Sonntag, 20. November 2016

Von der Freude am Scheitern, oder: Wie ich den Berggipfel fast erreichte



Ein „warmer“ Sonntag und kein Salz auf der Straße, also rauf auf den Bock!  
Auf dem Weg ins Ärzgebirge
Ziel war wiedermal der höchste Erdgasanschluss Deutschlands. Leider war wenige hundert Meter vor dem Gipfel Schluss. Die schneefreien Streifen wurden immer schmaler und der Schnee war recht glatt, bei 0,5 Grad hilft auch kein Kurven-ABS mehr. 
Wenige hundert Meter vorm Gipfel, hinter der Kurve hätte ich ihn gesehen
Untere Parkplatz, alles schön weiß, und kalt
Und in genau so einer Situation hatte ich vor Jahren im Thüringer Wald meine Fireblade weggeworfen. Einen solchen Jahresabschluß brauche ich nicht, also Schwanz einziehen, wenden und über Johanngeorgenstadt und Klingenthal wieder nach Hause fahren.
Bikertreff in Ehrenzipfel, aber am Sonntag Mittag kein einziger Biker da
War trotzdem ein super Tag, 350 km pure Freude! 8 andere Motorradfahrer habe ich gesehen, wie immer grüße ich ab November wieder…
KTM nach dem Abspülen, hier der andere Helm (in ungewohnter Farbe)
Ich habe zwar kein Salz auf der Straße gesehen, zur Sicherheit habe ich aber nochmal die Tankstelle besucht und das Krad abgespült. Auf dem Bild zusehen auch ein anderer Helm, sehr eng, recht laut, aber schönes Schild übern Visier…
Sonnenuntergang halb 5

Montag, 7. November 2016

Sonne, Strand und Meer - oder: Unser sehr erfolgreicher Kampf gegen die Herbstdepression



Der Oktober war wirklich mies, Regen, Nebel, keine Sonne- da kann man nur in Selbstmitleid zerfließen und über die dunkle Jahreszeit jammern.
Auf gehts!
Oder man rafft sich auf und nutzt das Dank Feiertag verlängerte Wochenende um noch etwas Licht und Leben in den grauen Alltag zu bringen!
Freitagabend wurde fix die Tasche gepackt (Schlafsack für die langen Beine, Jeans, Turnschuh und Zahnbürste), Samstag gings für mich früh kurz nach 7 los und gegen 10 Uhr dröhnte das dumpfe Grollen meines Motors durch Marcs Gasse…
Endlich wieder unterwegs
Bis Neuruppin Autobahn. Dank hohem Lenker und sehr niedriger Scheibe ist mein Krad nicht wirklich autobahngeeignet. Ab 160 halte ich mich im Kampf gegen den Fahrtwind nur mit den Händen krampfhaft am Lenker fest und versuche mit den Bauchmuskeln irgendwie meinen Oberkörper nach vorne zu drücken… Lange halte ich das nicht durch, aber nach etwas über ner Stunde haben wir Neuruppin erreicht. Von hier geht’s zum Glück per Landstraße weiter. Jetzt ist es Mittag, ich hatte kurz nach 6 das letzte Mal was gegessen… der Mäcces füllt den Magen wieder. Mann hatte die Kleine am Tresen schöne Augen!
Die Fahrt durch den Herbst gen Norden war super, bunte Wälder, Indian Summer… das trockene gelb-rote Laub tanzte auf der Straße im Fahrtwind vom Vordermann.
Kaffee trinken mitten in Stralsund
Da wir im Hellen ankommen wollten durften wir nicht zu sehr bummeln, ein paar Pausen am Straßenrand und ein Kaffee in Stralsund war aber drinne. Mitten in der Stadt schön im Strandkorb sitzen und ein Kaffee trinken und lecker Kuchen essen…fein!
Ein Stück hinter der Rügen-Brücke hielten wir noch kurz an um die ersten Bilder am Wasser zu machen.
Ein paar Bilder an einem Hafen auf Rügen

Sieht man das Krad?
Das von Marc [das betone ich hier deutlich! ;-) ] gebuchte Hotel erwies sich als ein recht weltoffenes Haus, die Regenbogenfahne am Eingang, die komplette bling-bling-Einrichtung und der Junge an der Rezeption wiesen recht stark in eine bestimmte Richtung. 

