Kurz vor der Abfahrt
Die KTM ist bepackt. Sieht schlimm aus, aber ich habe nicht wirklich viel dabei. Die Campingausrüstung ist mit mehr als 50% am Volumen beteiligt. Ich muss das aber in der Zukunft reduzieren.Alles ist bereit, morgen gehts noch mal bis 12 Uhr in die Salzmine arbeiten und dann fahre ich 15 Uhr los. Abends um kurz vor 11 Uhr geht dann die Fähre in Rostock.
Ich bin gespannt wie die Tour wird und freu mich sehr nach 2 Jahren wieder in Norwegen zu sein. Und diesmal auf 2 Rädern und ne wirklich richtig große Runde zu fahren.
Wir werden ab und zu ein Bild unserer Tour posten, mal schaun wie die WLAN-Versorgung im Norden ist! Nordkap-Blog
![]() |
Originalsitzbank oben drauf, die lasse ich dann bei Marc wenn die neue Sitzbank funktioniert
|
Montag, 28. Juli 2014 Rostock Hafen
Anfahrt zur Fähre ca. 460km |
Ok, Plan für Tag 1 der Nordtour: Bis mittags in der Salz Mine schuften, danach
geht’s los. Abends 21.30 Uhr geht in Rostock die Fähre. Den einen gesparter Urlaubstag ist das wert,
ich habe ja nur 35 im Jahr.
Das ich in der ersten Hälfte vom Tag gedanklich nicht
mehr wirklich bei der Arbeit bin merke ich als ich debil grinsend über den Gang
laufe und meine Kollegin mir entgegen kommt und mich lachend fragt wieviel
Minuten ich denn noch arbeiten muss….
Die Fertigung hat wiedermal Probleme, mit dem Teil 4711
gibt es Schwierigkeiten – Arschlecken, macht den Scheiß alleine weiter! Für die
nächsten drei Wochen bin ich raus aus der Nummer!
2..3 Stunden noch,
und dann fahre ich ans nördliche Ende der Welt… Interessant was ihr hier macht und
welche Probleme ihr habt, aber bei mir gehts heute kurz nach 15 Uhr los mit der
langersehnten Norge-Tour. Und der Rest (also ab jetzt eurer nicht mein
Alltag) ist mir – mit Verlaub
-scheißegal! Macht mal euer Zeug, ich bin dann mal weg!
![]() |
Fertig zur Abfahrt, bepackte KTM mit Sitzbank hinten drauf |
![]() |
Norwegen 2012 - Auffahrt zum Folgefonna Gletscher |
![]() |
Norwegen 2012 - Ich auf der Trolltunga, hier geht es 600m abwärts! |
2013 klappt es dann mit der lang ersehnte Schottlandtour.
Drei Kumpels kamen mit und es wurde mit leichten Anlaufschwierigkeiten Link die
bis dahin beste Motorradtour meines Lebens, einfach klasse! Im folgenden Herbst
und Winter fragt man sich dann wie man die erlebte Schottlandtour toppen kann.
Was kommt als nächstes und was ist größer, besser, geiler… Was ist besser als die
Isle of Skyes, oder John O Gro, der nördlichste Punkt vom United Kingdom?
Die Urlaubstour vom letzten Jahr kam wieder hoch, die
Sehnsucht zum Fjord, es gab doch da ein recht populäres Ziel weit im Norden von
Norwegen… Der graue kalte nasse Winter schritt voran und mit der Zeit und mit
dem Lesen einiger Reiseberichte Link verfestigte sich langsam aber
sicher das Ziel für 20–14, Nordkap mit dem Motorrad! Googel Maps wurde gequält,
Fährverbindungen wurde gecheckt, die besten Routen wurden eruiert…alles für
meinen Singeltrip zum Nordkap.
Eine endlos lange Reise durch Skandinavien, zu einem
Felsen der nicht mal der nördlichste Punkt vom europäischen Festland ist …. Ich
brauche nicht mal zu fragen ob jemand mitkommt! Als Termin kristallisierte sich dann die
Sommersonnenwende im Juni Link
heraus. Da waren die Tage maximal lang
und es war die beste Reisezeit.
Als ich dann in einem Nebensatz beim Skypen mit Marc
erwähnte dass ich im Juni zum Nordkap fahren will kam plötzlich ein
überraschender Einwand: Der Termin passt nicht, da hat seine Kurze noch keine
Ferien und kann nicht an Oma verkauft werden. Wir müssen das Ende Juli machen,
dann wäre die Tour kein Problem. Ich hatte mich schon auf eine lonesome Rider
Tour ala Svenja eingestellt, das Marc jetzt mitkommen wollte war eine völlig
unerwarteter, aber sehr positive Überraschung für mich. Am Anfang war ich noch
sehr skeptisch, der Schippe verarscht mich wiedermal. Aber die Planung wurde
immer konkreter – das könnte wirklich was werden!
Durch die Probleme der Schottlandtour alarmiert fragte
ich mich, ob eine so lange Tour und mein weiteres Kradfahrerleben mit der MZ zu
bewältigen ist. Ich wollte in Zukunft viele Länder Europas bereisen und jedes
Jahr eine „Fernreise“ unternehmen. Die völlig fehlende Unterstützung der
MZ-Motorbikes auf solchen Fernreisen wurde
mir bewusst. Die einzige Hilfe im nicht unwahrscheinlichen Pannenfall bestand
beim ADAC im Heimbringe Service. Also: Reparieren können wir nicht, aber wir
bringen dich (per Flieger) und dein Mopped (per Tieflader) nach Hause. Im Jahr
2013 haben wir erlebt das es funktioniert, aber als Vorbild möchte ich so etwas
nicht haben! Andere Mütter haben auch
schöne Töchter und die angesparte Kohle muss eh zurück in den
Wirtschaftskreislauf, also sah ich mal um was es für andere Motorräder gibt.
Mit der auch noch vorhandenen Fireblade möchte ich die Monstertor nicht machen,
und der Trend geht eh zum Drittmoped. Die LC8 von KTM fand ich schon immer
interessant, der Rest ist Geschichte.
Die Tante Käthe Link wurde gekauft und über einige
Stolpersteine hinweg für die Tour bereitgemacht.
Lange Rede und wie üblich keinen großen Sinn: - am 28.
Juli fuhr ich mit dem Auto kurz nach 12 die 15 Minuten von der Salz Mine nach
Hause, wo die vollgepackte, aufgerödelte und nach Abenteuer lechzende KTM auf
mich wartete. Zuhause angekommen schnell die Büroklamotten inklusive dem öden grauen Alltag abgeworfen und in mein
eigentliches Leben in Form der bereitliegenden Motorradkombi geschlüpft.
Die 90 Minuten Autobahn
waren rasch erledigt, ich traf in Wittenberg ein und stellte meine
aufgerödelte KTM neben Marcs aufgerödelte, ebenfalls nach Abenteuer lechzender
MZ ab. Marc, der Gute, hatte T-Shirt für
die Tour anfertigen lassen. Dadurch weiß jeder wo wir hin wollen – in
Norwegisch nach dem Weg fragen müssen wir also nicht.… Er machte sich fertig
und zog sich sein Zeug an. Ich trank ein Glas Wasser und wischte mir den
Schweiß von der Stirn. Die Temperatur lag irgendwo über 30°C. Da ich auf dermontierten
neuen KTM-Zubehör-Sitzbank wunderbar saß wanderte die originale Sitzbank vom
Heck meines Mopeds in Marcs Keller. Der Kauf des Zubehörteiles war eine der
sinnvolleren Investition gewesen.
Marc war fertig, der Startschuss fiel und die erste
Etappe gen Rostocker Hafen ging los. Destruktive Gedanken durchzogen mein Hirn,
würde die MZ und die KTM die lange Strecke meistern… das letzte Jahr in
Schottland (MZ) und das chaotische Frühjahr
(KTM) sorgten bei uns nicht gerade für ein todsicheres Selbstvertrauen ins doch
so wichtige Material…
![]() |
Marcs bepackte MZ |
Aber der alte Spruch stimmt, „If the flaggs drop the
bullshit stopps“… wir fuhren aus Wittenberg in Richtung Norden und die
unsicheren Gedanken verschwanden. Jetzt gehts los und egal was passiert – wir
werden schon irgendwie wieder zuhause ankommen. Ob mit oder ohne Moped- „Leben
ist das was passiert während du Pläne schmiedest“.
Montagnachmittag, kaum Verkehr auf der Straße, keine
Wolke und die Sonne knallte auf den Planeten. 34° sagte das Thermometer, wir
hatten nur ein Tshirt unter der Motorradjacke, und alle
Belüftungsreißverschlüsse standen weit offen. Solange man fährt ist es zu ertragen.
Nur gut das wir Richtung Norden fahren, es wird bald wesentlich kühler werden
wenn wir erstmal in Schweden sind.
Da meine beladene KTM ab 160 anfängt leicht zu pendeln
hatten wir vorher ausgemacht dass wir unter dieser Geschwindigkeit bleiben. Aber
Marc der alte Heizer fährt mit 180 vorne weg. Typischer Kommunikationsfehler.
Ich meinte Geschwindigkeit vom Tacho, er dachte die (genauere) Navianzeige ist
gemeint….Bis zur nächsten Tankstelle muss ich also die Pobacken
zusammenkneifen. Die hohe Geschwindigkeit bei den heißen Temperaturen ist auch
für die Haltbarkeit der Reifen nicht gut, man sieht dann richtig den
Gummiabrieb an den Flanken…aber ich habe frische Reifen drauf, die halten eine
Weile. Marcs Reifen sind schon ein paar Kilometer gelaufen, aber er wird schon
wissen was er tut.
Über Berlin waren wir fast alleine auf der Bahn, die
Landschaft verwandelte sich in den Typus den man zwischen Berlin und
Ostseeküste gewohnt ist: Plattes Land, Felder und ein paar Kiefernwälder … langweilig,
aber die Vorfreude auf die Fahrt mit der Fähre hielt mich wach.
Irgendwann fuhren wir an einem alten VW-Bus vorbei. Der
Fahrer saß mit nacktem Oberkörper in seinem Bulli, alle Fenster waren auf und er
winkte wie ein verrückter mit seinem linken Arm aus dem Fenster während wir
vorbei donnern. Was sollte das jetzt?
Unsere TomTom-Navis weisen uns den Weg zum Hafen. Kurz
vor der Hafeneinfahrt ist eine größere Tankstelle. Da der Sprit in Schweden
etwas teurer ist tanken wir nochmal voll und kaufen noch ein paar Schokoriegel.
Dann geht es rein in den Hafen, die Fährlinien sind
halbwegs vernünftig ausgeschildert und wir finden rasch das richtige Terminal.
Leider steht schon eine imposante Autoschlange davor. Einfahrt extra für
Motorräder wie bei der Schottlandfähre gibt es hier nicht.
