Mittwoch, 28. Juni 2017

Von Zweiräder mit und ohne Motor



Die Rumraserei mit unseren hochgezüchteten Krachmachern hatte ich insgeheim schon öfters hinterfragt. Man knallt mit wahnsinniger Geschwindigkeit durch die feinsten Naturgebiete, nimmt die Schönheit der Landschaft dabei kaum wahr und versaut sie mit dem Krach auch noch für andere Menschen.
Auf dem Sella zum Beispiel, wenn man da oben auf dem Berg sitzt kann man die wahnsinnige Aussicht auf die umliegenden Dolo-Berge geniessen, muß dabei aber das ständige Gekreische der verrückten Zweiradler ausblenden die berghoch bergab durch die Spitzkehren knallen. Wenn man selbst dabei ist bleibt immer nur ein kurzer Seitenblick auf das prachtvolle Panorama, dann droht schon wieder die nächste Kurve.
Wie schön wäre es doch die Natur ohne Krach und Stress zu genießen… In Korsika hatten wir bei einer ewig langen Abfahrt mal die Motoren aus gemacht und sind einfach nur runtergerollt. Eigentlich nur damit die leergefahrene Emme spritsparen kann, trotzdem hatte ich die leise Abfahrt genossen.
Das alte 26" MTB von Focus
Da ich inzwischen in der zweiten Lebenshälfte angekommen bin zeigt sich langsam die Notwendigkeit eines aktiveren Hobbys als nur auf dem Mopped zu sitzen und das rechte Handgelenk zu bewegen. Zwei Mal die Woche Rentnersport tuen zwar dem Rücken gut, wirklich fitter wird man dadurch aber nicht. So richtig gefunden hatte ich bisher nix, Kanufahren wäre interessant gewesen, dazu müsste man aber immer erst ewig weit fahren…
Aus möglicherweise ähnlichen Gründen hat der BMW-Fahrer sich ein ultraleichtes Mountainbike gekauft und öfters mit kilometerlangen Touren unter Überwindung von hunderten Höhenmetern geprotzt…. Mmh, mein 26er Mountainbike von 2008 steht seit Ewigkeiten unbenutzt rum… Hatte ich mir damals in Bayern gekauft, aber nie wirklich viel benutzt. Also das Teil rausgekramt und den Staub ab gepustet. Die hintere Bremse ging nicht, wohl Luft in der Hydraulik. Aber vorne bremst es noch, also Luft aufgepumpt und ab in den Wald.
Das neu MTB
Macht ja plötzlich doch Spaß über Stock und Stein zu radeln, nicht so hektisch und schön leise… Plötzlich sieht man Rehe und Hasen, und lernt schöne Ecken in der unmittelbaren Umgebung kennen, die einem vorher mit dem Krad verwehrt blieben. Ein Youtube-Video zeigte wie man eine hydraulische Scheibenbremse entlüftet, 2 Spritzen und 100ml Mineralöl später funktionierte auch die hintere Bremse wieder.
29" Radgröße und 23" Rahmengröße, da macht die Fahrt durch den Wald Spaß
Es zeigte sich aber schnell dass das alte Focus nicht mehr auf der Höhe der Zeit war, zu klein, zu unbequem, die Bremsen taugen nichts… Da muss was Neues her! Von den Twentyniner Link hatte ich schon öfters gehört, klar dass es für mich als 2m-Mann so etwas werden muss. Und ein Fully wäre nett, vorn und hinten gefedert. Bei diversen Gesprächen riet mir aber jeder von der vollgefederten Variante ab, ein Hardtail wäre viel besser für mich.
Mitten durchs Gebüsch, wenn die Beine so zerkratzt sind das die Brennesseln nicht mehr weh tun..
Wasserdurchfahrt, hatten wir mit dem Mopped auch schon Mal
Eine Internetrecherche zu dem Thema ist sinnlos, man wird förmlich erschlagen. Also ganz klassisch zum Radgeschäft in der Nähe. Kaum stand ich im Laden fiel mir ein schwarzes Fully mit orangen Aufklebern auf Link ….man sieht das geil aus. Ein KTM-Fahrrad ist es nicht, aber es sieht fast so aus (und KTM-Fahrrad hat eh nix mit KTM-Motorrad zu tun).
Ein Beratungsgespräch und eine Probefahrt später stand fest das wird es, 29 Zoll Räder, und mit 23“ die größte Rahmenhöhe. Als Sonderausstattung noch die besser XT-Bremse und vorne mit 203 mm die größte Bremsscheibe.
Eine Woche später konnte ich das gute Stück abholen, man fährt sich das geil mit den großen Rädern, und die Bremsen sind super, fast zu gut!
Das KTM-Motorrad steht jetzt seit 2 Wochen rum, bisher bin ich nur mit dem Fully unterwegs gewesen.
Traumhafte Landschaft gleich nebenan
Aber aufgeben werde ich das Kradfahren sicher nicht, nur die Feierabendtouren werden jetzt ohne Motor absolviert. Was dabei sofort auffällt, der Motor vom Fully ist sehr schwach, schon bei mittelschweren Steigungen geht ihm nach wenigen Minuten die Puste aus und ich muss immer weiter runterschalten....
Mal schauen ob sich das mit der Zeit verbessert, ich arbeite daran!