Unser Hotel von außen
Und unser romantisches Zimmer
Aber kein Problem, wir sind ja selber sehr tolerant und zur Not schließen wir unser Zimmer halt ab (und mein Schlafsack kann ich auch noch bis zum Kinn hoch ziehen ;-) …). Das Zimmer war recht klein und das Bad noch kleiner (und die Regenwalddusche war nur auf Schulterhöhe), aber wir sind wie üblich eh nur zum Pennen hier. Und für die gesamte etwas seltsame Einrichtung sind wir auch standfest genug und registrieren sie nur sehr belustigt. Neben dem Zimmer ist ja nur noch das Futter wichtig, und das im Preis enthaltene Frühstück war erstklassig!

Da wir letztes Jahr in Rügen mit Fischessen stark enttäuscht wurden wollten wir es dieses Jahr garnicht draufankommen lassen. Es ging kulinarisch nach Spanien LINK, und das Ribeye-Steak war sensationell!   
Nach dem super Frühstück am nächsten Morgen war ein voller Rügentag angesagt. Entgegen dem Uhrzeigersinn wollten wir durch die Insel donnern, und die diversen Sehenswürdigkeiten besuchen.
Der Riesenbau in Prora, hier der noch nicht renovierte Teil
Strand direkt vor dem Monsterbau
Weiterer Blick auf das 4 km lange Gebäude, hier der neue Hotelteil
Nochmal Strand vor dem Bau, Blick diesmal nach Osten
Prora Link – kilometerlanger Plattenbau (aus Ziegelsteinen) direkt am Strand. Große Teile werden zur Zeit als Hotel und für Eigentumswohnungen hergerichtet. Die ewiglange Häuserfront ist schon beeindruckend, nur die Gleichförmigkeit und Uniformität stört meinen kleinen rebellischen Geist. Von dem Bau hatte ich schon öfters gehört und gelesen – nun haben wir ihn mal live gesehen.
Kreidefelsen am Königsstuhl
Königsstuhl Link. Die vorgeschriebene Anreise zum Kreidefelsen per Bus haben wir erstmal ignoriert und sind trotz etwas größeren Verbotsschildern per Krad zum letzten Parkplatz direkt vorm Felsen gefahren. Kaum standen wir dort wurden wir von 2 sehr freundlichen Herren (diesmal nicht ironisch gemeint, die waren wirklich nett!) gefragt ob wir die Verbotsschilder nicht gesehen hätten und wo unsere Rollstühle sind … Wir schoben die Dame im Navi vor, sie glaubten uns das sicher nicht, und trotzdem informierten sie uns immer noch sehr freundlich über den Bustransfer vom Parkplatz zum Kreidefelsen… Ich komme sehr gut mit der norddeutschen Art zurecht, bin ja mütterlicherseits selbst ein Fischkopp! Wir fuhren also zurück zum Parkplatz, parkten dort unsere edlen Rösser und fuhren dann ganz profan mit dem Dieselbus die Strecke wieder zurück zum Königsstuhl. Unsere Helme und Tankrucksäcke deponierte die auch sehr freundliche Ticketverkäuferin in ihrem Raum. Sie fragte sofort ob sie unser Zeug aufbewahren soll...Soviel Freundlichkeit und Kundenorientiertheit verunsichert mich in Deutschland immer etwas, ist man hier halt nicht gewohnt!.
Wegen diverser Rutschungen und Felsabbrüchen war der Weg runter zum Strand gesperrt, wir konnten als die Kreideküste leider nicht von Meereshöhe genießen. Stattdessen zahlen wir 8,50€ Eintritt und sahen uns die Kreidefelsen aus der schlechteren Perspektive von oben an. Ganz nett, Königsstuhl kann man mal gesehen haben! Wer aber mal richtige Steilküste erleben will sollte in die Normandie fahren!

