Der Oktober war wirklich mies,
Regen, Nebel, keine Sonne- da kann man nur in Selbstmitleid zerfließen und über
die dunkle Jahreszeit jammern.
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Auf gehts! |
Oder man rafft sich auf und
nutzt das Dank Feiertag verlängerte Wochenende um noch etwas Licht und Leben in
den grauen Alltag zu bringen!
Freitagabend wurde fix die
Tasche gepackt (Schlafsack für die langen Beine, Jeans, Turnschuh und
Zahnbürste), Samstag gings für mich früh kurz nach 7 los und gegen 10 Uhr dröhnte das
dumpfe Grollen meines Motors durch Marcs Gasse…
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Endlich wieder unterwegs |
Bis Neuruppin Autobahn. Dank
hohem Lenker und sehr niedriger Scheibe ist mein Krad nicht wirklich
autobahngeeignet. Ab 160 halte ich mich im Kampf gegen den Fahrtwind nur mit
den Händen krampfhaft am Lenker fest und versuche mit den Bauchmuskeln
irgendwie meinen Oberkörper nach vorne zu drücken… Lange halte ich das nicht
durch, aber nach etwas über ner Stunde haben wir Neuruppin erreicht. Von hier geht’s
zum Glück per Landstraße weiter. Jetzt ist es Mittag, ich hatte kurz nach 6 das
letzte Mal was gegessen… der Mäcces füllt den Magen wieder. Mann hatte die
Kleine am Tresen schöne Augen!
Die Fahrt durch den Herbst gen
Norden war super, bunte Wälder, Indian Summer… das trockene gelb-rote Laub tanzte
auf der Straße im Fahrtwind vom Vordermann.
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Kaffee trinken mitten in Stralsund |
Da wir im Hellen ankommen
wollten durften wir nicht zu sehr bummeln, ein paar Pausen am Straßenrand und
ein Kaffee in Stralsund war aber drinne. Mitten in der Stadt schön im Strandkorb
sitzen und ein Kaffee trinken und lecker Kuchen essen…fein!
Ein Stück hinter der Rügen-Brücke hielten wir noch kurz an um die ersten Bilder am Wasser zu machen.
Da wir letztes Jahr in Rügen
mit Fischessen stark enttäuscht wurden wollten wir es dieses Jahr garnicht draufankommen lassen. Es ging kulinarisch nach
Spanien
LINK, und das Ribeye-Steak war sensationell!
Nach dem super Frühstück am nächsten
Morgen war ein voller Rügentag angesagt. Entgegen dem
Uhrzeigersinn wollten wir durch die Insel donnern, und die diversen
Sehenswürdigkeiten besuchen.
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Der Riesenbau in Prora, hier der noch nicht renovierte Teil |
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Strand direkt vor dem Monsterbau |
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Weiterer Blick auf das 4 km lange Gebäude, hier der neue Hotelteil |
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Nochmal Strand vor dem Bau, Blick diesmal nach Osten |
Prora
Link – kilometerlanger
Plattenbau (aus Ziegelsteinen) direkt am Strand. Große Teile werden zur Zeit
als Hotel und für Eigentumswohnungen hergerichtet. Die ewiglange Häuserfront
ist schon beeindruckend, nur die Gleichförmigkeit und Uniformität stört meinen
kleinen rebellischen Geist. Von dem Bau hatte ich schon öfters gehört und
gelesen – nun haben wir ihn mal live gesehen.
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Kreidefelsen am Königsstuhl |
Königsstuhl
Link. Die vorgeschriebene Anreise zum
Kreidefelsen per Bus haben wir erstmal ignoriert und sind trotz etwas
größeren Verbotsschildern per Krad zum letzten Parkplatz direkt vorm Felsen
gefahren. Kaum standen wir dort wurden wir von 2 sehr freundlichen Herren
(diesmal nicht ironisch gemeint, die waren wirklich nett!) gefragt ob wir die
Verbotsschilder nicht gesehen hätten und wo unsere Rollstühle sind … Wir schoben die Dame im Navi vor, sie glaubten
uns das sicher nicht, und trotzdem informierten sie uns immer noch sehr
freundlich über den Bustransfer vom Parkplatz zum Kreidefelsen… Ich komme sehr
gut mit der norddeutschen Art zurecht, bin ja mütterlicherseits selbst ein
Fischkopp! Wir fuhren also zurück zum Parkplatz, parkten dort unsere edlen
Rösser und fuhren dann ganz profan mit dem Dieselbus die Strecke wieder zurück
zum Königsstuhl. Unsere Helme und Tankrucksäcke deponierte die auch sehr freundliche Ticketverkäuferin in ihrem Raum. Sie fragte sofort ob sie unser Zeug aufbewahren soll...Soviel Freundlichkeit und Kundenorientiertheit verunsichert mich in Deutschland immer etwas, ist man hier halt nicht gewohnt!.
Wegen diverser Rutschungen und
Felsabbrüchen war der Weg runter zum Strand gesperrt, wir konnten als die
Kreideküste leider nicht von Meereshöhe genießen. Stattdessen zahlen wir 8,50€ Eintritt
und sahen uns die Kreidefelsen aus der schlechteren Perspektive von oben an.