Probefahrt mit der KTM 1290 S

Bei der Orangen mit richtigem Motor war der 75 tkm-Service fällig. Bei den Arbeiten gabs keine Auffälligkeiten. Während die Werkstatt an der 1190 schraubte konnte ich eine längere Probefahrt mit der Adventure 1290 S machen. Am Anfang etwas ungewohnt, weil die ganzen Änderungen an meiner 1190 nicht da waren (Spiegel weiter außen, höherer Lenker, tiefere Fußrasten). Aber nach paar Minuten war das nicht mehr so auffällig. Der neue Motor zieht schon sauber ab 2.000 Umdrehungen hoch, besser als mein Motor bei 3.000 Umdrehung. Die 10 Ps mehr bemerke ich nicht. Von dem besseren Fahrwerk habe ich auch nicht viel bemerkt, kaum Unterschied zu meiner. Die Bremse packt etwas besser zu als meine. Das Display ist schön anzusehen, schaltet aber bei Baumschatten in den Nachtmodus um, und gleich wieder zurück – nervt im unteren Sichtbereich.
Neues Dashboard-sieht super aus!
In Summe ein schönes Motorrad, aber nicht wesentlich besser als meine Maschine. Ein Umstieg würde mir also nix bringen.

In drei Wochen geht’s wieder auf große Tour, viel vorbereiten muss ich nicht mehr. Aber es wird Zeit das es wieder los geht!

Sonntag, 4. Juni 2017

Männertagstour durch den Schwarzwald



Eigentlich sollte die Überschrift anders lauten, aber das hat eine feuchte Stiefelspitze verhindert...
Die Straße immer im Blick...
 2..3 Wochen vor den vier freien Tagen wurde es plötzlich etwas hektisch bei uns, was machen wir eigentlich in der langen Zeit. Die bisher geplante Teilnahme am Gespanntreffen lag in unmittelbarer Nähe und fand nur am Samstag/Sonntag statt. Die sich jetzt ergebende Tour gen Süddeutschland war wesentlich interessanter, und die Gespannfahrer sehen wir eh in wenigen Wochen beim MZ-Treffen.
Also ging es am Donnerstag als dynamisches oranges Duo über die Landstraße nach Stuttgart. Um wieder ein Schäuferle zu essen verlief die Strecke über Rothenburg ob der Tauber, ein lecker Mittagessen und dann noch quer durch die alte Stadt um die viele Touris zu bestaunen. Die Fahrt war angenehm, wenig Verkehr und viele Kurven. Kurz nach 6 waren wir dann bei Sven, das Bier lag im Kühlschrank und Grill und Fleisch standen bereit – sehr schön.
Weltenbummler im Schwarzwald