Nordkap Link. Das Nordkap (also das von Rügen, nicht das richtige Kap) war natürlich ein Teil unser Route. Aber wir waren dort ja schon letztes Jahr hingefahren, was Neues gibt’s dort nicht, also nur kurze Absprache auf dem Parkplatz und weiter geht’s Richtung Dranske.
Weststrand unter Dranske
Wir wollen mal schauen wie weit wir die Halbinsel runter fahren können. Auf der Karte sind recht weit irgendwelche Wege verzeichnet. Leider ist kurz hinter Dranske Schluss, ein massives Tor versperrt den Weg. Direkt davor ist ein kleiner Parkplatz, dort stellen wir die Kräder ab und laufen zum Strand. Hier rauschen die Wellen im Jahrtausende alten Takt gegen den Strand und wir hören andächtig für ne Viertelstunde zu und sinnieren über unser Leben...
Die Strände sind hier nur 50m auseinander, aber sehr unterschiedlich. Im Westen normaler Ostseestrand mit ewig anrollenden Wellen. Und im Osten ein sanfter See mit viel tauchenden Schwänen darauf...
Sonne tanken und dem Wellenrauschen lauschen...
Sanfter Oststrand mit vielen Schwänen
Zu einem Inseltrip gehört natürlich auch die Fahrt mit einer Fähre. Statt Hirtshals – Larvik, Algeciras - Ceuta oder Rostock – Trelleborg war es zwar nur die Wittower Fähre, aber Schiff ist Schiff, mit unseren Motorrädern obendrauf….
Krad auf Fähre, können wir inzwischen echt super
Super Tag, blauer Himmel und Sonne - wir treiben die Kräder mit Hochdruck durch die Lande… Wenn mich jemand nach meinem Gemütszustand gefragt hätte - „glücklich“ wäre die treffende Beschreibung gewesen! Ein echt geiler Tag!
Nach ein paar schöne Bilder am Wasser
Fazit Rügen: Für einen kurzen Abstecher mit dem Motorrad oder einen kleinen Strandurlaub auf Deutschlands zweitschönster Sonneninsel reicht ein Tag aus. Zum Seele baumeln lassen und am Strand sitzen können es auch mal 1 oder 2 Wochen sein. Aber egal wie kurz oder lang, hinfahren und nicht zuhause auf der Couch sitzen!
Wildes Wild in Putbrus
Die einheimischen Leute mit ihrer freundlichen nordischen Art finde ich klasse, bin ja selber ein halber Fischkopp. Die Insel war dank Jahreszeit nicht stark überlaufen, und viele der Touristen und Einheimischen winkten uns beim Überholen vorbei oder fuhren uns wenigstens nicht vor die Karre…
Unsere Tour durch Rügen
Es ist sehr spannend und es macht irre Spaß mit 150 beim Überholen durch die engen Baumalleen links an den Autoschlange vorbei zu knallen. Das Rezept ist eigentlich immer das gleiche, ordentlich mit Druck und hoher Drehzahl an der Autokolonne vorbei. Durch das Dröhnen im Ohr und Vibrieren in der Magengegend bekommen die Dosentreiber dann schon mit das von hinten ein oranges Geschoss auf der Überholspur vorbeizieht. Mir kommt das eigentlich eher wie ein Computerspiel vor, mit schmerzhaft brüllenden zwölfhunderter Zweizylinder unter mir im Godmodus an der Dosenreihe vorbei….geile Sau!
Wieder jede Menge Laub auf der Rückfahrt
Am Montag mussten wir leider wieder den Rückweg antreten. Ordentlich frühstücken  und dann aufs Krad.
Bis Neuruppin war wieder Landstraße angesagt. Stellenweise schöne Kurven durch den Herbst, meistens aber nur stumpfe Landstraßen gerade aus. „Kurvige Strecke“ ist im Navi programmiert, aber es geht trotzdem 20 km gerade aus, dann ein Kreisverkehr und danach soll ich wieder erst in 22 km links abbiegen… 
Ab Neuruppin wieder Autobahn, die Strecke bis nach Hause hab ich auf ner halben Arschbacke abgesessen. Kurz vorm Heimathafen nochmal getankt, ein super Wochenende mit eindrucksvollen Kopfbildern war zuende.
Nochmal Tanken, mal sehen wie oft noch in diesem Jahr!


Rügen ist immer eine kurze Tour wert! Der Tag dort war wirklich super, wir haben genügend Good Vibrations und Sonnenstrahlen abbekommen um in den nächsten dunklen Wochen davon zu zehren.

Und im Duett mit einem sehr gutem Freund mit 150 kmh und auch 150 Ps (ok, Marc hat 10 Ps mehr) durch die Landschaft zu donnern ist eh das Beste was man gegen die Herbstdepression machen kann!

Mit der Rügensonne im Herzen und unserem Motorgedröhn im Ohr geht’s jetzt in den Winter!