Dienstag, 18. April 2017

Durch die Abruzzen

Heute Nacht war es recht frisch, ich musste sogar den Schlafsack bis oben zuziehen.
Aufgestanden kurz vor 8 - der Himmel war grau bedeckt. Gestern bei reinstem Sonnenschein sah hier alles schöner aus. Egal, Zelt zusammenbauen und weiter fahren!
Dabei sah ich einen älteren Mann von gestern Abend wieder. Am Abend im edlen Anzug mit Designer-Männerschal im feinen Restaurant, heute kippt er in Jeans den Scheißetank seines Campers in den Ausguss....Die Camperfahrer sind schon komische Menschen.
Heute gehts vom Lago Trasimeno weiter südöstlich nach Capitignano, zu einem weit in der Pampa liegenden Zeltplatz. Der Weg dahin natürlich wieder kurvig durchs Navi programmiert. Wieder durch die engen Straßen Kurve links Kurve rechts, überall um mich nur grün....ok gegen Mittag hin wirds dann doch etwas zu eintönig. Abwechslung bringen jetzt aber die vielen Straßensperren, teilweise sind Ortsdurchfahrungen komplett zu weil dahinter die Häuser in Bruchstücken auf der Straße liegen. Sehr oft sieht man hier zusammengefallene Gebäude, andere sind mit massiven Gerüsten abgestützt. Ich glaube das ist hier das Gebiet wo es gerade erst ein Erdbeben gegeben hatte Link.
Wegen den vielen Umwegen muss ich tanken. Kleine Tankstellen mit 2 oder 4 Automatikzapfsäulen gibt es in Italien sehr häufig, nur in meiner Pampa hier sind sie recht selten. Schließlich erreiche ich eine und ein alter Mann kommt aus der Werkstatt und will mich betanken (in der Woche füllt hier das Personal den Sprit in den Tank, am Wochenende kann man selbst tanken und am Automaten bezahlen (wenns geht)). Er kommt also um die Ecke zu mir, brennende Kippe im Mund an der er fleißig zieht und nie abascht (also den verbrannten Tabak abklopft - ich bin kein Raucher...). Mit der brennenden Kippe greift er sich die Zapfpistole und will sie in meinen Tank stecken, 20 cm vor meinem Bauch (ich sitze noch auf dem Krad). Da wurden meine Augen aber groß! Ich winke mit den Händen und nehme ihm die Pistole weg und tanke selber, ohne als Silvesterrakete zu verenden. Sachen gibt es.
Inzwischen beginnt es zu regnen, bei Temperaturen um 14..16 Grad, oben auf den Bergen geht’s dann runter bis 8 Grad.
Der Campingplatz ist bald erreicht, wieder Umleitung, dann noch eine. Und dann stehe ich am Ziel wieder vor einem verschlossenen Tor - Mist! Also bei dem Sauwetter weiter zum Plan B - Zeltplatz. Der liegt hinter irgendwelchen Bergspitzen, und ich finde ihn wieder erst nach ner Viertelstunde Sucherei. Auch zu, man war ich bedient, und das bei dem scheiß Wetter, kräftiger Wind kam auch noch dazu.
Hilft ja alles nix, Navi und Handy raus und den nächsten Platz suchen. Aber die 2 in halbwegs vernünftiger Entfernung lagen im Norden. Ich müsste also heute mindestens eine halbe Stunde Richtung Norden fahren um sie morgen wieder zurück zu fahren. Der einzige Platz im Süden ist 90 min entfernt, dann wäre es schon 19 Uhr, und ob der Platz offen hat ist auch unklar. Also muss zum ersten Mal Plan C ran, Handy raus, Booking.com angeworfen und ein Hotel in der Nähe rausgesucht. In 8 km Entfernung für 40€ - da ist keine Überlegung notwendig. Gebucht, die Adresse ins Navi programmiert und 10 min später war ich in dem Ort. Und wieder fand ich das Ziel nicht, obwohl ich die volle Adresse hatte führte Tomtom, die Microsoft-Karte im Handy und Google Maps mich nur kreuz und quer durch den Ort und zeigten immer auf ein Wohnhaus.
Also die Leute auf der Straße fragen. Englisch oder Deutsch konnten sie nicht, ich zeigte ihnen aber mein Handy mit der Hoteladresse. Nacheinander 3 Leute zeigten immer in verschiedene Richtungen und erklärten mir ausführlich den Weg. Ich verstand kein Wort und  versuchte aus ihren Gesten auf die Richtung zu schließen. Hatte aber kein Erfolg, die Gassen sind hier so unglaublich eng und verwinkelt, außerdem noch sehr steil (mit Krad immer blöd, besonders bei unebenen nassen Kopfsteinpflaster). Schließlich ging ich in ein Tante Emma Laden und fragte den Mann an der Kasse. Der fing auch wieder an ausführlich auf Italienisch den Weg zu beschreiben, aber zum Glück kam noch ein etwas jüngerer Verkäufer um die Ecke. Er merkte schnell das ich kein Wort verstand, sagte etwas zu mir und ging in sein Büro. Ich wusste nicht was das jetzt sollte, aber er kam gleich wieder mit seinem Autoschlüssel raus. Ah, er will mir den Weg zeigen - prima! Er fuhr vor mir mit seinem Passat durchs halbe Dorf, viele Stellen kannte ich ja schon. Dann bog er aber in Gassen ab wo ich noch nicht war und vor einem recht unscheinbaren Haus ohne Hotelschild hielt er an. Der Hotelmensch kam gleich raus und hat sich bei ihm bedankt, ich natürlich auch!
Das Mopped auf dem Parkplatz vor dem Hotel, im Hintergrund schöne Berge mit noch etwas Schnee
Blick aus dem Hotelzimmer
Das Hotelzimmer ist prima, riesengroßes Bad und Kingsize-Bett. Gleich gehe ich runter in die Wirtschaft und esse was Leckeres.
Da hat der Tag also doch noch ein gutes Ende gefunden, am Nachmittag war ich bei der mehrfachen Suche doch schwer genervt gewesen....
Morgen geht es nach Neapel, mal schauen ob ich dort das schon vor Monaten gebuchte Hotel finde!