Am Freitag ging es zu dritt weiter. Ziel war ein am Vorabend gebuchtes Hotel in den Vogesen in der Nähe von Col de la Schlucht. Eine schöne Fahrt durch die grünen Hügel. Wenige Kilometer vor der französischen Grenze machten wir eine Pause, bei der plötzlich die feuchte linke Stiefelspitze auffiel… Ölig war es nicht, also Kühlwasser. Die Inspektion an der niedrigeren KTM ergab ein Leck links unten am Kühler, und einen leeren Ausgleichsbehälter. Der Ausgleichsbehälter wurde mit Trinkwasser aufgefüllt, und dann wurde beratschlagt wie es weiter gehen soll. Weiterfahrt war möglich wenn man immer Wasser auffüllt, aber ins Ausland sollte man mit einem angeschlagenen Krad nicht fahren. Am besten zu einem KTM-Händler in der Nähe, vielleicht kann der was machen. Der erste Händler hatte an dem Brückentag geschlossen, der zweite Händler war voll beschäftigt, hatte aber trotzdem die Zeit das Kühlsystem mal abzudrücken und die Diagnose zu bestätigen, Loch im Kühler. Da es inzwischen schon später Nachmittag war ging die weitere Fahrt wieder zurück nach Stuttgart. Im Netto wurde noch Zeug für die Abendgestaltung gekauft (Grillen), und dann verlief der Abend sehr harmonisch bei Grillfleisch, Bier, und später 4K-Videos auf der neuen Glotze.
Grüner Schwarzwald
Die 1290 GT hinter mir
Statt der weiten Tour durch die Vogesen machten wir am Samstag  eine große Runde durch den Schwarzwald. Super Fahrt mit wesentlich weniger Verkehr als erwartet.
Etwas schräg waren wir schon unterwegs
Am Sonntagvormittag ging es wieder nach Hause. Im Odenwald nach Umwegen wegen für Motorräder gesperrten Straßen plötzlich ein Stau, wir fahren vor bis zur Unfallstelle. Ein Knieschleifer hat eine spitze Kurve nicht geschafft und seine Ducati im Gegenverkehr versenkt. Schwer verletzt soll er zum Glück nicht sein wurde berichtet. Nach 20 Minuten warten unter der sengenden Sonne wurde die Straße wieder geöffnet, und wir fuhren an der Unfallstelle vorbei. Die Kurve voll Ölbindemittel, und das klipperklare Mopped an die Leidplanke gelehnt… das übliche Bild. Kaum vorbei gaben wir wieder kräftig Gas.
Svens BMW
Profi bei der harten Arbeit
Weißt du wo wir sind...?
Die Hitze setzte uns auf den langsameren Abschnitten mächtig zu.  18 Uhr zuhause angekommen war ich nach den 450 km viel mehr ko als nach den 1.000 km von Genua nach Hause.
Die ADV im Heimathafen, die GT muss noch 90 min gen Norden fahren
Mückentöter auf Tour
Wenig Kilometer, aber recht hohe Durchschnittsgeschwindigkeit
Mein Krad hat die nur 1.500 km wieder ohne Probleme abgespult, nur der Schlauch vom Kettenöler war mal verrutscht gewesen und hat die Straße statt der Kette geölt. In 2 Wochen gehts zum 75 tkm Service. Mit Probefahrt der neuen 1290 ADV, mal schauen was die besser kann als meine 1190!

Noch ein kleiner technischer Ausblick: Wir hatten bei der Tour 2 kleine Spielereien getestet. Erstens der Bordfunk, wir können uns jetzt während der Fahrt über unsere Headsets unterhalten. Richtig stabil hat die Geschichte noch nicht funktioniert, aber wenn nur der erste Fahrer sein Navi verwendet und die Handys nicht verbunden sind, und wenn wir nur 200..300 m auseinander sind… geht es. Ob das Segen oder Fluch ist weiß ich nicht. Die bisherige technische Unzulänglichkeit erlaubt mir aber die Geschichte ganz schnell auszuschalten damit ich meine Ruhe habe. Aber dann lästern die anderen beiden über mich wenn ich nicht verbunden bin…mmh! ;-) Auf jeden Fall erfordert es eine ganze Menge Vertrauen auf die Funkinformation „Ist frei“ vor einer Kuppe im absoluten Blindflug hin zu überholen. Nun, bei den beiden Kollegen habe ich zum Glück das Vertrauen..
Zweite Spielerei ist die TomTom Bandit Actioncam. An meinem Lenker installiert liefert sie Videos oder Bilder vom Geschehen. Die Videos waren mangels vernünftiger Befestigung nicht so dolle. Aber Marc gab mir den Rat mich mal selber zu fotografieren, ein paar schöne Fotos sind dabei rausgekommen.

Fazit: 4 schöne Tage, das Ziel zwar nicht ganz erreicht, trotzdem eine schöne Zeit zu dritt gehabt! In dieser Besetzung geht es in 6 Wochen zum Schwarzen Meer.