Ganz nett, Königsstuhl kann man mal gesehen haben! Wer aber mal richtige
Steilküste erleben will sollte in die Normandie fahren!
Nordkap
Link. Das Nordkap (also das
von Rügen, nicht das richtige Kap) war natürlich ein Teil unser Route. Aber
wir waren dort ja schon letztes Jahr hingefahren, was Neues gibt’s dort nicht,
also nur kurze Absprache auf dem Parkplatz und weiter geht’s Richtung Dranske.
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Weststrand unter Dranske |
Wir wollen mal schauen wie weit wir die Halbinsel runter fahren können. Auf der
Karte sind recht weit irgendwelche Wege verzeichnet. Leider ist kurz hinter
Dranske Schluss, ein massives Tor versperrt den Weg. Direkt davor ist ein
kleiner Parkplatz, dort stellen wir die Kräder ab und laufen zum Strand. Hier
rauschen die Wellen im Jahrtausende alten Takt gegen den Strand und wir
hören andächtig für ne Viertelstunde zu und sinnieren über unser Leben...
Die Strände sind hier nur 50m auseinander, aber sehr unterschiedlich. Im Westen normaler Ostseestrand mit ewig anrollenden Wellen. Und im Osten ein sanfter See mit viel tauchenden Schwänen darauf...
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Sonne tanken und dem Wellenrauschen lauschen... |
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Sanfter Oststrand mit vielen Schwänen |
Zu einem Inseltrip gehört
natürlich auch die Fahrt mit einer Fähre. Statt Hirtshals – Larvik, Algeciras -
Ceuta oder Rostock – Trelleborg war es zwar nur die Wittower Fähre, aber Schiff
ist Schiff, mit unseren Motorrädern obendrauf….
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Krad auf Fähre, können wir inzwischen echt super |
Super Tag, blauer Himmel und
Sonne - wir treiben die Kräder mit Hochdruck durch die Lande… Wenn mich jemand
nach meinem Gemütszustand gefragt hätte - „glücklich“ wäre die treffende
Beschreibung gewesen! Ein echt geiler Tag!
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Nach ein paar schöne Bilder am Wasser |
Fazit Rügen: Für einen kurzen
Abstecher mit dem Motorrad oder einen kleinen Strandurlaub auf Deutschlands zweitschönster Sonneninsel reicht ein Tag aus. Zum Seele baumeln lassen und am Strand sitzen
können es auch mal 1 oder 2 Wochen sein. Aber egal wie kurz oder lang, hinfahren und nicht zuhause auf der Couch sitzen!
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Wildes Wild in Putbrus |
Die einheimischen Leute mit ihrer freundlichen
nordischen Art finde ich klasse, bin ja selber ein halber Fischkopp. Die Insel
war dank Jahreszeit nicht stark überlaufen, und viele der Touristen und
Einheimischen winkten uns beim Überholen vorbei oder fuhren uns wenigstens nicht vor die
Karre…
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Unsere Tour durch Rügen |
Es ist sehr spannend und es macht
irre Spaß mit 150 beim Überholen durch die engen Baumalleen links an den
Autoschlange vorbei zu knallen. Das Rezept ist eigentlich immer das gleiche,
ordentlich mit Druck und hoher Drehzahl an der Autokolonne vorbei. Durch das
Dröhnen im Ohr und Vibrieren in der Magengegend bekommen die Dosentreiber dann
schon mit das von hinten ein oranges Geschoss auf der Überholspur vorbeizieht. Mir
kommt das eigentlich eher wie ein Computerspiel vor, mit schmerzhaft brüllenden
zwölfhunderter Zweizylinder unter mir im Godmodus an der Dosenreihe
vorbei….geile Sau!
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Wieder jede Menge Laub auf der Rückfahrt |
Am Montag mussten wir leider
wieder den Rückweg antreten. Ordentlich frühstücken und dann aufs Krad.
Bis Neuruppin war wieder Landstraße
angesagt. Stellenweise schöne Kurven durch den Herbst, meistens aber nur
stumpfe Landstraßen gerade aus. „Kurvige Strecke“ ist im Navi programmiert,
aber es geht trotzdem 20 km gerade aus, dann ein Kreisverkehr und danach soll
ich wieder erst in 22 km links abbiegen…
Ab Neuruppin wieder Autobahn, die Strecke bis nach Hause hab ich auf ner halben Arschbacke abgesessen. Kurz vorm Heimathafen nochmal getankt, ein super Wochenende mit eindrucksvollen Kopfbildern war zuende.
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Nochmal Tanken, mal sehen wie oft noch in diesem Jahr! |
Rügen ist immer eine kurze
Tour wert! Der Tag dort war wirklich super, wir haben genügend Good Vibrations und
Sonnenstrahlen abbekommen um in den nächsten dunklen Wochen davon zu zehren.
Und im Duett mit einem sehr
gutem Freund mit 150 kmh und auch 150 Ps (ok, Marc hat 10 Ps mehr) durch die
Landschaft zu donnern ist eh das Beste was man gegen die Herbstdepression machen
kann!
Mit der Rügensonne im Herzen
und unserem Motorgedröhn im Ohr geht’s jetzt in den Winter!