich immer noch das beste Motorrad was ich je
hatte!
Aber auf der Landstraße pendelt eh nix, und auf derselben
fuhren wir gen Rügen. Über Bärlin geht’s nur noch gerade aus, Kurven gibt’s
nicht mehr. Das dachte ich bisher! Aber TomTom zeigte uns einen ganz anderen
Weg zur Waterkant! Echte Kurven durch
Wälder und Felder, ab und zu ging es sogar etwas hoch und runter. Der Weg zur
Ostseeküste kann kurvig sein – wieder ein Vorurteil widerlegt! (Reisen ist
tödlich für Vorurteile…)
Potsdam, 10 Uhr Samstagmorgen, blauer Himmel und
Sonnenschein – was für eine schöne Stadt! Stunden später die Brücke nach Rügen.
Warum es neben der neuen auch noch die alte Brücke gibt wissen wir nicht. Wir
fahren über die alten Brücke auf die Insel und bewundern während der Fahrt aus
den Augenwinkeln den filigran geschwungenen neuen Bau….
Sommer, Samstag, Tourihotspot…der obligatorische Stau
wartet nur wenige Kilometer nach befahren der Insel auf uns. Die dreispurige
Straße war mit Autos und Bussen auch auf der
linken Spur wirksam verstopft.
Während ich noch überlege was zu tun ist brettert Marc an
mir vorbei und knallt über die doppelte Sperrlinie auf der Gegenspur an der
Dosenschlange vorbei… mein schlechtes Vorbild trägt endlich Früchte. Die fetten
Alukoffer blieben ja diesmal zuhause, und bei der schmalen Silhouette stört der
Gegenverkehr nicht wirklich.
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2 Moppeds, 2 Zelte. 50m von der Ostsee entfernt |
Nach 17 Uhr kommen wir in die Nähe der Nordspitze. Bei
Glowe finden wir einen Campingplatz direkt am Meer LINK. Ein tätowierter und
gepiercter blonder Engel nimmt uns 29€ für 2 Personen und 2 Zelte ab. Den
Zeltaufbau haben wir in dem einen Jahr bzw. in der einen Woche nicht vergessen.
Hinter den Dünen liegt das Meer... |
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Wellenrauschen |
Gleich danach liefen wir die 50m über die Dünen und stürzten uns ins salzige
Nass. Eine halbe Stunde im kühlen Wasser bei meterhohen Wellen – allein dafür
hat sich die Tour gelohnt.
Ausgepowert ging es zurück zum Zelt. Thomas, mein alter
Tarnfleck-Kamerad, verbrachte nur 3 km entfernt seinen Sommerurlaub – die Chance
muss man nutzen. Lecker Bierchen und lustiges Erzählen gab es. Dann war
Fischessen angesagt. Die Flunder war aber nicht so dolle, zum Glück machte der Salat
satt.
Die Abendstunden verbrachten wir dann mit einer Flasche schottischem
Nektar am Ostseestrand. Wellenrauschen, Mond und Sternenlicht…geil.
Abends am Strand |
Die Nacht im Zelt war gut, kein Lärm auf dem dicht
bepackten Campingplatz, nur wärmer war es als gedacht. Schon nach kurzer Zeit
waren die Zelte weit geöffnet.
Am nächsten Morgen stand das eigentliche Ziel der Tour
auf dem Plan, Kap Arkona. Nach einem angemessenen Frühstück (Pott Kaffee und
Schoko-Croissant) ging es ohne Gepäck zum Kap. Die Verbotsschilder übersahen
wir versehentlich und fuhren vor bis zu den Leuchttürmen.
Was besonderes ist der Ort dort oben nicht, aber da wir
nun mal da waren hielten wir an, knipsten ein paar Fotos und starrten auf das
rauschende Meer.
Auffahrt zum Kap, leider nur Arkona |
Auch hier Wellenrauschen. Ich liebe das Meer! |
Steilküste, die Verbotsschilder mit Totenkopf haben wir ignoriert |
Peinliche Touri-Spiele, aber keiner hat uns gesehen |
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Seltenes Fahrbild |
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Abgeerntete Strohfelder, erstaunlich rutschig |
Nach ein paar Metern schlingernd über ein abgeerntetes
Getreidefeld ging es zurück zum Zeltplatz. Zelt abbauen, Krempel verpacken und
zurück auf den Weg über die Landstraße. Dieser Weg endete nach ein paar Kilometer
wieder im obligatorischen Stau. Diesmal war Stau in beiden Richtungen, das
Vorbeifahren an der Autoschlange bei gleichzeitigem Gegenverkehr war auf der
engen Landstraße recht interessant und vertrieb todsicher die Langeweile. Zum
Glück war kein deutscher Oberlehrer in der Nähe.
Wieder gen Süden auf kurviger Strecke. Der Vorteil der
schmalen Landstraßen; kaum Verkehr und 99,9% kein Blitzer, bei 5 Fahrzeugen pro
Stunde lohnt sich keine mobile Radarfalle.
Mittag fiel aus, dafür war pompöses Kaffeetrinken
angesagt. In Neustrelitz am übergroßen gepflasterten Kreisverkehr sahen wir ein
gut besuchtes Kaffee. Pro Mann ein
Kaffee und zwei Stück Kuchen. Der Kaffee schmeckte, aber der Kuchen war
aufgetauter Industriekuchen vom Fließband…ein hoch auf das heimische
Bäckerhandwerk! Kulinarisch war die Tour ein Reinfall, nur das Bier bei Thomas
und der Whisky am Strand haben geschmeckt.
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Pause zwischendurch |
Kurz vor 20 Uhr kamen wir in Wittenberg an. Leicht
angeschlagen war ich schon, aber die neue Sitzbank ließ es zu auch das letzte
Stück alleine auf der Landstraße abzureißen. Nur das verspiegelte Visier wurde
ausgewechselt, die Sonne stand kurz vorm Untergang.
Auf der letzten Etappe hielt ich dreimal an da meine
Kette Geräusche machte ( erstes Mal um den Scottoiler voll aufzudrehen, zweites
Mal um festzustellen der der Öler nicht ölt und das dritte Mal um an der Tanke
in Leipzig ein Kettenspray zu kaufen um die Kette einzusprühen…).
Die Fahrt bei Nacht war wie üblich mies, auch wenn das
Licht der KTM um Welten besser ist als das der Mz. Ich habe mir wieder ein
zügig fahrendes Auto ausgesucht und bin einfach mit 100m Abstand hinterher
gefahren.
22.30 Uhr war ich nach 1.300 km (davon 150 km Autobahn)
in zwei Tagen wieder zuhause.
Fazit der Rügen-Tour: Auch im Norden gibt es Kurven, Rügen
ist eine Reise wert, eine 2-Tagestour ist ein sehr intensives Erlebnis und mein
Kettenöler taugt nix.
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Das schwarze Teil unter dem Motor ist der Motorschutz. Wie gesagt recht dezent |
Zuhause angekommen steht die Dolo-Fahrt direkt bevor, am
Sonntag geht’s los. Als vorletzte geplante Verbesserung der KTM (Stand heute)
habe ich mir einen Motorschutz gekauft. Der KTM-Schutz und das Teil von
Touratech gefallen mir zwar besser, aber das von SW Motech LINK passt ohne
Bastelei und war leicht gebraucht recht günstig erhältlich. Der Anbau war
einfach und das Motorgeräusch wird nicht wesentlich lauter. Das Aussehen ist
recht dezent. Mal schaun ob ich ihn irgendwann mal ersetzte durch ein schöneres
Teil.
Gerne wieder 2016 |