Wir stellen uns also
an der Dosenreihe an. Statt so eine Art Blockabfertigung zu machen wurde nur
immer ein Auto abgefertigt und durch die Schranke gelassen. Daraufhin starteten
die Autos in der über 100 m lange Schlange ihre Motoren, fuhren 5 m vorwärts
und stellten ihre Motoren wieder ab. Und das dutzende Male. Den Blödsinn machte
ich nicht mit, die Käthe ist zwar schwer bepackt, aber alle paar Minuten 5 m
schieben bekomme ich hin. Nach unzähligen Schiebestückchen waren wir am Schalter
angekommen. Bei der Buchung eine Woche vorher hatte alles geklappt, und gegen
den Ausdruck der Buchung bekamen wir unsere Bordkarten und durften durch die
Schranke. Wir sollten der blauen Linie folgen um zu unserem Schiff zu kommen,
diese hörte aber in einem Kreisverkehr plötzlich auf. Also wieder scharf nach
der Beschilderung der Fähre Ausschau halten… da stand was von Trelleborg, also
abgebogen und in der nächsten Autoreihe angestellt. Wir hatten ein ausreichendes Zeitpolster
eingeplant, nicht das wieder eine gelbe Lampe am Moped angeht LINK und wir
deshalb die Fähre verpassen. Dieses
Zeitpolster mussten wir jetzt natürlich absitzen, auf einer riesigen
aufgeheizten Betonfläche und ohne jeden Zeitvertreib. Wenigstens standen wir
direkt neben einer schattenspendenden Rampe.
Die Zeit verstrich quälend langsam, aber eine Stunde
vor Abfahrtszeit kam die Fähre in Sicht,
ein Riesendampfer. Sie legte direkt neben uns an, ein haushohes Stahlungetüm.
Die Spannung in mir stieg an, vor jeder Fährfahrt bin ich aufgeregt und habe
einen Knoten im Magen. Komme ich die rutschige Rampe hoch, finde ich das
richtige Parkdeck, kann ich das Krad vernünftig befestigen, fällt es während
der Überfahrt vielleicht um…
Die Laster und PKWs fahren dröhnend aus dem Bach des Schiffes, und wir warten wann es endlich für uns losgeht. Inzwischen ist die Sonne untergegangen und der Platz wird von starken Scheinwerfern bestrahlt. Die Autos an der Spitze unserer Reihe starten ihre Motoren, wir haben unser Zeug schon längst wieder angezogen und sitzen fertig auf unseren Maschinen. Der schwedische Toyota vor uns fährt los, wir starten auch unsere Triebwerke und unsere Nordkaptour beginnt. Ab jetzt gibt es kein Zurück mehr. Langsam fahren wir an den anderen Fahrzeugreihen entlang.
Den Dosen hinterher geht es die Rampe hoch, jetzt heißt
es Abstand halten damit man nicht auf der steilen Rampe stehen bleiben muss.
Prompt bremsen die Autos vor uns ab, aber ich muss erst oben langsamer
fahren. Im gleisend hellen Schiffsbauch
angekommen tue ich kurz den Fuß runter um zu schauen ob der Boden glatt ist,
aber der Belag ist schön griffig.
Ein Einweiser zeigt mir den Weg nach links an
einer Rampe vorbei, verdammt eng hier unten. Jetzt suche ich den nächsten
Einweiser der uns den Parkbereich für die Motorräder zeigt. Ich fahre aber nur
den leeren Gang entlang und biege am
Ende rechts ab, vielleicht steht ja dort ein Männlein in Warnweste.
![]() |
Warten auf die Abfertigung |
![]() |
Ankunft der Fähre |
![]() |
Die haushohe Schiffswand |
In der Warteschlange |
![]() |
Obwohl die Fähre da ist müssen wir immer noch warten... |
Die Laster und PKWs fahren dröhnend aus dem Bach des Schiffes, und wir warten wann es endlich für uns losgeht. Inzwischen ist die Sonne untergegangen und der Platz wird von starken Scheinwerfern bestrahlt. Die Autos an der Spitze unserer Reihe starten ihre Motoren, wir haben unser Zeug schon längst wieder angezogen und sitzen fertig auf unseren Maschinen. Der schwedische Toyota vor uns fährt los, wir starten auch unsere Triebwerke und unsere Nordkaptour beginnt. Ab jetzt gibt es kein Zurück mehr. Langsam fahren wir an den anderen Fahrzeugreihen entlang.
![]() |
Auffahrt aufs Schiff |
![]() |
Auf dem Fahrzeugdeck |
Tatsächlich kommt dort hinten ein solches Männlein
hektisch winkend angerannt. Gleichzeitig höre ich von hinten Marcs Emme
aufbrüllen. Deppert wie ich bin fuhr auf der Suche nach dem Einweiser an den
Buchten für die Motorräder vorbei. Kein Beinbruch, schöne 180° Wende und zurück
zu der Parkbucht. Die letzte Warnweste hatte wohl an diesem Tag nicht mit
Motorradfahrern gerechnet und stand deshalb irgendwo anders in der Gegend rum.
Und tatsächlich waren wir die einzigen Moppedfahrer auf dem Törn.
Im Boden neben den Motorrädern waren Ösen eingelassen und
an der Wand hingen vernünftige Gurte in ausreichender Anzahl. Das Verzurren war
also kein Problem. Die Motoräder wurden wie gewohnt fest gemacht, ein Spannriemen
über den Sitz und dann zur Sicherheit doch noch je ein Riemen links und rechts
von der Fußraste zum Boden –sicher ist sicher. Inzwischen haben wir darin
Routine entwickelt.
![]() |
Sorgfältiges Anschlagen der Zweiräder |
Helme und Gepäck blieben am Bock, wir nahmen nur die
Tankrucksäcke mit als wir wie immer leicht skeptisch vom Fahrzeugdeck gingen –
hoffentlich fällen die Kräder im schweren Seegang nicht um.
Wir hatten diesmal keine Kabine gebucht, sie waren recht
teuer und unserer Erfahrung nach unnötig. In mehreren Bereichen der Fähre gab
es viele freie Sitze die nicht gebucht werden mussten. Wir besetzten also 2 Sitzreihen in einem
abgeteilten Bereich. Die Sitze waren ähnlich wie in einem Bus oder Flieger,
klein, nicht groß einstellbar und nach ner halben Stunde furchtbar unbequem.
Tief im Schiffsrumpf war es nicht viel kälter als draußen. Dort waren es immer
noch wohlige 28°und ich schwitze sanft vor mich hin.
Andere Leute hauten sich in mit Decke/Schlafsack in irgendeiner
Ecke auf den Boden, ob das erlaubt war? Auf jeden Fall sah es bequemer aus als
unsere Sitze.
Die Abfahrtszeit rückte näher und bald merkte man ganz sachte
dass wir aus dem Hafen schwammen. Danach
hörte man nur leise die Maschinen dröhnen, ansonsten machte das Schiff
keinerlei Bewegung während der Fahrt. Die Ostsee ist halt doch nur eine große
Pfütze.
Ich wechselte in dem blöden Sitz alle 5 min die Stellung,
mein Nacken und meine Schultern taten weh. So eine Kabine mit richtigem Bett
ist doch was Feines.
Die Musik aus meinem Handy vertrieb ein wenig die Langeweile,
und irgendwann nach 2 Uhr bin ich dann doch weggedämmert.
Dienstag, 29. Juli 2014 Västerås in Schweden
![]() |
erster Tag in Schweden ca 640km |
![]() |
Aufgehende Sonne 5.50 Uhr |
Gegen Müdigkeit helfen bei mir immer zwei Dinge, Kaffee
und Zucker. Also gingen Marc und ich in das große Restaurant gleich nebenan.
Der eine Kellner sprach Marc gleich auf unsere Nordkap-Tshirts an und erzählte
irgendetwas. Richtig mitbekommen habe ich davon nix, mein Gehirn war dafür noch
zu benebelt. Kaffee und Zucker standen auf meiner Liste. Ich fand beides
problemlos, eine weitere Speise mit etwas Substanz fehlte mir aber noch.
Belegte Brötchen oder Ähnliches hätte ich gerne noch gehabt. Aber es gab nur
große glänzende Schokomuffins, denen man die industrielle Herstellung schon von
weitem ansah. Egal, ich kaufte mir so ein großes klebrig süßes Schokoteil. Es
schmeckte genauso schlecht wie es aussah. Aber durch ausreichendem Nachspülen
mit heißem Kaffee konnte ich es runter schlucken. Blitzartig strömte der Zucker
in rauen Mengen koffeinverdünnt durch meine Adern und vertrieb die bleierne
Müdigkeit aus meinen Gliedern. Plötzlich war ich putzmunter und freute mich aufs
Anlanden an der schwedischen Küste. So schlimm war die Nacht doch garnicht!
![]() |
Wo gestern noch gähnende Leere war.... |
Runter zu den Motorrädern, wo gestern noch weite gähnende
Leere war stand jetzt dicht gepackt ein Lastzug neben dem anderen. Wir waren
richtig eingeschlossen und mussten warten bis sich die 40 Tonner aus dem Schiffsbauch gequält hatten. Spannriemen
gelöst, Zeugs angezogen und gewartet bis die Brummis abfuhren.
Zugeparkt auf dem Fahrzeugdeck |
Als sie raus
waren Helm aufgesetzt und den gleichen Weg von gestern Abend zurückgefahren,
ins blaue Traumwetter hinein. Nur diesmal in Schweden und nicht in Mecklenburg.
![]() |
Runter vom Schiffsdeck |
![]() |
Fahrt durch den Hafen |
Wir fuhren erstmal stur den LKWs durch den Hafen hinterher und irgendwann kamen
dann Hinweisschilder für PKW. Diesen Spuren folgend verließen wir den Hafen.
Wir waren in Skandinavien angekommen und die lange Fahrt auf der Straße begann.
Sie sollte rund 7.000 km bis zur nächsten Ostseefähre lang sein.
![]() |
Ausfahrt aus dem Hafen |
Trelleborg ist eine normale größere Stadt, die
Kennzeichen und Werbeschilder sind ein wenig anders, sonst ist kein großer
Unterschied festzustellen. Wir wollten ja in Schweden Strecke machen, also
fuhren wir schnurstracks auf die Autobahn E20 Richtung Malmo. In Helsingborg
wechselten wir auf die E4 und fuhren die lange Strecke Richtung Stockholm bis
nach Västerås, ca. 80 km westlich von Stockholm.
Lange Autobahntouren sind das Highlight auf jeder unserer
Touren. Aber hier wurde es etwas aufgewertet durch die liebliche schwedische
Landschaft, Hügel und Wälder, Wiesen und Felder, viele rote Holzhäuser….ok nach
ner Stunde wird das dann auch Langweilig. Der große See Vättern brachte
zeitweise etwas Abwechslung in die Fahrt, die riesen Wasserfläche mit Häfen und
vielen Booten neben der Straße sah super aus.
![]() |
Erste kleine Rast hinter Trelleborg |
Abwechslung in die
Autobahnbolzerei brachten nur die 3 Tankstopps die wir machen mussten. Tanken
war überhaupt auf der gesamten Tour neben dem Fahren unsere häufigste
Beschäftigung. Die Kräder haben eine Reichweite von 230..250 km, und so musste man
alle Nase lang anhalten und hatte ständig eine Zapfpistole in den Händen.
![]() |
Vor schwedischen Feldern |
Die Temperatur in Schweden hat uns überrascht. Statt
kühlem Nordwetter waren es auch hier 30° warm, keine Wolke war am Himmel und
die Sonne strahlte gnadenlos auf uns hinab. Der Fahrtwind sorgte für etwas
Abkühlung, aber drei Punkte machten mir etwas zu schaffen. Meine erstklassige
Dane-Textiljacke hat am Ärmelende
sogenannte Stormcuffs, eigentlich Gummibündchen die die Arme komplett umschließen
und gegen Wind und Wetter abdichten. Normalerweise super Sache, aber bei 30°
kommt dann auch kein Lüftchen durch und die ganzen Arme braten bei den
Temperaturen im eigenen Saft. Die Handprotektoren meiner KTM schützen die Hände
sehr gut vor Wind, Regen usw. Aber eben
auch vor kühler Luft bei hohen Temperaturen. Gleiches Problem wie bei den
Armen. Und abschließend habe ich bei meiner umfassenden Planung der Tour meinen
Hals halb vergessen. Für kältere Bereiche hatte ich meinen prima
Neopren-Halsschutz LINK dabei. Er hielt mich später auch immer warm und
trocken, aber an den heißen Tagen konnte man das Teil unmöglich verwenden. Ich
fuhr also am Hals nackig durch die Gegend. Eigentlich kein Problem, aber bei
stundenlangen Fahrten unter praller Sonne kommt es bei meiner blütenweisen Haut
schnell zum Sonnenbrand am Hals. Ein Faktor den ich überhaupt nicht auf meiner
Rechnung hatte. Da Marc und ich kein weiteres Tuch mithatten musste ich das
erstmal ertragen und konnte nur schauen ob es in den Tankstellen was Passendes
zu kaufen gibt. Marc der alte Fuchs
hatte sich vor der Tour beim Louis in Leipzig noch ein originales Buff LINK geholt. Die 17€ waren mir damals aber zu teuer.
![]() |
Pause auf einer Raststätte |
So fuhren wir also unter der sengenden Sonne in Richtung
Stockholm. Die Belastung durch die Autobahn-Gurkerei und die hohe Temperatur
setzte uns dabei ganz schön zu.
Dass die Nacht auf der Fähre nicht so toll werden würde
hatten wir schon vorher geahnt. Um uns an diesem Tag die Suche nach einer Unterkunft
zu ersparen buchten wir kurz vor der Abreise eine Hütte über das Internet. Die
Adresse hatten wir ins Navi geworfen und erwarteten jetzt dass die freundliche
Dame uns direkt bis vor die Rezeption leitet. Aber irgendwie klappte das nicht,
wir standen in irgendeinem Wohngebiet in Västerås, Straße, Nummer und PLZ
passten irgendwie nicht zusammen und von dem Sommercamp gab es keine Spur.
Links rum, rechts rum, nochmal im Internet nach der Adresse geschaut, aber
beide TomToms streikten. Zur Ehrenrettung von TomTom: Das Navigon auf dem Handy
hat auch nix vernünftiges gefunden. Zwischendrin mussten wir Tanken. Kein
Problem, gleich nebenan war eine Tanke. Hingefahren, getankt und
weitergefahren. Danach fuhren wir noch zu einer Bank um uns mit Bargeld zu
versorgen. Dort merkte Marc dass er seine schicke neue Brille nicht mehr auf
der Nase trug. Wahrscheinlich hatte er sie beim Tanken abgesetzt und dort
liegen gelassen. Er hat halt noch zu gute Augen, ich mit meinen 4 Dioptrien
hätte ohne Brille nicht mal den Gasgriff gefunden. Wir kehrten um, die Brille
wird bestimmt noch auf der Zapfsäule liegen.
Lag sie aber nicht, auch nicht auf den anderen Säulen, im Shop war sie
nicht abgegeben worden, zerschmettert auf dem Boden lag sie auch nicht, sie war
spurlos verschwunden! Ein toller Start der Tour! Und das war nicht die erste
Brille die so verschwunden ist…
Urplötzlich heilt Marc seine Brille in der Hand. Sie lag
die ganze Zeit auf seiner Hecktasche. Obwohl wir fast quer durch die ganze
Stadt gefahren sind und dabei zig mal um die Ecke bogen lag das gute Stück auf
der Hecktasche als ob sie festgebunden wäre. Unglaublich, Glück muss man haben.
Mit nun wieder vier halbwegs scharfen Augen machten wir
uns erneut auf die Suche. Nach weglassen von PLZ und Hausnummer fand ein Navi
einen weiteren Teil der Straße im Süden der Stadt –fahren wir da mal hin. Die
Stadt blieb fast zurück, Waldstücke und Seen säumten die Straße und wir fuhren
über eine längere Brücke. Und irgendwann entdeckte ich an einem Schotterweg das
Hinweisschild zu „Björnö Cottages“.
Endlich hatten wir das Hüttending gefunden. Erstaunlich das es trotz Adresse
Stunden dauern kann bis man sein Ziel findet.
Der Campingpark LINK bestand
aus vielen kleinen, wie üblich roten Holzhütten und lag direkt an dem See
Västmanlands Län.
Wir fuhren zur Verwaltungshütte und schälten uns aus den
Klamotten. In der Stadt fehlte der kühlende Fahrtwind und uns war mächtig heiß
und wir waren durchgeschwitzt. Jetzt eine Dusche!
Die diensthabende hübsche (was sonst) und blonde (was
sonst) Schwedin war auf unsere Ankunft vorbereitet. Schnell die Visa
durchgezogen und wir hatten den Hüttenschlüssel in der Hand. Sie zeigte uns
noch schnell die Hütte, Küche und Bad. Die Hütte war für 4 Personen gedacht,
entsprechend groß und mit einer richtigen Küche ausgestattet. Wunderbar!
![]() |
Unsere erste Hütte |
Zum ersten Mal auf der Reise bezogen wir unser Quartier.
Die Reisedampfer wurden vor die Hütte bugsiert,
Koffer und Taschen abgeschnallt und der Inhalt in die Hütte verfrachtet.
In Sekundenbruchteilen wurde dadurch eine schöne, aufgeräumte und leeren Hütte
in ein Chaos aus Taschen, Motorradklamotten, Stiefeln usw. verwandelt. Eine
Metamorphose die sich in den nächsten Wochen täglich abspielen sollte, und die
mich jedes Mal erstaunte.
Auf der Herfahrt hatten wir kurz vor dem Campingpark
einen Supermarkt gesehen. Dort fuhren wir nochmal mit den gepäckbefreiten
Moppeds in Jeans und ohne Jacke hin. Herrlich wie leicht sich die Maschinen
ohne Beladung fuhren und wie schön der Fahrtwind kühlte. Wir kauften uns jeder eine
Pizza fürs Abendbrot und fürs Frühstück irgendwelche Quarktaschen und
Schokomuffins (die kennt man ja).
Der blonde
schwedische Engel hatte etwas von einem Badestrand geflötet. Wir waren so
durchgeschwitzt und genervt von dem Tag in Moppedzeug bei 30°, ein Sprung ins
kühle Wasser wäre jetzt die Erlösung. Badehosen hatten wir natürlich aus
Gewichtsgründen nicht eingepackt (sollte ja kein Strandurlaub werden). Aber der
modische Männerslip sieht ja fast wie eine Badehose aus, und außerdem kennt uns
hier eh keiner. Also sind wir so wie wir waren zum See geschlurft. Das Ufer war
sehr felsig, soll in den skandinavischen Fjorden ja öfters vorkommen. Es gab
deshalb nur einen kurzen Steg der ins Wasser führte. Wir zogen unser
verschwitztes Zeug bis auf die U-Hose aus und stiegen ins Wasser. Was für eine
Wohltat! Nach mehr als 30 Stunden in den Klamotten, nach der heißen Fahrt zur
Fähre, der warmen, unbequemen Nacht auf dem Schiff und dem Tag auf der 30°
warmen Autobahn plötzlich dieses Bad in dem kühlen erquickendes Nass.
Welch Genuss und welch krönender Abschluss des Tages.
Urlaub kann so schön sein!
Nach der langen Genussphase gingen wir hungrig zurück zur
Hütte und aßen die Pizzen.
Da es trotz später Stunde noch hell war gingen wir vor
dem Zapfenstreich nochmal zu den Felsen am See. Dort gossen wir schottischen
Götternektar in unsere schnöden Blechtassen.
Bei der Schottlandtour letztes Jahr hatten wir durch
intensives hartes tägliches Training herausgefunden das uns hochwertiger Whisky
schmeckt, und das es nicht zu teuer ist 40..50€ für eine solche Flasche
auszugeben.
![]() |
Enjoy |
Wir saßen müde vom anstrengenden Tag auf dem Felsen,
schauten auf die schöne schwedische Seenlandschaft und atmeten den faszinierenden
Duft des schottischen Gerstensaftes tief in uns ein….Leben ist schön!
Mittwoch, 30. Juli 2014 Nordmaling
![]() |
Västeras – Nordmaling (Umae) 600km |
Die Nacht war super gewesen. Mücken gab es keine und
lärmende Nachbarn auch nicht. Die Gruppe osteuropäischer Arbeiter, die auf der
anderen Platzseite wohnten, hatten gestern Abend nur ihr Feierabendbier
getrunken und sind sehr früh in die Falle gegangen. Die Jungs mussten heute
bestimmt wieder früh raus. Wir aber haben Urlaub und dürfen etwas länger schlafen,
kurz nach 7 sind wir aber auch auf.
![]() |
Unser Frühstück, die Knusperflocken gehören nicht dazu |
Da das Wetter immer noch super war konnten
wir draußen auf einem Holztisch frühstücken, lecker Instantkaffee und das
gestern gekaufte süße Gebäck.
Es stand uns wieder ein Tag auf der Autobahn bevor, so
war die Tour geplant. An der schwedischen Küste den bottnischen Meerbusen
hochdonnern und so viele Kilometer am Tag zu machen wie möglich. Eigentlich
schade, vielleicht gibt es hier ein paar schöne Ecken die einen Besuch wert
sind. Auf der Autobahn haben wir gestern allerdings nichts gesehen was in die
Richtung geht. Für mich ist Schweden bisher recht langweilig.
Gestern Abend hatten wir uns ein Campingplatz bei Umae
rausgesucht. Den gaben wir als Ziel in die Navis ein. Wir würden gegen 17 Uhr
dort eintreffen. Wenn er voll sein sollte könnten wir problemlos noch ein paar
Stunden weiterfahren und einen anderen Platz suchen. Außerdem hatten wir ja noch
unsere Zelte dabei. Macht Spaß das Vagabundenleben.
Um Stockholm zu umfahren wählten wir die 55 nach Uppsala
(da gab es doch irgendein albernes Lied?). Von dort ging es auf der E4
Richtung
Norden, immer an der Ostseeküste entlang. Die Ostsee haben wir aber nur
ein
paar Mal kurz gesehen. Die schwedischen Autobahnen sind über Stockholm
nicht
mit den deutschen zu Vergleichen. Die Straße ist insgesamt dreispurig,
abwechselnd ist jede Fahrtrichtung zweispurig damit man die langsameren
Fahrzeuge überholen kann.
Eigentlich eine gute Idee, spart man sich den Stress wenn man überholen
muss.
Die Bundesstraßen in Deutschland sollen demnächst auch so gebaut
werden.
![]() |
Schwedische Autobahn mit Drahtseilen als Leitplanken |
Was
aber hoffentlich nicht von den Schweden übernommen wird sind die Leitplanken.
Wie bei uns sind in regelmäßigen Abständen Stahlpfosten in den Boden gerammt.
Nur sind hier keine langen Stahlplanken angeschraubt sondern 2 oder 3 nur
daumendicke Drahtseile sind an den Pfosten befestigt. Unsere Leitplanken
zuhause sind schon für Motorradfahrer gefährlich, aber die schwedische
Konstruktion ist nochmal einen ganzen Zacken schlimmer. Wenn man da reinrutscht
wird man entweder von den Pfosten oder von den Seilen zerteilt. Oder beides
gleichzeitig. Unsere Reisekollegen Smu und Smi hatten uns davon schon
berichtet. LINK
![]() |
Sundsvall |
In Sundsvall mussten wir wieder mal Tanken. Da es
Mittagszeit war machten wir gleich eine größere Pause. Hinter der Tankstelle
war Wasser zu sehen, dorthin fuhren wir und aßen eine Kleinigkeit (Schokoriegel
und Knacker).
Hafen von Sundsvall |
Brücke in Sundsvall |
Die große Brücke über den Meeresarm sah klasse aus. Sundsvall ist
eine sehr schöne Stadt. Während wir rumsaßen übte auf dem Platz neben uns ein
Fahrschüler mit seinem Motorrad. Dieses war überall mit Bügeln versehen, so
etwas gibt es bei uns nicht. Während der Fahrschüler sich abquälte und durch
die Gegend hoppelte saß der Fahrlehrer entspannt im Schatten und telefonierte –
so möchte ich auch mein Geld verdienen!
Als wir weiter fuhren war es immer noch sehr warm bei
wolkenlosem Himmel. Da mein Hals inzwischen wirklich verbrannt war und jede
Kopfdrehung schmerzte benutzte ich trotz der Hitze den dicken Halsschutz.
Lieber schwitzen als verbrannt werden.
Kleine Pause |
Die Landschaft wird langsam interessanter |
Langsam wurde die Gegend hügliger und Felsen gab es auch
ab und an.
Hinter Härösand wurde der Himmel vor uns immer bewölkter
und dunkler. Die heiße Sommerzeit war wohl fürs erste vorbei und ab jetzt wird
es nass und kühler werden. Unglücklich war ich nicht darüber. Es fing dann
tatsächlich an zu regnen. Da wir nicht den Rest des Tages in den nassen
Textilklamotten rumlaufen wollten zogen wir uns Regenjacken drüber.
![]() |
Starker Regen |
Der recht
starke Regen mit ungewöhnlich großen Tropfen war nicht wirklich schlimm. Nur
wenn uns ein LKW entgegen kam schleuderte er eine große Gischtwolke auf uns,
kurzzeitig war man in einer Wasserwolke und sah nichts mehr. Nach einer Weile
hörte es dann zum Glück wieder auf zu regnen.
An einem Straßenabschnitt wurde gebaut und wir standen
plötzlich in einem kleinen Stau. Wir fuhren bis vor zu einer roten Ampel und
stellten uns dort als Erste hin. Hier lernten wir eine skandinavische
Besonderheit kennen, das Ledebil –Fahrzeug. Wenn der Verkehr einspurig
abwechselnd an oder durch eine Baustelle fährt darf man nicht alleine fahren.
Es wird ein Ledebil-Auto eingesetzt welches immer hin und her fährt und die
Spitze der Kolonne bildet. Ähnlich wie ein Safety Car bei der Formel 1 (falls das
überhaupt noch jemand schaut…). Wir zuckeln also brav dem Führungsfahrzeug
hinterher, es sollte nicht das letzte Mal auf dieser Tour sein.
![]() |
Dem Ledebil-Auto folgend durch die Baustelle |
![]() |
Das Safety Carbiegt ab - Vollgas! |
Kurz nach 17 Uhr erreichten wir den ausgewählten
Campingplatz. Viele rote Hütten und ein paar Campingwagen, sah vernünftig aus.
Eine Hütte bekamen wir problemlos, 450 SEK kostete sie. Nur Wlan gab es nicht,
die verfügbaren Zugänge waren angeblich schon vergeben, obwohl der Platz
relativ leer war. Aber kein Problem, Marc hatte sich ein Datenpaket gebucht und
ich musste nur das Datenrooming am Handy einschalten.
![]() |
Unsere Hütte |
Die Hütte war fast identisch zu der Hütte vom Vortag. Wir
stellten unser Gepäck rein und fuhren mit den Krädern erstmal eine kleine
Platzrunde. Weiter unten war ein See und es gab sogar einen richtigen
Sand/Erde-Strand.
![]() |
Leichtes Chaos, was gehört mir? |
Nach einer kurzen Fahrt zum nächsten Supermarkt war dann
wieder Baden angesagt. Wieder sehr erfrischend, aber die Lufttemperatur war
nicht so warm wie gestern und ein strammer Nordwind blies. Trotzdem war das Bad
eine Wohltat.
Nach dem Bad im See |
Die gekauften Pizzen wurden in dem Küchenhaus gegenüber
zubereitet und mit Genuss vor der Hütte verspeist. Wir hatten heute noch nicht
viel gegessen. Dabei packten wir Landkarten und Navis auf den Tisch und planten
den morgigen Tag. In die Hütte neben uns zog ein finnischer Motorradfahrer ein.
Er kam später zu uns rüber und wir unterhielten uns eine ganze Weile. Er hieß
Yari und kam mit seiner Honda Pan-European aus Südfinnland und wollte den Katzensprung
rüber nach Norwegen fahren. Mit seiner Honda ist er schon 146.000 km gefahren.
Ein beeindruckender Wert, aber für eine Honda sind hohe Laufleistungen eigentlich nicht ungewöhnlich.
LINK
![]() |
Ganz links die Honda von Yari |
Er war ein lustiger Typ und wir tranken unseren Whisky
zusammen. Der schmeckte besser als sein finnischer Wodka mit Schweppes. Er
warnt uns vor den Speedcameras auf unserer Strecke in Finnland. Aber es gäbe im
Norden nur gut sichtbare fest installierte Blitzer, mobile Anlagen der Polizei
sollen nur sehr selten im Einsatz sein.
Trotz dem Bad im See ging ich abends noch duschen. Die
Dusche war leicht morastig. Aber ich hatte meine Badelatschen dabei, und beim
Duschen nehme ich eh die Brille ab, dann seh ich das Elend nicht mehr.
Nach 11 Uhr hatten wir dann zu dritt einen Teil unseres
Whiskyvorrates vernichtet und gingen schlafen
Donnerstag, 31. Juli 2014 Rovaniemi in Finnland
![]() |
Nordmaling nach Rovaniemi ca. 570km |
Früh ohne Wecker munter werden, anziehen, Kaffee kochen,
Frühstücken, Sachen zusammen packen, Pferde satteln, Moppedzeug anziehen und
dann losfahren…wir haben unseren Rhythmus gefunden und funktionieren und
harmonieren wie ein altes Ehepaar.
Wetter ist leicht durchwachsen, Wolken am Himmel aber ab
und zu lugt die Sonne raus. Laut Wetterbericht könnte es heute aber nochmal
etwas feucht werden.
Wir fahren durch Nordmaling wieder auf die große Straße
in Richtung Norden. Weiter am Bottnischen Meerbusen entlang geht’s es über
Umae, Skelleftea und Lulea zur finnischen Grenze. In Finnland wollen wir noch
weiter bis nach Rovaniemi. Gestern haben wir uns mehrere Campingplätze
rausgesucht die vernünftig aussahen.
Auf Finnland freue ich mich sehr. Norwegen kenne ich ja
von der letzten Tour, und Schweden soll so ähnlich wie Norwegen nur ohne
Landschaft sein. Aber bei Finnland bin ich neugierig wie das Land so ist. Was
ich von Finnland weiß: Wenig Menschen, sehr viel Wald und viele Seen, und
Mücken ohne Ende. Und der Finne an sich sieht komisch aus, trinkt Wodka pur und
sitzt ständig in der heißen Sauna.
Aber vor der finnischen Offenbarung müssen wir erst
einmal die letzten paar hundert Kilometer schwedische Autobahn hinter uns
bringen. Die Landschaft steigert sich langsam, sie wird rauer und etwas
interessanter. Gestern sind mir schon viele Pkws mit zusätzlichen Scheinwerfern
vorne aufgefallen. Der Trend verstärkt sich heute. Ganz normale Fahrzeuge
(Passat, kleine Volvos usw.) haben vorne zwischen den normalen Scheinwerfern
zwei, drei oder sogar vier richtig große Zusatzscheinwerfer installiert. Im
hellen Sommer sind sie wahrscheinlich nutzlos, aber im dunklen Winter machen
sie die Nacht zum Tag.
Kurz vor dem Mittag gibt es kurz etwas Nieselregen. Nach einer regenfreien Stunde wird es dann am
Horizont immer dunkler und wir ziehen zur Sicherheit unsere Regenjacken an. Da
vorne tobt das schönste Wetterchaos und wir fahren wie üblich volle Kanne rein.
Es wird dunkler um uns herum und ein
sanfter Regen setzt ein. Meine neue KTM hat angeblich 6 CPUs integriert, eine
davon blendet auch die Lufttemperatur im Cockpit an. Diese Anzeige zeigte jetzt
das erste Mal unter 20°C an. Nach ein
paar Minuten geht es dann richtig los, riesengroße Regentropfen
prasseln…schlagen in einer noch nie erlebten Intensität auf uns ein. Sie
trommeln auf unsere Helme und prasseln auf unseren restlichen Körper – so
schlimm haben wir Regen noch nie erlebt. Man spürt jeden einzelnen Tropfen
durch die Kombi auf der Haut. Die Sicht ist sehr schlecht und das Wasser steht zentimeterhoch
auf der Straße weil es nicht so schnell ablaufen kann wie es runterregnet. Die
Autos vor uns kriechen mit 30..40 über die Straße. Wenn es etwas zum Unterstellen
da gewesen wäre (Brücke, Vordach, Bushaltestelle…) hätten wir angehalten, aber
in der nordschwedischen Einöde gab es nichts dergleichen. Also Pobacken
zusammenkneifen und weiterfahren.
Der Platzregen weckte böse Erinnerungen in mir. Letztes
Jahr in Schottland standen wir nach einem nicht so schlimmen Regen zwei Tage in
James Werkstatt rum und es ging nicht weiter. Ich malte mir schon aus wie es
wird wenn Marc plötzlich langsamer wird und den rechten Blinker setzt… Das
Gepäck reduzieren und zu zweit auf der KTM die über 1.000 km bis zum Nordkap
fahren…? Wäre ja zu peinlich wenn wir es nicht bis zum Ziel schaffen würden.
Aber nach dem Schottland-Desaster hatten wir an den Emmen
die Wasserablaufbohrung unter der Elektrik vergrößert und Marc hatte jetzt eine
günstigere Gepäcktasche auf dem Heck – vielleicht reichen ja diese Maßnahmen um
den zweiten Wasserschaden zu entgehen. Hoffentlich, hoffentlich!
Und wirklich, das Glück war diesmal auf unserer Seite.
Wie ein Bienchen (oder eher eine Hummel) trieb der 1000er Motor die MZ Richtung
Norden durch den Platzregen voran. Und nach einer halben Stunde erschien vor uns
der sprichwörtliche Silberstreif an Horizont. Es wurde heller und der Regen
ließ merklich nach und hörte nach ein paar Minuten ganz auf. Puh, das hätten
wir überstanden! Beim kurz danach stattfinden Tankstopp baute Marc das Gepäck
vom Heck der MZ ab und wir entfernten die Sitze um zu schauen ob Wasser in den
kritischen Bereich eingedrungen war. Wo vor einem Jahr noch das Wasser
zentimeterhoch stand war jetzt alles staubtrocken. Starker Regen war jetzt also
kein Problem mehr für die Emme. Diese große Sorge waren wir also los und es
ging entsprechend relaxter weiter Richtung finnische Grenze. Jetzt hält uns
nichts mehr auf, Nordkap wir kommen! (Auf Holz klopfend.)
Nordschweden, Postkartenidylle |
Nordschweden, Postkartenidylle, andere Perspektive |
Bei der nächsten nötigen Tankstelle sahen wir neben der
Straße einen kleinen Hafen mit einem schönen Leichtturm. Wir liefen das kleine
Stück rüber zum Hafen, so sehr nett aus!
Vollgetankt und bereit für die nächsten 200 Kilometer |
Weiter ging es durch die letzten schwedischen Städte.
Kalix und Haperanda blieben uns als sehr hübsche Städte in Erinnerung. Direkt
hinter dem schwedischen Haperanda liegt
das finnische Tornio. Man fährt durch städtisches Gebiet, plötzlich kommt eine
Blechtafel, 2..3 Fahnen und man ist in Finnland. Früher hat eine Landesgrenze
viel mehr her gemacht. Wenn ich an den Berlinbesuch als Kind zurück denke, als
ich vor dem schwerbewachten Brandenburger Tor stand… Aber gut dass diese Zeiten
vorbei sind, den damals stand ich auf der falschen Seite der Grenze.
Finnische Landstraße, Blick nach links... |
Und finnische Landstraße, Blick nach rechts |
MZ in Finnland, läuft wie ein Bienchen |
Und die KTM spielt auch noch mit |
![]() |
Kurze Pause |
Zurück zu Finnland, die Landschaft veränderte sich als
wir vor Keminmaa von der Ostseeküste ins Landesinnere Richtung Rovaniemi auf
die E75 abbogen. Die Straße wurde schmaler, sie führte durch ebene
Birkenwälder, nur ab und zu unterbrochen durch einen kleinen See oder eine
Wiese auf der Heidekräuter blühten. Der Verkehr ließ schlagartig nach, nur sehr
selten kam uns ein Fahrzeug entgegen. In Finnland darf man auch 100 auf der
Landstraße fahren, wir „rasten“ also mit ca. 110 laut Navi die schnurrgerade
Straße entlang. Die eintönige Landschaft hat dabei einen besonderen Reiz für
mich. An den Wasserflächen sahen wir viele Graureiher. Und wir fuhren an den
von Yari angekündigten festinstallierten Blitzer vorbei, man sieht die Teile
wirklich schon von Weitem und geht kurz vom Gas.
In Rovaniemi mussten wir zum dritten Mal an diesem Tag
tanken. Hier konnten wir wieder in Euros bezahlen, die ungewohnten schwedischen
Kronen versteckten wir im hinteren Fach der Geldbörse. Wir werden sie erst in
über einer Woche wieder brauchen. Nach dem Tanken stehen wir bei unseren Mopeds
und essen noch eine Kleinigkeit. Plötzlich hören wir ein blechernes Kreischt
neben uns. Ein riesengroßes nigelnagelneues Campingmonster ist am
Tankstellendach hängengeblieben. Das halbjunge dynamische Familienoberhaupt wollte zwischen Zapfsäulen und Tankstellengebäude durchfahren und hat dabei die Höhe und die
Länge seines fahrenden Palastes unterschätzt. Nun ist in der blendend weißen
Fläche des Alkovens (Moment, kurz googeln – ja Schreibweise stimmt) eine tiefe
blaue Kerbe, fast einen Meter lang. Da wird sich die Versicherung freuen. So
etwas kann uns nicht passieren, wenn wir ein Kratzer im Haus haben können wir
das mit etwas Klebeband flicken. (Das Zelt ist gemeint).
![]() |
Unsere rote Hütte, die Dritte? Oder Vierte? .... |
Rovaniemi ist nicht erwähnenswert, normale größere Stadt.
Die junge Dame im TomTom führte uns zum ersten ausgewählten Campingplatz. Er
sah in Realität so gut aus wie im Internet, hatte freie Hütten( natürlich in
Rot) und die Umgebung war nett. Also wie üblich die Plastikkarte über den
Tresen geschoben und der Hüttenschlüssel war unser. Hinter den Hütten sah man einen See – die
Abendbeschäftigung war also gesichert.
Kurz vor dem Campingplatz führen wir an einem sehr großen
Einkaufstempel vorbei. Die Taschen/Koffer/Säcke wurden schnell abgebaut und in
die Hütte geworfen. Mit nur leichtem Marschgepäck (Tankrucksack) fuhren wir in
den Tempel um uns Abendbrot und Frühstück zu besorgen. Der Laden war wirklich
riesig und das Angebot umfasste neben Futter alles was man zum Leben braucht,
von der Nagelschere bis zur Kettensäge. Ich war auf meiner Suche nach einem
dünnen Halsschutz bisher noch nicht fündig geworden. Hier gab es natürlich auch
so etwas, ein blaues Buff-Imitat für 9,99€ - das ist meins!
![]() |
Das sind Makkaroni, oder auf finnisch Lihamakaronilaatikko |
Die Sprache der Finnen erstaunte uns sehr, hörte sich
komisch an und geschrieben sah es noch lustiger aus.
Die Auswahl war wieder mal zu groß für uns, vor Schreck
nahmen wir wieder jeder eine Tiefkühlpizza mit. Dafür gabs aber noch leckere
Brötchen und Marmelade fürs Frühstück.
Gegenüber dem Sandstrand ist eine Insel |
![]() |
Bad im Fluß am Polarkreis |
Harte Kerle... ;-) |
Wieder im heutigem Zuhause angekommen packten wir unsere
Sachen aus und verwandelten den Räum ins übliche Chaos. Der See war nur 100m
entfernt. Es gab einen richtigen Sandstrand, manche Camper standen direkt am
Wasser. Wir sprangen in den See…nein wir gingen langsam in den See hinein, die
Wassertemperatur war beträchtlich kälter als gestern. Immerhin waren wir schon
am Polarkreis angelangt. Die Strömung in dem See war erstaunlich hoch,
wahrscheinlich war es doch ein Fluss! (Später in der Hütte stellten wir fest: Das
Ding heißt Kemijoki und ist mit 550
Kilometern der längste Fluss Finnlands.)
![]() |
Lecker Abendbrot... |
Nur ein kleiner Teil der Hütten ist belegt |
Nach 10 Minuten im kühlen Nass waren wir genug erfrischt,
die Pizzen warteten auf uns. Der Herd in der Hütte war gerade groß genug für
eine Pizza, wir aßen also in Etappen. Geschmeckt hat es, aber morgen müssen wir
bei der Wahl der Nahrung etwas kreativer sein.
Planung der morgigen Strecke per Handy |
Als Tagesabschluss wurde die morgige Tour geplant. Wir
könnten zwar direkt zum Nordkap fahren, aber Svenjas Abstecher nach Kirkenes
hat uns so gut gefallen das wir dort auch hin wollen. Wir finden mit den Handys
ein paar Campingplätze und geben den Besten schon mal in die Navis ein.
Mit einer warmen Dusche und einem kühlen Whisky beenden
wir den Tag.
![]() |
Am Abend ging noch eine Entenfamilie spazieren |
Freitag, 1. August 2014 Kirkenes in Norwegen
![]() ![]() |
Rovaniemi – Kirkenes ca.520km |
Jetzt fängt die Tour endlich an richtigen Spaß zu machen. Statt wie bisher den ganzen Tag auf der Autobahn stur und stupide gerade aus zu fahren geht es jetzt endlich über kleinere Landstraßen durch Nordfinnland. Es geht auch nicht anders, das sind hier die größten Straßen die es gibt.
Die bisher über 2.000 gefahrenen Kilometer verbuchen wir unter „Anfahrt“. Recht eindrucksvolle Anfahrt wenn man bedenkt dass unsere gesamte Schottlandtour vom letzten Jahr nur 2.400 km lang war.
Frühstück auf der Terrasse |
![]() |
Beim Packen |
Die Nacht war super gewesen. Vom langen Tag auf den
Moppeds ermüdet haben wir die Nacht sehr gut in unseren Schlafsäcken
geschlafen. Die Entscheidung das komplette Campingzeug mitzunehmen war nicht
falsch gewesen. Die Hütten sind nur teilweise mit Bettzeug ausgestattet oder es
kostet extra. Wir werfen einfach unsere Schlafsäcke in die Betten und sind
bettfertig. Das extra mitgebrachte Spannbettlaken macht mein Bettchen noch ein
Tick luxuriöser.
Für uns war noch der gestrige Himmel interessant. Bevor wir kurz vor 12 in die Falle fielen gingen wir nochmal kurz raus. Es war nicht dunkel, die Sonne war zwar nicht zu sehen, aber statt der gewohnten nächtlichen mitteldeutschen Dunkelheit herrschte hier ein fahles Dämmerlicht, man hätte Zeitung lesen können.
Für uns war noch der gestrige Himmel interessant. Bevor wir kurz vor 12 in die Falle fielen gingen wir nochmal kurz raus. Es war nicht dunkel, die Sonne war zwar nicht zu sehen, aber statt der gewohnten nächtlichen mitteldeutschen Dunkelheit herrschte hier ein fahles Dämmerlicht, man hätte Zeitung lesen können.
Leicht chaotische Hütte |
Früh gab es blauer Himmel Sonnenschein. Wir frühstückten
auf unserer Terrasse, die Sonne schien uns dabei ins Gesicht und es gab lecker
Croissants – man geht es uns gut! Das haben wir uns aber auch verdient, so
lange wie wir auf die Tour hin gefiebert haben (immerhin seit dem Herbst). Der
lösliche Kaffee schmeckte sogar inzwischen, das lag entweder an der Gewöhnung
oder an der schönen Umgebung.
![]() |
Bereit zur Abfahrt |
Nach dem Frühstück erfolgte die übliche Suche
beim Packen, was ist meins, was ist deins…egal, Hauptsache wir nehmen es mit.
Rovaniemi ist weltbekannt für seine Lage am Polarkreis
und als Heimat des Weihnachtsmannes.
Rovaniemi- Heimat des Weihnachtsmannes |
![]() |
So wohnt also der Weihnachtsmann |
Praktischerweise werden beide Tatsachen in einem gemeinsamen
Touristenzentrum ausgebeutet. Wir stehen zwar nicht auf solche Touri-Hotspots,
aber wir sind einmal hier, Touris sind wir auch – also fahren wir dort wie alle
anderen auch vorbei und machen unsere obligatorischen Fotos.
Der heiße Punkt ist nur ein paar Minuten vom Campingplatz
entfernt, kaum sind wir losgefahren steigen wir wieder ab. Und wieder zeigen
die Navis wie leichter sie uns das Leben machen. Ziel eingeben und losfahren.
Ohne langwierige Suche nach Straßenschildern und Richtungen…
![]() |
Der Polarkreis |
Das übliche Tourifoto |
Das Weihnachtsmann-Center mit weißem Polarkreis-Strich
auf dem Boden erfüllt alle unsere Erwartungen. Der extra aufgemalte Polarkreis LINK wird
von allen Touris für fotografische Orgien missbraucht. Von uns natürlich auch.
![]() |
Weihnachtsmannhaus, oder eher Kitsch-Supermarkt? |
![]() |
Die Weihnachtsdudelei müsst ihr euch vorstellen |
![]() |
Wegweiser, oben das Nordcap mit 680 km |
Von dem Weihnachtsmann-Bereich werden wir mit
weihnachtlicher Musik beschallt, Ende Juli bei sonnigen 20° am Morgen eine
surreale Erfahrung. Wir waren noch nie Fans der Feier mit dem Coca Cola-Mann,
und durch diesen Besuch wird die Liebe sicherlich nicht größer. Aber wir machen
wie üblich das Beste daraus, schauen uns alles an, machen ein paar Fotos
(Beweis wir waren da gewesen!), und geben keinen einzigen Cent für den Zauber
aus.
Nach dem Plastik-Kitsch-Ho-Ho-Ho ging es weiter auf die
finnische Landstraße. Von Rovaniemi aus geht es auf der E75 bis nach
Pielppajärven am Inarijärvi-See, dort biegen wir nach Nordosten ab auf die
Landstraße 971in Richtung Kirkenes. Dieser Ein-Tages-Umweg war am Anfang
eigentlich nicht wirklich geplant, aber der Reisebericht von Svenja hat uns
überzeugt. Wenn wir einmal hier oben sind… Die Straße macht auf der Karte
richtig was her, ein fetter roter Strich in der ansonsten leeren Landschaft,
aber im realen Leben ist es nur eine einfache Landstraße vierter Ordnung (nach
deutschen Schema).
![]() |
Finnische Landstrassen Tag 2 |
Die eindrucksvolle Eintönigkeit der finnischen
Landstraßen von gestern setzt sich heute fort. Eine meistens gut asphaltierte
Straße die wie mit dem Lineal gezogen durch grüne Birkenwälder führt, selten
unterbrochen durch eine Kurve und ein paar Seen. Ich finde das Klasse, mir
gefällt Finnland!
Der Verkehr ist sehr übersichtlich, nur alle 5..10
Minuten kommt uns ein Fahrzeug entgegen. Meistens Camper oder Touris mit
Dachbox, seltener (meist osteuropäische) LKWs die ihre Ladung durch die Einöde
transportieren. Fahrzeuge die in unserer Richtung unterwegs sind überholen wir
immer sehr schnell. Die Speedcameras sieht man schon von weitem, Polizisten mit
mobilen Anlagen würden sich hier bei 10 Autos pro Stunde kaum rentieren.
![]() |
Unser erstes Rentier |
![]() |
Unser x-tes Rentier |
Nach einer halben Stunde sah ich wieder einige Rentiere
neben der Straße stehen. Bei der Pause kurze Zeit später erzählte ich Marc
davon, ganz stolz die kleine Herde entdeckt zu haben. Die Antwort fiel
wiedermal sehr trocken aus. Er hatte fast ein dutzend Mal Rentiere gesehen die
neben der Straße standen….Achso...ja..mmh…aber ich musste mich ja auf den
Verkehr konzentrieren weil ich ja vorne fuhr…wie gesagt alle 10 Minuten kam uns
ja ein Fahrzeug entgegen….
Dann waren die Rentiere selbst für mich unübersehbar, sie
liefen langsam die Straße entlang und störten sich in keinster Weise an den
Campern, PKWs und LKWs die sich an ihnen vorbeizwängen wollten…langsam nervten
die Tiere dann doch.
Das Wetter war wieder super, blauer Himmel mit ein paar
Wolken. Es war jetzt wesentlich kühler als in den letzten Tagen, wir waren ja
immerhin schon nördlich des Polarkreises. Richtig angenehme Temperatur, nur mit
den Baden am Abend wird jetzt wohl Schluss sein.
Den zweiten Tankstopp des Tages machten wir irgendwo in
der Einöde an einer einsamen Automatenstation. 2 Zapfsäulen, kleines Blechdach
drüber und ringsum Quadratkilometer Wald. Ein Österreicher auf einer 990er Adventure
(Vorgänger von meiner KTM) war gerade fertig. Wir unterhielten uns natürlich,
woher-wohin… Er fuhr die große Runde in der anderen Richtung, d.h. er ist über
Norwegen hochgefahren und fährt über Finnland/Schweden wieder zurück. Er kam
grade vom Nordkap und zeigte uns Fotos die er dort gemacht hat. Er auf seiner
KTM direkt vor der Weltkugel. Cool, das wollten wir auch. Er gab uns den Tipp
einfach recht spät zum Nordkapcenter zu fahren und dann einfach zu warten bis
die Mitarbeiter Feierabend hätten. Nach 0..1 Uhr ist kaum noch jemand vor Ort
und man kann mit seinem Motorrad direkt an den Globus vorfahren.
An seiner schönen KTM entdeckten wir noch einen schmalen kleinen Nordkap-Aufkleber. Wir stehen ja nicht so auf sinnlos zugeklebte Motorräder, aber so einen schön dezenten Aufkleber wollten wir natürlich auch haben.
Als wir uns über unsere Rücktour durch Norwegen unterhielten schwärmte er von den Lofoten. Eigentlich hatten wir nicht vor die Inselgruppe zu besuchen, aber wir sind ja zwang- und planlos… warum nicht.
An seiner schönen KTM entdeckten wir noch einen schmalen kleinen Nordkap-Aufkleber. Wir stehen ja nicht so auf sinnlos zugeklebte Motorräder, aber so einen schön dezenten Aufkleber wollten wir natürlich auch haben.
Als wir uns über unsere Rücktour durch Norwegen unterhielten schwärmte er von den Lofoten. Eigentlich hatten wir nicht vor die Inselgruppe zu besuchen, aber wir sind ja zwang- und planlos… warum nicht.
Ein See in Nordfinnland |
Viele große Ameisenhaufen |
Moltebeeren |
Moltebeeren aus der Nähe |
Die nächste kurze Pause machten wir an einem großen See,
der durch die Bäume schimmerte. Auf dem Weg dorthin sahen wir viele große
braune Hügel, Ameisenhügel stellten wir bei näherer Betrachtung fest. So viele
große und dicht beisammen stehende Ameisenbauten haben wir noch nie gesehen.
Der See selbst sieht wunderschön aus, nur das Ufer ist sehr aufgeweicht. Auf
dem Rückweg fanden wir noch kleine Sträucher mit gelb/orangen Beeren. Sind das
Moltebeeren? Ich dachte die sind schwarz!?
![]() |
Kurze Kaffeepause... |
![]() |
..mit dem weltbesten Eierkuchen, Vanilleeis und Moltebeeren |
![]() |
Während wir Essen läuft ein Rentier vorbei |
Gegen Mittag kamen wir dann in der (immer noch) Einöde an
ein paar Holzhütten vorbei. Marc fuhr gerade vorne und er hielt an, kurze
Pause, Kleinigkeit essen und trinken… Eine der Hütten so wie ein Caffee aus,
Sonnenschirme und Tische davor. Mal schauen was hier in der Waldwüste so
angeboten wird. Kaffee war klar, und dazu noch was zu essen… Der freundliche
Verkäufer empfahl uns Eierkuchen mit Beeren und Vanilleeis. Die Beeren waren
die gleichen Beeren die wir vorhin am See gefunden hatten Sah alles sehr lecker
aus, zwei Mal bitte. Wir setzten uns an einen der Tische und warten auf die
Eierkuchen. Sie kamen bald und sie schmeckten fantastisch. Die Eierkuchen waren
in einem besonderen Öl gebraten und die
Außenseiten schmeckten so gut, ich war begeistert. Für mich das beste Essen der
gesamten Tour.
Als wir so neben der Straße saßen hörten wir plötzlich
das Geklapper von Hufen. Ein Rentier kam die Straße entlang. Uns fielen die
lustigen Hufe auf, sie waren wesentlich breiter als bei unseren Rehen zuhause.
Kurze Zeit später kamen 2 weitere Rentiere aus der entgegengesetzten Richtung.
Direkt vor uns fuhr ein Auto an den beiden vorbei, es war ihnen aber egal, sie
liefen ungerührt weiter.
![]() |
Weitere Rentiere liefen vorbei |
![]() |
Sieht fast aus wie ein deutscher Kleingarten |
Wir erreichten den Inarijärvi – See. Wir könnten jetzt
direkt auf der 92 Richtung Nordkap fahren. Da wir aber den Abstecher nach
Kirgenes machen wollten bogen wir hinter Pielppajärven (das sind Namen!) nach
rechts auf die Landstraße 971 Richtung Neiden ab.
![]() |
Landstrasse entlang des Inarijärvi Sees |
Diese Straße war wesentlich
schmaler, kurviger und hatte auch keine Mittellinie mehr. Rechts von uns war
der blaue Inarijärvi mit seinen sehr vielen Inseln. Der
Verkehr hörte praktisch auf, außer uns war hier fast keiner unterwegs. Auf den
ersten Stück sah es sehr nach Regen aus, es fielen aber nur ein paar Tropfen.
Aber nach kurzer Zeit waren die dunklen Wolken weg und wir hatten unseren
weißblauen Himmel wieder. Die Strecke wurde richtig kurvig und kleine Hügel und
Täler tauchten auf. Da es keinen Verkehr gab wird es auch keine Polizei geben,
wir ließen es also richtig fliegen. Wie im Rausch fuhr Marc vor mir durch die
kurvige Strecke und ich hatte Mühe dran zu bleiben. Klasse, so etwas lieben
wir, deswegen waren wir hier.
![]() |
Tankstelle mit Supermarkt an der norwegischen Grenze |
Rentiere aus der Nähe |
Kurz vor der finnisch/norwegischen Grenze hatten wir eine
Tankstelle in unseren Navis gefunden. Kurz nach 17 Uhr kamen wir dort an.
Gleich nebenan war eine große Halle. In den Schatten dahinter stand eine Herde
von 10..20 Rentieren. Wir konnten auf 3..4 Meter an die Tiere rangehen, so nah
hatten wir sie noch nie gesehen. Schöne Tiere, riesige Geweihe und große Hufe.
Toll.
Neben der Tankstelle gab es einen Supermarkt. Da es in
Norwegen teurer sein wird als in Finnland kauften wir hier noch unser Zeug für
den Abend und morgen Früh ein.
![]() |
Rippchen, schmeckt so wie es aussieht - sehr lecker |
Marc sah ein paar Jungs die vor der Tür saßen
und Rippchen aßen. Seit dem Frühstück hatten wir nur ein paar Schokoriegel und
die weltbesten Eierkuchen gegessen, was weiter passierte war klar. 10 Minuten
später saßen wir auch vor der Kaufhalle und futterten die weltbesten Rippchen
in uns hinein. Es waren nicht so dünne Dinger wie es sie bei uns zuhause gibt,
sondern es war richtig viel Fleisch daran.
Mit vollen Magen fuhren wir weiter zur Grenze. Auf
finnischer Seite bestand die Grenze nur aus einem kleinen Häuschen, Menschen
waren nicht zu sehen. Dahinter befand sich neben der schmalen Straße ein Mast
mit einer Kamera, und ein paar hundert Meter weiter kam die norwegische
Grenzhütte in Sicht. Wie üblich waren wir Motorradfahrer für die Zöllner völlig
uninteressant. Auch hier war keine Menschenseele zu sehen und wir fuhren endlich
voller Freude nach Norwegen hinein. Bisher sind wir 2.800 km gefahren!
Ob es stimmt oder ob es Einbildung war, rasch veränderte
sich die Landschaft, wurde felsiger und wilder. Bäume gab es keiner mehr, nur
Grasflächen und selten kleine Krüppelkiefern. Neiden war unsere erste
norwegische Stadt, hier bogen wir auf E6 nach Kirkenes ab.
E6 = Europastraße Nummer 6 klingt sehr hochtrabend, in Wirklichkeit ist
es hier oben eine einfache schmale Landstraße.
In Kirgenes fanden relativ schnell unseren Campingplatz.
Der Besitzer erfüllte voll das Klischee des Norwegers, einen Kopf kleiner als
ich (also recht groß), sehr robust und rotblondes Haar. Er strahle irre Energie aus und
strotzte nur so vor Gesundheit.
Wir bekamen unsere Hütte für umgerechnet 60..70€. Zahlung mit Karte ging wie überall problemlos, norwegisches Geld hatten wir noch nicht. Wir luden schnell die Kräder ab und stellten alles in unsere typische rote (ja ja es wird langsam langweilig) Hütte. Wir wollten uns noch an einem Geldautomaten einheimische Scheine ziehen und ich wollte nochmal an die russische Grenze. In Kirgenes fand gerade ein Stadtfest statt, die Innenstadt war teilweise abgesperrt. Viele Leute hier, auch viele Autos mit russischen Kennzeichen. Als wir kurz vor einer Straßenabsperrung standen scheuchte uns ein Polizist mit freundlichen Worten weg, der einzige norwegische Polizist den ich auf der Tour gesehen habe.
Wir bekamen unsere Hütte für umgerechnet 60..70€. Zahlung mit Karte ging wie überall problemlos, norwegisches Geld hatten wir noch nicht. Wir luden schnell die Kräder ab und stellten alles in unsere typische rote (ja ja es wird langsam langweilig) Hütte. Wir wollten uns noch an einem Geldautomaten einheimische Scheine ziehen und ich wollte nochmal an die russische Grenze. In Kirgenes fand gerade ein Stadtfest statt, die Innenstadt war teilweise abgesperrt. Viele Leute hier, auch viele Autos mit russischen Kennzeichen. Als wir kurz vor einer Straßenabsperrung standen scheuchte uns ein Polizist mit freundlichen Worten weg, der einzige norwegische Polizist den ich auf der Tour gesehen habe.
Einen Geldautomaten fanden wir nicht, also erstmal zur
Grenze. Hier in Norge bezahlt man eh alles mit der Karte. Am Stadtrand kamen
wir an einem See vorbei an dem sehr viele Autos parkten und es von Menschen nur
so wimmelte. Von rechts hörten wir plötzlich lautes Motorengebrüll. Ein großes
Snowmobil bretterte eine Wiese herunter und fuhr dann mit hoher Geschwindigkeit
über den See. Total verrückt, noch nie gehört dass so etwas geht. Die seltsamen
Norwegen veranstalten hier einen Wettkampf wer als schnellstes über die
Wasseroberfläche des Sees fahren kann. Staunend sahen wir kurz zu.
An der russischen Grenze |
Dann ging es weiter zur Grenze. Viel war davon nicht zu
sehen. Wir hielten schon vor dem großen Schild, denn direkt in den Grenzbereich
trauten wir uns nicht. Naja, ein paar Fotos schießen und sagen wir waren fast
in Russland – das war das Ziel dieses kleinen Abstechers.
Auf der Rückfahrt zur Hütte erwischte uns noch ein recht
kräftiger Regenschauer. Auf den teilweise ausgefahrenen schlechten Straßen
nicht so ohne, aber wir waren ja inzwischen schon erfahrene Globetrotter und
kamen heil am Campingplatz an.
Dort war der Boden sehr aufgeweicht und ich hatte Angst dass mir deswegen der Bock umkippt. Die große KTM steht auf dem Seitenständer nicht besonders sicher, wenn die Koffer dran sind wird es noch kippliger…irgendwann schmeiße ich das Teil um! Nach einigem rangieren stelle ich sie einfach auf den Zufahrtsweg, es wird hier schon keiner im dunklen dagegen fahren (weil es nicht dunkel wird!).
Dort war der Boden sehr aufgeweicht und ich hatte Angst dass mir deswegen der Bock umkippt. Die große KTM steht auf dem Seitenständer nicht besonders sicher, wenn die Koffer dran sind wird es noch kippliger…irgendwann schmeiße ich das Teil um! Nach einigem rangieren stelle ich sie einfach auf den Zufahrtsweg, es wird hier schon keiner im dunklen dagegen fahren (weil es nicht dunkel wird!).
![]() |
Unsere schöne rote Hütte |
Abends das übliche Programm, Hütte einrichten, Abendessen
(die Reste der Rippchen), den nächsten Tag planen… Da der Wlan-Empfang sehr
schlecht ist setzen wir uns nochmal ne halbe Stunde vor die Rezeption und laden
hier unseren Tagesbericht hoch und suchen noch im Internet nach
Schlafmöglichkeiten für den nächsten Abend.
Morgen erreichen wir endlich das Nordkap. Wir sind voller
Vorfreunde und richtig aufgeladen vor Spannung. Wir wissen, dort ist nur ein
Felsen mit Touristenabzocke, aber wir arbeiten seit Herbst auf den Besuch hin
und entsprechend krippelt es bei uns mächtig.
Wir genehmigten uns noch etwas geistigen Zuspruch aus
Schottland und schliefen dann trotz der Helligkeit draußen schnell ein.
Samstag, 2. August 2014 Nordkap erreicht
Nach einer recht anstrengender Fahrt mit wunderschöner Landschaft haben
wir den Campingplatz kurz vorm Nordkap erreicht. Am besten hat uns ein
wilder Fluss mit glasklarem grünlich schimmernden Wasser gefallen.
20 Uhr sind wir die Viertelstunde zum Nordkap hochgefahren. Leider lag
der Fels in einer dichten Nebelwand. Also sind wir wieder runter
gefahren und haben bei unserem Zeltplatz eine kleine Wanderung gemacht.
Abends halb 12 sind wir dann nochmal zum Kap hochgefahren. Der Berg lag
diesmal im strahlenden Schein der Mitternachtssonne vor uns - ein
Traum! Wir haben ein paar Fotos gemacht und den Anblick und den Ausblick
genossen. Halb 2 waren alle Mitarbeiter des Nordkapcenters und auch
fast alle Besucher verschwunden. Wir sind mit unseren Motorrädern über
die Absperrungen gefahren und haben sie direkt vor die Nordkap-Kugel
gestellt. Davon haben wir natürlich paar Beweisfotos gemacht. Klasse das
dass geklappt hat! Komischerweise sind wir an dem Tag die einzigen die
sich das getraut habe.
Nachts halb 3 sind wir dann wieder in unseren Zelten angekommen und haben versucht bei dem taghellen Licht einzuschlafen.
Der Besuch des Nordkaps hat uns begeistert und war viel besser als wir ihn uns erträumt hatten!
Jetzt beginnen wir die lange Heimreise und schauen uns dabei die norwegische Küste an.

Sonntag, 3. August 2014 Hammerfest
Nach der kurzen Nacht sind wir heute nur ca. 300 km gefahren. Wir sind
jetzt in Hammerfest, laut Reiseführer die nördlichste Stadt der Welt.
Wie schon die Insel vom Nordkap ist hier die reinste Polargegend, keine
Bäume, nur Felsen, kleine Büsche und Gräser. Temperatur liegt bei 16..18
Grad, Wetter ist klasse!
Da die Hütte nur 14€ teurer ist als das Zelt haben wir uns wieder eine kleine, natürlich rote, Hütte gemietet. Wir haben grad kurz die Moppeds gecheckt und machen heute noch einen kleinen Waschtag.
Übermorgen werden wir auf die Inselgruppe Lofoten fahren. Wir haben unseren fast nicht vorhandenen Routenplan kurzfristig verändert nachdem uns ein österreichischer Motorradfahrer von den Inseln vorgeschwärmt hat.
Da die Hütte nur 14€ teurer ist als das Zelt haben wir uns wieder eine kleine, natürlich rote, Hütte gemietet. Wir haben grad kurz die Moppeds gecheckt und machen heute noch einen kleinen Waschtag.
Übermorgen werden wir auf die Inselgruppe Lofoten fahren. Wir haben unseren fast nicht vorhandenen Routenplan kurzfristig verändert nachdem uns ein österreichischer Motorradfahrer von den Inseln vorgeschwärmt hat.
Montag, 4. August 2014 Nordkjosbotn und Regen
Nach dem der Tag in Hammerfest schön sonnig anfing, ging es nach dem
Frühstück Richtung Lofoten bzw. erst einmal nach Nordkjosbotn. Die Sonne
schien weiter und wir fuhren an schönen Fjorden und hohen
schneebedeckten Bergen vorbei. Leider fing es zwei Stunden vor dem Ziel
an zu regnen. Auf unserem Zielcampingplatz schnappte uns ein
durchnässter Fahrradtourist die letzte Hütte weg und da wir bei dem
Regen keine Lust auf zelten hatten fuhren wir weiter. Eine halbe Stunde
weiter fanden wir endlich eine Hütte (mal wieder eine rote).

Dienstag, 5. August 2014 Lofoten & das Puppenhaus
Heute ging es auf die Lofoten. Um vom Norden auf die Inselgruppe zu gelangen braucht man keine Fähre, man kann bequem über eine sehr große Brücke fahren. Zur Verbindung zwischen den einzelnen Inseln sind Tunnel gegraben, bis zu 6km lang.Die Gegend hier auf dem Lofoten ist noch schöner als auf dem Festland, schroffe dunkel und hellgrüne bewachsene Felsen und teilweise grün leuchtendes Wasser. Leider waren die Wolken sehr tief, so dass die Berggipfel im Grau verschwanden.
Als Unterkunft haben wir heute keine rote Hütte oder ein grünes Zelt, sonder ein kleines weißes Puppenhaus auf einem Berg.
Mittwoch, 6. August 2014 Fauske (Festland)
Die Nacht im Puppenhaus war prima. So konnten wir voller Elan in den
neuen Tag starten. Mit so viel Elan das ich das Mopped an der
Campingplatzausfahrt bei Schrittgeschwindigkeit beinahe weggeworfen
habe...
Auf der nächsten Lofoteninsel haben wir das Wikingermuseum in Borg
besucht. Sehr interessant, leider war aber das Wikinger-Langschiff
gerade unterwegs und wir konnten es uns nicht anschauen und auch nicht
mitfahren. Aber der Kaffee und Kuchen hat geschmeckt. Danach mussten wir
uns sputen die Fähre aufs Festland nach Bodo zu erreichen. Wir lagen
gut in der Zeit, aber leider war plötzlich die Strasse wegen einer
Baustelle gesperrt. Wir mussten 40 min warten und hatten die Fähre schon
abgeschrieben. Als wir 6 min nach Abfahrtszeit den Hafen erreichten
stand dir Fähre aber noch dort. Sie nahm uns und 2 Autos noch mit, dann
legte sie ab - Glück gehabt. Die fast 4 Stunden Fahrt waren trotz
Seegang kein Problem für uns alte Seebären.
Auf dem Festland sind wir dann noch bis Fauske weitergefahren. Die
Gegend hier sieht nicht mehr polarmässig aus, die Berge und Felsen sind
nicht mehr so steil und schroff, und die Bäume sind höher als 2 Meter.
Heute zelten wir wieder, und haben unser Abendessen selbst zubereitet.
Donnerstag, 7. August 2014 Steinkjer
Heute sind wir nach Steinkjer gefahren. Es ging über die Hochebene
Saltfjellet, wieder über den Polarkreis und vorbei an vielen
Wasserfällen. Tunnel hatten wir auch wieder viele, der längste war 8.6
km lang und wir haben knapp, 8 min gebraucht um durchzufahren. Das
Wetter ist wieder schöner, Sonne, blauer Himmel und 20 Grad.
Freitag, 8. August 2014 Neuer Reifen in Trondheim. Kvisvik bei Kristiansund
Da sich Marcs Hinterreifen ungewöhnlich stark abgefahren hat brauchte er
einen Neuen. Und nicht irgendeinen, nein ein Bridgestone T30 in der
Größe 180/irgendwas. Da Trondheim eine recht große Stadt ist hofften wir
hier einen Reifen zu bekommen. Die Motorradhändler waren alle recht
freundlich, aber irgendwie schickte uns jeder zum nächsten Händler
weiter. Nach Händler Nummer 6 sind wir inzwischen recht genervt zum
Yamaha-Händler (Händler Nummer 2) zurückgefahren um ihn zu fragen ob er
uns den Reifen von Händler Nummer 4 (der hatte den Reifen, konnte ihn
aber nicht aufziehen) montieren kann. Er konnte, und kurz nach 15 Uhr
sind wir frisch besohlt weiter gefahren. Es ging der Atlantikküste
entlang Richtung Ålesund. Dabei müssen wir mehrere Fähren benutzen. Die
heute Nachmittag hat ganz schön gewackelt beim Anlegen.
Geschlafen wird heute wieder im Zelt, diesmal allerdings 20 statt wie
gestern 2m vom Wasser entfernt. Das Abendessen fiel wieder etwas
rustikal aus.Ich habe heute mal auf den Km-Zähler geschaut, wir sind jetzt 5.700 km unterwegs.
Samstag, 9. August 2014 Trollstigen und Geirangerfjord
Mit dem frischen Reifen konnten wir uns heute ins kurvige Gebiet wagen.
Es ging zum Trollstiegen und zum Geirangerfjord. Die Beiden gehören zu
den berühmtesten Sehenswürdigkeiten von Norwegen. Die Anfahrt vom Norden
war schon sehr schön, über lange Hängebrücken und wieder eine Fähre.
Der Trollstigen ist ein hoher felsiger Berg mit 2 Wasserfällen. Diesen
Berg fährt man in unzähligen engen Spitzkehren hoch. Und oben genießt
man den phantastischen Ausblick. Wir sind den Berg hochgefahren, haben
oben gewendet und sind gleich wieder runtergefahren. Haben ein paar
Fotos gemacht und dann gings wieder hoch. Ganz tolle eindrucksvolle
Strecke! Danach ging es weiter zum Geirangerfjord, durch tiefe
Schluchten und wieder mit einer Fähre. Der Fjord war auch sehr
imposant, leider lag kein großes Schiff im türkisen Wasser. Die vielen
engen Kurven sind ein Traum für Motorradfahrer!
Dann ging es weiter nach Lom, durch eine feslsiges spärlich bewachsene Gebirgslandschaft- sehr beeindruckend!In Lom haben wir uns die Stabkirche (Holzkirche) angeschaut.
Kurz hinter Lom haben wir einen kleinen Campingplatz gefunden. Gleich bei der Ankunft haben wir unsere ersten beiden Elche gesehen, die standen hier auf der Wiese und haben Gras und Laub gefuttert. Sie sind eine ganze Ecke größer als die Rentiere die wir bisher gesehen hatten.
Beim Parken auf der weichen Wiese habe ich kurz den linken Seitenkoffer der KTM getestet (Insider für Sven!). Für alle Anderen: Ich habe das Mopped umgeschmissen, und war heilfroh das Marc mir geholfen hat den schweren Bock aufzuheben. Ist aber nix kaputt gegangen.
Sonntag, 10. August 2014 Moss - Unter Oslo
Unser vorletzter Tag in Norwegen. Von Lom sind wir durch den Jotunheimen
Nationalpark gefahren, eine einsame Gebirgslandschaft mit Schnee auf
den Bergen, starkem Wind und mit 10 Grad recht frisch. Die wilde Gegend
hat uns sehr gut gefallen. Dann ging es weitet auf der E16 nach Oslo,
recht eintönige Fahrerei bei viel Verkehr. Durch Oslo sind wir recht
schnell gefahren, sehr viele lange Tunnel hat die Stadt.
Südlich von Oslo auf der Insel Jeløya haben wir bei Moss einen
Campingplatz gefunden und unsere Zelte aufgebaut. Erschreckend viele
Deutsche hier, wir wünschen uns die Einsamkeit von Nordnorwegen zurück.Morgen geht es zurück nach Schweden.
Montag, 11. August 2014 Fähre Trelleborg-Rostock
Eigentlich wollten wir heute per Landstraße nach Göteborg, dort
nächtigen, morgen weiter nach Trelleborg und zurück nach Rostock. Leider
waren die Landstraßen vom Verkehr verstopft und die Landschaft fast so
unspektakulär wie die Elbwiesen bei Wittenberg. Aus diesem Grund haben
wir uns kurz umentschlossen und sind die E6 bis nach Trelleborg in einem
Ritt durchgefahren. Gleich geht's auf die Fähre und unser Abenteuer
geht somit bald zu Ende. Die Nacht noch auf der Fähre verbringen und
morgen auf der Autobahn ab nach Hause.
Dienstag, 12. August 2014 Wieder daheim
Diesmal sind wir mit der „Mecklenburg-Vorpommern“ von
Stenaline gefahren, ein fast 20jähriger Dampfer der seine Jugend schon hinter
sich hat. Beim Befahren der Fähre gab es leichte Konfusion, das Schild nach
Rostock zeigte nach rechts, aber nur die linke Schranke war auf. Der Schwede
vor uns ließ aber die Camper vor der geschlossenen Schranke stehen und fuhr ins
richtige Schiff, und wir hinterher. Die Motorradplätze waren hier mit komischen
Bügeln abgeteilt, 1 Meter Abstand – da komme ich mit meinen Koffern doch
garnicht rein. Und der Lademeister der Fähre sagt uns noch „Fahrt richtig weit
rein damit euch die LKWs nicht den Arsch abfahren“ – toll! Ich rangiere den orangen
Kürbis so das gerade 1 cm Platz zwischen Koffer und Bügel ist, muß ich halt die
Karre richtig verzurren damit mir der Koffer nicht eingedrückt wird. Zum
Verzurren hängen Spanngurte an der Wand, die 2 orangen Neuen schnappe ich mir
sofort und fange an mein Mopped zu befestigen. Die anderen alten Gurte lasse
ich hängen – mit denen muss sich Marc rumschlagen. Da mir die Geschichte mit
den orangen Gurten nicht ausreicht löse ich noch meine Gurte mit denen das Zelt
und der Schlafsack am Mopped befestigt sind und zurre mein Bike damit richtig
fest. Marc hat Probleme mit den alten Gurten die an der Wand hingen, man kann
sie zwar spannen aber den Gurt fixieren geht nicht (oder wir sind zu doof
dafür). Ich habe als Plan B noch einen Spanngurt dabei, den bekommt er und kann
damit die MZ vernünftig festmachen.
Von der ersten Schifffahrt von Rostock nach Trelleborg haben
wir gelernt. Statt uns in die auf Dauer unbequemen Sitze zu setzen haben wir
eine Ecke in einem der Aufenthaltsräume okkupiert und uns kurz nach Abfahrt der
Fähre (23 Uhr) einfach auf den Boden gelegt um so vernünftig zu schlafen. Hat
prima funktioniert, ich habe noch Hangover 2 auf dem Handy zu Ende geschaut und
bin dann kurz vor 12 weggedämmert. Aufgewacht bin ich erst kurz nach 5 – es war
eine wesentlich bessere Nacht als auf der Hinfahrt.
In Rostock beim Rausfahren aus der Fähre bekamen wir dann
einen kleinen Schreck, die Jungs (bzw. das Mädel) in Grün standen kurz nach dem
Schiff auf der Straße und winkten unseren Vordermann hinaus. Was kommt jetzt?
Zollkontrolle? Kann ich die 1 Literflasche Bowmore-Whisky aus dem Duty-free-Shop
wirklich einführen…? Uns winkte die Dame aber vorbei, der Unterschied war der
Helm. Wir hatten unsere Helme auf, unser Vordermann aber nicht. Da wird der
Eichsfelder wohl mit Minus 15€ für Fahren ohne Helm in der Heimat empfangen.
Aber wir durften wie gesagt weiter, fuhren die Autobahn gen
Süden und waren nach 10 Uhr bei Marc. Dort wurden die gemachten Bilder und
Videos ausgetauscht. Danach fuhr ich noch die letzten 100 km bis nach Thüringen
und schlug gegen 15 Uhr daheeme auf.
Damit ist unsere Nordkap-Tour 2014 offiziell beendet. Es war
unsere bisher längste, weiteste, anstrengendste, aber auch schönste Motorradtour.
Wir haben drei sehr interessante Länder kennengelernt und haben mit dem Nordkap
ein unter Motorradfahrern sehr bekanntes – aber fernes – Ziel erreicht.
Unsere tägliche Berichterstattung zeigt nur einen kleinen
Teil der Schönheit der durchfahrenen Länder, wir konnten ja nur unsere
Handyfotos posten. Die Bilder der DigiCam und der Spiegelreflex sollten ein
wenig besser sein. Diese gibt es dann spätestens im Herbst/Winter zusehen, wenn
der Reisebericht unserer Nordkap-Tour online geht.
Wir danken für euer reges Interesse und hoffen, dass ihr durch
unseren Blog einen kleinen Einblick von der Schönheit Skandinavien bekommen
habt. Im nächsten Jahr muss es bei euch ja nicht schon wieder Malle sein…. ;-)
Nochmal danke für euer Interesse! Bis zur nächsten Tour,
Marc und Thomas.
![]() |
Unsere Ecke auf der Fähre, ich schlief an der rechten Wand und Marc unter den Fenstern |
Bei Marc daheim |
Mittwoch, 13. August 2014 Noch ein paar Bilder vom Nordkap
![]() |
Nordkap-Webcam - Hier sieht man uns zum Globus fahren |
![]() |
Marcs MZ neben dem Globus, mein Motorrad steht dahinter |
![]() |
Größerer Auschnitt des Bildes, man sieht die Mitternachtssonne |
![]() |
360° Panoramabild der Webcam zu dem Zeitpunkt |
Marc |
Thomas, weniger mutig |
Die 4 Hauptdarsteller dieses Blogs |
xx